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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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wir also in Zukunft jede Minute um unser Leben zittern, wie?“
    Jeff Prescott gab ihm keine Antwort. Auch Bill Webster und Frederick Lawes schwiegen. Der ehemalige Sanitäter machte sich über Alban Vock her und begann mit den primitivsten Mitteln, die Wunde zu reinigen und zu verbinden. Ein Wunder geschah. Alban Vock überstand lebend diese Tortur. Am nächsten Tag war er schon wieder bei Bewußtsein. Eine Woche später saß er wieder in Ruth Bonfields Blauer Taverne und verdrückte gelassen die größten Portionen.
     
    9
     
    Der Polizeiverein London Ost hielt an diesem Abend im großen Saalbau am Mardon Place in Stepney seine erste Novemberversammlung ab. Sie waren wieder alle in Massen erschienen: die uniformierten Konstabler und Sergeanten des Londoner Ostens, die Revierleiter, die Detektive der großen Dezernate Scotland Yards. Inspektor Hester saß neben Chefinspektor Graham vom Sittendezernat. Sie waren seit jeher gute Kollegen. Sie hatten lange in der gleichen Abteilung Dienst gemacht. Und wenn sie sich auch immer wieder spitzige Bosheiten ins Gesicht sagten, so war es doch jedem klar, daß sie eine ehrliche Freundschaft verband.
    „Es gibt Seezunge“, sagte Chefinspektor Graham gutgelaunt und sog genießerisch die köstlichen Gerüche ein, die von den verdeckten Schüsseln aufstiegen. „Seezunge, mein Lieber! Da haben die Küchenbullen heute ausgerechnet mein Leibgericht erraten.“ Er legte sich eine Serviette über die Knie und begann mit sichtlichem Behagen zu speisen. Sein rundes Gesicht glänzte wie ein Vollmond. Die kleinen Augen funkelten vor Lust und Lebensfreude. Inspektor Hester dagegen zeigte keinerlei Appetit. Er schob angewidert seinen Teller von sich. Unbeachtet ließ er die Bestecke liegen.
    „Ich bin eigentlich nur gekommen“, sagte er, „um mit Ihnen über die Morde an Sergeant Waldram und Sergeant Robinson zu sprechen. Sie versprachen doch, mir eine Liste . . .“
    „Lassen Sie mich wenigstens erst zu Ende essen“, schnaubte Chefinspektor Grahan verdrossen. „Erst das Vergnügen, dann der Dienst. Schade um den schönen Abend. Ich hätte gern über andere Dinge geredet. Über meine Winterreise nach Schottland, zum Beispiel. Aber Sie interessieren sich ja nur noch für den Dienst. Wollen anscheinend noch in diesem Jahr Kommissar werden.“
    „Ich will weitere Morde an Polizeibeamten verhüten“, sagte Inspektor Hester ernst. „Dazu brauche ich Ihre Mitarbeit. Ich glaube, daß Sie das verstehen werden.“
    Chefinspektor Grahan wischte sich mit seiner Serviette die fetten Lippen ab und steckte schnaufend die Beine unter dem Tisch aus.
    „So“, sagte er prustend. „Das war wieder mal ein Fest. Nun kommen wir zu Ihnen, Mr. Hester. Hier sind die beiden Listen, die Sie haben wollten.“
    Das erste Verzeichnis umfaßte alle Venustöchter, soweit sie vom Sittendezernat und von den Polizeirevieren kontrolliert wurden. Die zweite Liste enthielt alle Namen der berufsmäßigen Schlepper und Zuhälter.
    Inspektor Hester beugte sich interessiert über die Blätter. „Sind sie vollzählig?“, fragte er zerstreut.
    „Hm. Ich glaube schon. Bei den Mädchen wird der eine oder andere Name fehlen. Es kommt darauf an, ob sie bei der Gesundheitsbehörde eingetragen waren oder nicht. Wenn nicht, sind sie auch bei uns nicht registriert.“
    „Wissen Sie, zu welcher Meinung ich inzwischen gekommen bin?“, murmelte Inspektor Hester, während er die Verzeichnisse überflog. „Ich nehme an, daß ein Mann aus den Kreisen der Zuhälter und der gewerblichen Unzucht sich von seiner früheren Vergangenheit freimachen konnte und inzwischen einen höheren Posten errang. Diesen Mann hemmt nun sein lasterhaftes Vorleben. Er fürchtet mit Recht, daß man ihm eines Tages auf die Schliche kommen könnte. Aus diesem Grund möchte er seine ehemaligen Freunde und Kollegen ins Jenseits befördern. Und noch etwas: er weiß genau den Zeitpunkt, da Mack Rupper sich zur Flucht rüstete. Dieses Wissen nützte er auf seine Weise aus. Er verschaffte sich abgefeilte Patronen und eine Pistole vom Kaliber 9 mm. Er glaubte, mit diesem Trick alle Morde dem geflüchteten Mack Rupper in die Schuhe schieben zu können. So sehe ich heute die ganze Geschichte an.“
    „Nicht schlecht ausgeknobelt“, murmelte Chefinspektor Grahan anerkennend. „Wenn Mack Rupper tatsächlich getürmt ist, könnte Ihre Theorie stimmen. Hält er sich aber noch in London auf, so greifen sie ruhig auf ihn zurück. Er ist ein wahrer Satan in meinen

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