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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Augen. Ich kann erst dann wieder ruhig schlafen, wenn ich ihn in einer sicheren Zelle weiß.“
    Inspektor Hester studierte noch immer seine Listen durch. Drei Minuten etwa blieb er völlig still. Dann aber hieb er plötzlich mit der Faust auf den Tisch. Ein heller Funke sprang in seinen Augen auf.
    „Verdammt“, stieß er rau hervor. „Daß ich bisher diese drei Burschen in der Blauen Taverne übersehen habe. Hier, da stehen sie in Ihrer Liste, Mr. Grahan. Sie sind früher Zuhälter gewesen. Sie waren aber auch Freunde Mack Ruppers. Hier muß der Schlüssel zu dem großen Rätsel liegen. Wovon leben denn diese Burschen jetzt überhaupt? Sie arbeiten doch nichts. Sie rühren keinen Finger. Trotzdem sitzen sie jeden Abend in dem bürgerlichen Lokal herum und verjubeln eine Menge Geld. Wissen Sie, was das zu bedeuten hat, Chefinspektor?“
    „Erpressung, wie?“
    „Ja, ich nehme an, daß sie jemand erpressen. Sie kennen die Vergangenheit dieses Mannes, von dem ich vorhin sprach.“
    „Hm“, sagte Chefinspektor Grahan. „Sie gehen im Moment mächtig ran. Wenn diese drei Burschen tatsächlich ein Opfer zwischen ihren dreckigen Fingern haben, dann wäre dieses Opfer der gesuchte Mörder. Stimmt das?“
    „Ja, das stimmt“, murmelte Inspektor Hester grübelnd. „Nur schade, daß man diesen drei Halunken bisher ihre Erpressungen nicht nachweisen kann. Ich würde sie sonst noch heute Nacht in den Knast stecken und ordentlich durch den Wolf drehen. Ich bin überzeugt, daß sie dann sehr bald mit einem Geständnis herausrücken würden.“
    „Leider läßt sich das nicht machen“, brummte Grahan achselzuckend. „Sie müssen erst Beweise sammeln, Hester. Beschatten Sie diese Gauner. Lassen Sie ihnen keine Ruhe mehr. Machen Sie sie nervös. Hetzen Sie ein Dutzend Konstabler auf ihre Fährte. Vielleicht haben Sie dann schon in kürzester Zeit Erfolg.“
    „Ich würde es wünschen“, lächelte Inspektor Hester pessimistisch.“
    „Entschuldigen Sie mich jetzt, Mr. Grahan. Ich werde gleich mal zur Blauen Taverne fahren. Dieses Fest hier kann mir gestohlen bleiben. Das andere ist entschieden wichtiger.“
    Er brach in aller Eile auf, verließ den Saalbau am Mardon Place und ging auf seinen Dienstwagen zu. Die blaue Limousine stand unmittelbar vor Moncktons Kellerbar. Der Schein blauer und roter Glühbirnen spiegelte sich im Lack des Kühlers.
    Während Inspektor Hester den Schlag öffnete und hinter dem Steuer Platz nahm, konnte er die Stimmen angeheiterter Mädchen und das gurrende Schmeicheln geschäftstüchtiger Venustöchter deutlich aus dem Kellergewölbe heraufschallen hören. Hier werden wir auch noch einmal aufräumen, schwor er sich. Schon morgen, wenn es sein muß. Ich werde mir persönlich beim Sittendezernat die Erlaubnis einholen.
    Er hatte große Pläne für die Zukunft, der ehrgeizige und pflichtbewußte Inspektor William Hester. Leider ahnte er in diesen Sekunden nicht, daß ihm der Tod nur noch eine ganz winzige Frist gönnte. Wie ein düsterer Schatten hockte er bereits neben ihm, als er jetzt die Bremsen löste. Es war eine Fahrt, die geradenwegs in die Arme eines Mörders führte. Die Uhr, die das Schicksal für Inspektor Hester aufgezogen hatte, lief nur noch eine knappe Stunde.
    Als er vor der Blauen Taverne ankam, sprang Inspektor Hester schnell aus dem Wagen und ging mit federnden Schritten auf das achtbare Lokal zu. Auch er wunderte sich im stillen darüber, was Ruth Bonfield aus diesem einst so verwahrlosten Laden
    gemacht hatte. Respektvoll blickte er auf die blütenweiß gedeckten Tische und auf den teuren Blumenschmuck. Anerkennend streifte er die gutgekleideten Gäste, die schweigsam und mit Anstand die aufgetragenen Gerichte verzehrten. Im Hintergrund saßen Hope Bolton, Alban Vock und Bill Webster vor drei hohen Bierkrügen. Sie unterschieden sich äußerlich nicht im geringsten von den anderen Gästen. Sie waren in bester Schale und trugen pikfeine Oberhemden. Ihre Krawatten waren der letzte Schrei der Pariser Herbstmesse.
    Inspektor Hester wollte schon auf den Tisch der drei Halunken zusteuern, da sah er Ruth Bonfield blond und rosig hinter der Theke auftauchen. Sie war sichtlich befremdet, als sie ihn sah. Peinliche Überraschung malte sich in ihrem hübschen Gesicht.
    „Sie kommen doch hoffentlich nicht dienstlich, Inspektor?“, fragte sie rasch atmend. „Ich glaube, das ist in meinem Lokal nicht nötig. Früher war das ja anders, da kam eine Polizeistreife nach der anderen in

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