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Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry

Titel: Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Knall eines Schusses klang in den Flur herein. Das mörderische Geschoß schlug unmittelbar hinter Ralph Condray in die Mauerwand des Treppenhauses. Dort prallte es ab und fiel klirrend auf die Steinfliesen nieder. Ralph Condray warf augenblicklich die Tür zu, stemmte sich mit dem ganzen Körper dagegen und drehte den Schlüssel um. Schwer atmend starrte er in die Finsternis. Er knipste sein Feuerzeug an. Das flackernde Licht fiel blinkend auf den Hausschlüssel, den er eben aus dem Schloß zog.
    „Es ist der Schlüssel zum Tode“, murmelte er zwischen verkniffenen Lippen. „Es ist genauso, als hätte mir auf der Waterloo Station der Tod damals ein Geschenk machen wollen. Von jener Stunde an steht mein Leben unter seinem Schatten.“
    Er fuhr nervös herum, als er einen leichten Schritt neben sich hörte. Der Luftzug bewegte das kleine Flämmchen huschend hin und her. Gleich darauf stand Maud Ruby in dem kargen Lichtschein. „Mein Gott, was ist denn geschehen?“, fragte sie
    mit bleichen Lippen. „Ich hörte einen Schuß fallen. Ich dachte schon, du wärst . . . man hätte dich . . . „
    „Der Schuß hat dir gegolten“, sagte Ralph Condray in düsterem Grübeln. „Ich glaube, ich habe dir Unrecht getan. Dein Leben ist wirklich in Gefahr. Ich werde dich in Zukunft vor diesem Satan schützen müssen.“
     
    8
     
    Über dem Canal Grove in Hoxton sank die Dämmerung. Der stürmische Wind, der durch die ärmliche Straße fegte, wehte welkes Laub und Papierfetzen zusammen.
    „Machen Sie rasch“, sagte Alfred Glashill zu den Arbeitern, die an der Vorderfront seines Ladens beschäftigt waren. „Es dunkelt schon. Möchte die Sache heute noch zum Abschluß bringen.“
    Er trat ein paar Schritte auf den schmutzigen Gehsteig hinaus und schaute stirnrunzelnd in die blaue Abenddämmerung hinein. Schon nach wenigen Sekunden entdeckte er den Eckensteher Frede- rick Lawes, der seinen Buckel an einer Hauswand rieb und beide Hände in den Hosentaschen vergraben hatte. Eine dicke Zigarre klebte zwischen seinen Lippen. Anscheinend lebte er nicht schlecht.
    „He, Frederick“, rief Alfred Glashill laut zu ihm hinüber.
    „Komm mal her! Möchte dich was fragen.“
    Es dauerte ziemlich lang, bis Frederick Lawes sich überwinden konnte, den völlig unnötigen Weg auf sich zu nehmen. Mit schwerfälligen Schritten kam er schließlich näher.
    „Was willst du?“, fragte er mundfaul.
    „Du hast doch hoffentlich die Klappe gehalten“, hüstelte Alfred Glashill aufgeregt. „Möchte auf keinen Fall, daß jemand etwas von den Diamanten erfährt. Mach endlich den Schnabel auf. Hast du dicht gehalten oder nicht?“
    Frederick Lawes schielte grinsend auf die fleißigen Arbeiter, die eben damit beschäftigt waren, schwere Maschengitter vor den ärmlichen Schaufenstern anzubringen. Die Tür bekam neue Schlösser und Sperrketten. Eben wurden die Sicherungszapfen in die Hauswand eingemauert.
    „Diese Gitter sind mehr wert als dein ganzer Laden“, maulte Frederick Lawes boshaft. „Die Leute werden sich wundern, wenn sie in Zukunft deine Festung sehen. Sie werden sich an die Stirn tippen. Was sollte man denn bei dir stehlen, he?“
    „Das weißt du ganz genau“, zischte Alfred Glashill wütend.

„Glaube kaum, daß ein Juwelier in der Innenstadt größere Schätze in seinem Haus aufbewahrt. Gib mir dein Wort, Frederick! Dein Ehrenwort darauf, daß du keine Silbe verraten hast.“
    Frederick Lawes zog seinen Buckel zwischen die Schultern und stoffeite grinsend auf die andere Straßenseite hinüber. Vor seiner Stammecke machte er halt. Er lehnte sich wieder an die Hauswand und zündete sich mit aufreizender Ruhe eine neue Zigarre an.
    „Hätte ich doch nur diesen Halunken niemals in mein Haus gelassen“, jammerte Alfred Glashill verzweifelt vor sich hin. „Dieser Bursche bringt mich noch um meinen Verstand. Ich kann keine Nacht mehr schlafen. Wollte Gott, ich hätte diesen Lederbeutel nie gesehen. Dann wäre mir entschieden leichter um‘s Herz, und ich hätte mir auch diese verdammten Ausgaben ersparen können.“
    Um sieben Uhr waren die Handwerker fertig. Sie räumten ihre Werkzeuge zusammen, bekamen ihren Lohn ausgezahlt und entfernten sich dann in Richtung der Hoxton Brücke. Die Scherengitter vor den Schaufenstern glänzten neu und frisch im Schein der Laternen. Die Messingbeschläge an der Tür schimmerten wie pures Gold.
    Alfred Glashill huschte wie eine Ratte in den Laden und legte die Sperrketten vor. Er löschte alle

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