Der Schlüssel zum Tode Kommissar Morry
gehört dieses Geschäft. Seit ein paar Nächten geht es hier zu wie in einem Zirkus. Erst vor drei Tagen wollten Einbrecher diesem Geschäft einen Besuch abstatten und . . .“
Er brach unvermittelt ab. Ein derber Stoß traf ihn in die Seite. Als er erschrocken aufblickte, sah er Frederick Lawes an seiner Seite stehen.
„Denk an den Lederbeutel, du Idiot“, zischte der Eckensteher bösartig. „Willst du den Cops die Geschichte unbedingt auf die Nase binden? Halte es für besser, du würdest die Klappe halten.“
„Was ist denn nun eigentlich?", fragte Wachtmeister Swan ungeduldig. „Wollen Sie eine Meldung machen? Haben Sie irgendetwas beobachtet? Sie sprachen doch eben von einem Einbruch . . . ?“ Alfred Glashill blickte sich fröstelnd um. Er sah die drohenden Gesichter Hope Boltons und Alban Vocks auf sich gerichtet. Furchtsam krümmte er sich zusammen.
„Entschuldigen Sie, Sir“, sagte er demütig zu Wachtmeister Swan. „Ich war eben noch im Halbschlaf. Da rede ich dann meist so wirres Zeug daher. Sie dürfen das nicht ernst nehmen. Jetzt bin ich wieder wach und bei klarem Verstand. Ich kann mich an nichts Besonderes erinnern.“
„Da soll sich einer noch auskennen“, knurrte Wachtmeister Swan verdrossen. „Man weiß überhaupt nicht mehr, was man in die Protokolle schreiben soll. Diesen Burschen hier ist überhaupt kein Wort zu glauben. Und was wir selbst ermittelt haben, ist praktisch gleich Null. Niemand hat den Mörder gesehen. Er hat wie immer keine Spuren hinterlassen. Nur diese abgefeilte Patrone, und die ist meines Erachtens ganz fauler Zauber. Sie soll uns absichtlich auf die falsche Fährte lenken.“
„Wenden Sie sich an Kommissar Morry“, sagte der Polizeiarzt zum zweiten Mal. „Er wird sicher Rat wissen.“
11
Ralph Condray konnte sich über seine Stellung bei Ruth Bonfield in der Blauen Taverne nicht beklagen. Erstens einmal machte ihm seine Arbeit Spaß, und zum zweiten ließ man ihn immer wieder wissen, wie sehr man mit ihm zufrieden war.
„Voraussichtlich werde ich zu Weihnachten heiraten“, sagte Ruth Bonfield an diesem Abend zu ihm. „Mein Verlobter will nicht, daß ich weiterhin in der Küche dieses Lokals stehe. Da wird es sich dann als nötig erweisen, einen Geschäftsführer an meine Stelle zu setzen. Ich denke dabei an Sie, Mr. Condray! Dieser Posten dürfte Ihren Fähigkeiten am besten entsprechen.“
„Ich danke Ihnen, Madam“, sagte Ralph Condray schlicht. „Ich würde sicher nie wieder eine bessere Chefin finden.“
Als er sich ein wenig zur Seite wandte, sah er plötzlich Gray Jaspers vor sich stehen.
„Ich hätte auch noch ein paar Worte mit Ihnen zu reden“, murmelte der Detektiv hastig und rückte nervös seine Brille auf und ab. „Sie wissen doch, welchen Auftrag ich Ihnen seinerzeit erteilte. Konnten Sie die Freunde Mack Ruppers inzwischen schon bei ihren Gesprächen belauschen? Sind Sie dahintergekommen, welches Geheimnis sie verbindet? Haben Sie herausgebracht, wovon sie leben?“
„No, Sir“, sagte Ralph Condray kühl. „Ich konnte bisher nichts in Erfahrung bringen.“
Er ließ den anderen reden und polierte inzwischen seine Gläser. Es war ein ruhiger Abend. Es gab nicht viel zu tun. Die meisten Gäste waren nur zum Essen gekommen und dann wieder weggegangen. Ralph Condray freute sich bereits auf einen frühen Feierabend, da sah er plötzlich Maud Ruby durch die Tür treten und an dem einsamen Tisch in der Fensterecke Platz nehmen. Er merkte sofort, daß irgendetwas nicht stimmte. So bleich und verfallen hatte er Maud Ruby noch niemals gesehen. Sie wirkte völlig entmutigt. Ihre Augen waren erloschen und ohne Glanz.
Bereits eine halbe Minute später stand Ralph Condray an ihrem Tisch. „Was ist denn?“, fragte er unruhig. „Ich wäre doch ohnehin nach der Sperrstunde zu dir gekommen. Ist etwas passiert?“
Maud Ruby nickte. Dann blickte sie sich unruhig im Lokal um. Beklommen äugte sie zu den Freunden Mack Ruppers hin.
„Es ist alles aus“, flüsterte sie gepreßt. „Ich weiß mir keinen Rat mehr. Niemals wieder wage ich mich in das Haus am Lofting Oval.“
„Willst du mir nicht endlich erklären, was geschehen ist?“, fragte Ralph Condray ungeduldig. „Wie soll ich dir helfen, wenn ich noch immer nicht weiß . . .“
Jetzt endlich offenbarte Maud Ruby ihr Geheimnis. Sie kramte einen Zettel aus ihrer Handtasche und legte ihn auf den Tisch. „Lies!“, sagte sie tonlos.
Ralph Condray nahm den schmutzigen
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