Der Schluss-Mach-Pakt
und betrachtete die Regale voller schulischer Auszeichnungen, die sich entlang der lila-grau gestreiften Wände erstreckten. In der Nähe meines Kleiderschranks stand ein Bücherregal voller medizinischer Werke und ein paar Plüschtieren und Puppen, die noch aus meiner Kindheit übrig waren. Die lilafarbenen Kissen auf dem ordentlich gemachten Bett waren nach Größe sortiert, vom größten bis zum kleinsten. Alles war sauber und ordentlich, alles war an seinem Platz. Genau wie ich es mochte.
»Hübsches Zimmer«, sagte Trisha. »Die Röntgenbilder machen es richtig wohnlich.« Sie deutete auf die gerahmten Aufnahmen, die bei mir mit zehn gemacht worden waren, als Hannah und ich mit Elliott um etwas gewettet hatte: Er hatte behauptet, wir würden uns nicht trauen, mit den Fahrrädern über die kleine Rampe zu fahren, die er aus einem alten Stück Gartenzaun und einem Autoreifen gebastelt hatte. Hannah hatte es problemlos geschafft, aber ich war in Panik ausgebrochen, als ich auf der Rampe war, hatte mein Fahrrad nach rechts verrissen und war auf den Bürgersteig gefallen, sodass ich mir den Arm brach. Das war immer noch der einzige Bruch, den ich je erlitten hatte.
Die Erinnerung an Elliott und Hannah, wie sie meinen Gips mit Bildchen und ihren Unterschriften verziert hatten, ließ mich lächeln. Doch dann fiel mir wieder ein, dass es Dad gewesen war, der mich an jenem Tag ins Krankenhaus gebracht hatte, weil Mom nicht aus dem Bett hatte kommen wollen. Die letzten Jahre, die sie bei uns gewesen war, hatte sie sehr viel Zeit im Bett verbracht.
Mein Lächeln verblasste und stattdessen blickte ich finster drein.
»Tja«, fuhr Trisha fort und räusperte sich, als ich nichts darauf erwiderte. »Ich wollte mich entschuldigen dafür, dass ich die Sachen nicht da hingeräumt habe, wo sie hingehören. Dein Dad hat mir erklärt, wie wichtig es dir ist, dass alles seine Ordnung hat.«
Oh ja, ich konnte mir gut vorstellen, wie Dad Trisha erklärte, wie verrückt ich war, was Ordnung anging. Dad konnte manchmal ziemlich schlampig sein, zwar nicht ganz so schlimm, wie Mom es war, aber er war auch nicht gerade der ordentlichste Mensch auf der Welt. Er kapierte einfach nicht, dass das Aufräumen und Saubermachen mich beruhigten.
»Schon gut«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Aber denk das nächste Mal daran, dass du alles wieder da hinlegst, wo es hingehört.«
Trisha setzte sich auf den Rand meines Bettes. Wobei sie die Decke ein wenig in Unordnung brachte. »Avery, ich weiß, es ist schwer, zuzusehen, wie dein Dad sich mit anderen Frauen trifft.«
Ich zuckte den Achseln. »Schon in Ordnung.«
»Ich weiß, wie du dich fühlst«, fuhr sie fort. »Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich noch ein Kind war, und es war total komisch, als sie anfingen, sich mit anderen Leuten zu treffen. Das fand ich oft nicht gut. Ich dachte insgeheim immer, meine Mom und mein Dad würden wieder zusammenkommen.«
Ein stechender Schmerz durchfuhr mich. »Klar, tja, ich weiß aber, dass meine Eltern nicht mehr zusammenkommen. Meine Mom ist abgehauen. Sie kommt nie wieder.«
Einen kurzen Augenblick zuckte Trisha zusammen, doch sofort setzte sie wieder ihr ach so einfühlsames Lächeln auf. »Ich bin mir sicher, dass deine Mom dich immer noch lieb hat und an dich denkt. Dein Dad liebt dich auch. Du und Ian, ihr seid alles, was er hat. Ich fühle mich geehrt, dass er mich in sein Leben gelassen hat und dass ich dich und deinen Bruder kennenlernen durfte.«
Ich kämpfte gegen den Drang an, die Augen zu verdrehen. Sie redete ja so, als wären wir bereits eine glückliche Familie. Aber das waren wir nicht und wir würden es auch niemals sein.
»Ich muss jetzt Hausaufgaben machen«, log ich, in der Hoffnung, sie würde den Wink verstehen und verschwinden.
Trisha nickte und stand auf. Ehe sie ging, sah sie sich noch einmal zu mir um. »Ich hoffe, wir werden Freunde, Avery. Ich bin gar nicht so übel, wenn man mich kennt.«
»Klar, sicher«, murmelte ich. Als sie ging, warf ich ihr einen finsteren Blick hinterher. Wie kam sie nur auf die Idee, ich könnte mit ihr befreundet sein wollen? Sie war nicht anders als all die anderen, die vor ihr da gewesen waren. Bald schon würde sie wieder aus unserem Leben verschwunden sein.
Elf
»Du weißt, dass ich Shoppen hasse«, sagte ich, während ich mit Molly und ihrer Mom auf die Backsteinfassade des Willowbrook-Einkaufszentrums zusteuerte. Sobald wir durch die automatischen
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