Der Schluss-Mach-Pakt
durch Zauberei in eine Cola verwandeln.
»Was ist das denn?«, fragte ich und wedelte mit der rot-grünen Frucht.
»Eine Mango«, erklärte mein Dad. »Ich weiß ja, dass du dich gern abschottest von der Welt, Avery, aber ich glaube, eine Mango hast du schon mal gegessen.«
Nur mit großer Mühe konnte ich der Versuchung widerstehen, meinem Dad die Mango einfach an den Kopf zu werfen, um ihm so Vernunft einzuhämmern. »Ich weiß, was das ist. Was ich meinte, war, warum liegt die auf dem zweiten Fach oben und nicht in der Gemüseschublade? Das zweite Fach von oben ist für Getränke da.«
»Tut mir leid«, meinte Trisha und lächelte mich entschuldigend an. »Dein Dad hat mich gebeten, die Einkäufe wegzuräumen, und ich schmeiß die Sachen normalerweise dahin, wo Platz ist. Ich weiß noch nicht mal, wozu so ein Gemüsefach gut ist.« Ihr Gekicher fing langsam an, mir auf die Nerven zu gehen.
Ich öffnete die Kühlschranktür ganz, damit ich einen guten Blick ins Innere hatte. »Das Gemüsefach«, erklärte ich und deutete darauf, »ist für Obst und Gemüse da. Daher auch der Name. Das Obst kommt links in das Fach, das Gemüse rechts. Ich hab doch sogar Aufkleber auf die Schub lade gemacht, damit das jeder sehen kann, und ich habe ein e Abtrennung eingebaut, um beides voneinander zu trennen. Siehst du?« Ich deutete auf die zwei kleinen Aufkleber, die ich extra mit einem neu gekauften Etikettiergerät gemacht hatte, um Ian davon abzuhalten, weiterhin alles ins falsche Fach zu legen.
»Auf dem zweiten Fach von oben steht doch eindeutig Getränke . Und das bedeutet, dass da nur Getränke hingehören. In das Getränkefach kommt kein Obst.« Ich öffnete die Gemüseschublade und warf die Mango rein, wobei sie aller Wahrscheinlichkeit nach ein paar Dellen abbekam. Aber das war mir egal. Trisha hatte eine Grenze überschritten, als sie unser Haus betreten hatte, ein Chaos in unserer Küche angerichtet und die Ordnung in unserem Kühlschrank ruiniert hatte.
» Das ist doch kein Drama, Avery«, meinte mein Dad, während er in den Töpfen rührte. »Ist doch nur eine harmlose Ma ngo. Keine große Sache.«
War ja klar, dass er das nicht verstand. Der sah natürlich nur die scharfe Mittdreißigerin, die bereit war, was mit ihm anzufangen. Es bestand keinerlei Hoffnung, dass mein Dad klar sah, solange seine Hormone derart in Aufruhr waren.
»Wie auch immer«, sagte ich. Damit schnappte ich mir eine Cola und schlug die Kühlschranktür zu. »Guckt das nächste Mal auf die Aufkleber, bevor ihr die Sachen einräumt.«
Ich stürmte aus der Küche und mit jedem einzelnen Schritt kochte mein Zorn nur noch mehr hoch. So fing das immer an mit Katastrophen. Dad hatte Trisha eingelassen in unser Zuhause, hatte sie machen lassen, wie sie wollte, und wenn es dann vorbei war mit ihrer Beziehung, würde ich wie schon so oft Überstunden machen müssen, um alles wieder so hinzukriegen, wie es sein sollte.
Als Mom noch hier war, war es ganz normal gewesen, dass man Sachen an den unmöglichsten Orten fand. Zum Beispiel ihr Schlüsselbund, der an einem Haken am Küchenschrank hing, der eigentlich für Tassen vorgesehen war. Oder ein Schuh im Bücherregal. Als sie verschwunden war, hatte ich jeden Tag Stunden damit verbracht, sauber zu machen und aufzuräumen und alles neu zu organisieren. Mein System hatte funktioniert. Dad und Ian verlegten nie etwas. Sie wussten immer genau, wo die Sachen hingehörten, dank der unzähligen kleinen Aufkleber, die ich ungefähr überall hingepappt hatte.
Und jetzt kam diese Frau daher und ruinierte alles. Wie schwer konnte es denn sein, einen simplen Aufkleber zu lesen?
Ein leises Klopfen ließ mich hochfahren und ich starrte wütend zur Tür. Warum konnte Dad mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich war jetzt echt nicht in der Stimmung für ein dämliches Vater-Tochter-Gespräch mit einer Umarmung am Ende, damit alles wieder gut war.
Ich riss die Tür auf. »Dad, ich hab echt keine Lust …«
Auf einmal hielt ich inne und klappte den Mund zu. Es war nicht Dad, sondern Trisha. Sie lächelte mich an, aber mir entgingen die Nervosität und das Zögern in ihrem Blick nicht.
»Kann ich mal kurz reinkommen?«, fragte sie.
Ich machte die Tür etwas weiter auf, ging zu meinem Schreibtisch und blieb daneben stehen. Mit verschränkten Armen sah ich sie herausfordernd an.
Trisha nahm dies offenbar als stille Aufforderung, hereinzukommen. Sie machte einen zögerlichen Schritt ins Zimmer, sah sich kurz um
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