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Der Schluss-Mach-Pakt

Der Schluss-Mach-Pakt

Titel: Der Schluss-Mach-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Norris
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vielleicht warte ich ja auch auf jemanden.« Doch seine Ohren waren mittlerweile so rot wie seine Haare, sodass ich ihm das nicht abkaufte.
    Ich verschränkte die Arme. »Jetzt rück schon raus damit, sonst erzähl ich Dad, dass ich dich beim Klauen erwischt habe.«
    Ian klappte die Kinnlade runter und seine Augen wurden ganz groß. »Ich klaue nicht!«
    »Mir sieht das aber ganz danach aus. Du schleichst durch einen Laden, in den du normalerweise nie gehst, und treibst dich bei einem Regal voller Kristallrosen rum. Was solltest du denn sonst vorhaben?«
    Er ließ den Kopf hängen und murmelte etwas, was ich nicht verstand.
    »Was hast du gesagt?«, hakte ich nach und beugte mich zu ihm runter.
    »Ich hab gesagt, ich kaufe ein Muttertagsgeschenk.«
    Rasch richtete ich mich auf. Ich machte den Mund auf, doch es wollte erst mal kein einziger Pieps rauskommen. Es dauerte ein Weilchen, bis ich meine Stimme wiedergefunden hatte.
    »Wir haben keine Mutter«, erklärte ich schließlich.
    Ian starrte mich durch den Vorhang von Haaren an, der ihm vors Gesicht gefallen war. »Das weiß ich«, grummelte er.
    »Und aus welchem Grund kaufst du dann ein Geschenk für eine Mutter, die nicht mehr da ist?«
    »Es ist ja nicht für sie. Sondern für … für Trisha.«
    »Wie bitte?«, entfuhr es mir schrill.
    Ein paar Kunden in der Nähe drehten sich zu uns um. Ich packte Ian am Arm und zerrte ihn aus dem Laden heraus, wo unser Gespräch im allgemeinen Lärm untergehen würde. Wir setzten uns auf die Bank, auf der ich noch vor wenigen Minuten allein gesessen hatte.
    »Warum um alles in der Welt willst du ein Muttertagsgeschenk für Trisha kaufen?«, zischte ich.
    Ian zuckte mit den Schultern und sah ausnahmsweise mal so richtig aus wie ein kleiner Junge, auch wenn er immer so tat, als wäre er kein Kind mehr. Als er antwortete, wich er meinem Blick aus. »Ich dachte halt, das wäre nett.«
    »Trisha ist aber nicht unsere Mutter.«
    »Das weiß ich.«
    Eine Frau mit einem Kinderwagen, in dem ein pausbäckiges Baby lag, ging an uns vorbei. Das Baby gluckste zufrieden vor sich hin, während seine Mutter es anstrahlte.
    Ich stieß einen Seufzer aus. »Sie … sie kommt nicht zurück, das ist dir doch klar. Wenn sie hätte zurückkommen wollen, hätte sie es längst getan.«
    Ian zupfte an einem Hautfetzen an seinem Daumen herum. »Ich weiß.«
    »Aber wir sind doch bisher ganz gut ohne sie klargekommen. Wir sind ein Team, du und ich und Dad. Wir haben es doch gut hingekriegt und aufeinander aufgepasst.«
    Er griff in seine Tasche und zog einen Schokoriegel heraus. Er fing an, ihn auszuwickeln, doch ich riss ihm das Ding aus der Hand.
    »Hey«, protestierte er und streckte die Hand danach aus.
    Ich wehrte ihn ab. »Glaub bloß nicht, dass Trisha einfach so in unser Leben spaziert, und alles in Ordnung bringt. Das kann sie nämlich nicht. Sie ist nicht Mom, sie kann uns keine Antworten geben auf die ganzen Fragen.«
    »Ich erwarte doch gar nicht, dass sie alles in Ordnung bringt!« In Ians Augen glitzerten jetzt Tränen und wieder wollte er sich den Schokoriegel schnappen.
    »Wir brauchen niemanden außer uns, verstanden? Sag mir, dass du das verstanden hast. Wir brauchen keine neue Mom, wir kommen ganz gut ohne zurecht.«
    Mir war sehr wichtig, dass Ian das kapierte. Wir beide waren nämlich auch ein Team. Wenn Dad wieder mal in seinen Ratgebern abtauchte und auf Singletreffen ging, waren Ian und ich es, die dafür sorgten, dass keiner von uns durchdrehte. Wir hatten bisher alles gemeinsam durchgestanden.
    Doch die vielen Jahre der Enttäuschung hatten einen harten Ausdruck im Gesicht meines Bruders hinterlassen. Irgendwie war unser Team offenbar auseinandergebrochen, als ich mal nicht gut genug aufgepasst hatte.
    »Was ist denn falsch daran, wenn man sich wünscht, dass sich was ändert?« Ians Frage überraschte mich so sehr, dass er es tatsächlich schaffte, mir den Schokoriegel aus der Hand zu reißen. Er stand auf und stierte mich an, den Schokoriegel fest umklammert. »Du hast auch nicht auf alles eine Antwort, Avery. Vielleicht brauchen wir eben doch jemand anderen, der alles richtet für uns.«
    Ehe ich etwas darauf erwidern konnte, drehte mein Bruder sich um und eilte davon. Verblüfft blieb ich auf der Bank zurück, während das Leben um mich herum weiter seinen Gang nahm.

Zwölf
    Die Scheinwerfer meines Wagens erfassten eine einsame, dunkle Gestalt, die auf dem Bürgersteig entlanglief, als ich vom Diggity Dog House nach Hause

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