Der Schluss-Mach-Pakt
mache mir eben trotzdem Sorgen. Mir ist es einfach lieber, wenn ich weiß, dass du zu Hause und in Sicherheit bist.«
»Avery ist ein kluges Mädchen«, sagte Trisha. »Sie kommt ganz gut alleine zurecht.«
»Ja, das stimmt.« Dad lächelte mich an. »Ich schätze, ich will einfach nicht wahrhaben, dass sie langsam erwachsen wird. Das ging mir alles ein bisschen zu schnell.«
Ian gab ein würgendes Geräusch von sich. »Sind wir dann fertig mit den Liebesbekundungen für Avery? Dann könnten wir auch mal wieder über mich reden.«
Trisha streckte sich zu ihm rüber und kniff ihn in die Wange. »Und worüber würdest du gerne reden? Darüber, wie anbetungswürdig du bist?«
Ian wurde rot. »Na ja, vielleicht kurz. Nicht den ganzen Abend oder so.«
Sie lachten, als wären sie eine typische glückliche Familie. Mom, Dad und Sohn, die um den Esstisch versammelt waren und sich über ihren Tag unterhielten. Ich war hier die Außenseiterin, in meinem eigenen Zuhause, und ich hatte keinen Schimmer, wann und wie es so weit gekommen war. W ann hatte ich in dieser Familie eigentlich den zweiten Platz hinter dieser merkwürdigen Frau eingenommen?
»Oh!«, rief Ian unvermittelt. »Ich wollte euch ja die neuen Fotos zeigen, die ich für das Projekt geschossen habe.«
Mein Bruder sprang auf und rannte in sein Zimmer. Wir hörten, wie er eine Minute lang irgendwelche Sachen hin und her räumte, dann kam er mit einer Kiste voller Fotos zurück.
»Seht euch die an.« Er zog einen Packen heraus und reichte ihn Trisha.
Warum stand Ian bloß so auf diese Frau? Es war echt widerlich, wie er um ihre Anerkennung kämpfte. Er wollte, dass sie ihm den Kopf tätschelte und ihm sagte, was für ein guter Junge er war, und dass sie die Lücke füllte, die Mom hinterlassen hatte.
Ich stand auf. »Ich bring dann mal meine Sachen in mein Zimmer. Ich hab einen ganzen Haufen …«
Meine Stimme versagte. Ich starrte auf die Fotos, die Trisha vor sich hinlegte, während sie sie durchschaute.
»Lass mich das mal sehen.« Meine Finger schlossen sich um ein Bild, das meine Aufmerksamkeit erweckt hatte. Blinzelnd betrachtete ich das Foto in meiner Hand und versuchte das, was ich da sah, zu verstehen. Doch ganz gleich, wie lange ich die beiden Gesichter darauf noch anstierte – ich verstand die eingefangene Szene doch nicht wirklich.
»Avery?«, meinte mein Dad. »Stimmt irgendwas nicht?«
»Wann hast du das gemacht?«, fragte ich Ian und hielt ihm das Foto hin.
Ian kniff die Augen zusammen, verzog das Gesicht und versuchte sich zu erinnern. »Vor zwei Tagen, glaube ich. Genau, da ist nämlich der Buchladen im Hintergrund. In der Gegend hab ich vorgestern fotografiert. Was stimmt denn nicht damit?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ach, nichts. Kann ich das behalten?«
Ian zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen. Ist eh keine meiner besten Aufnahmen. Das wollte ich sowieso nicht für die Collage verwenden.«
Das Foto war ein wenig unscharf, daher konnte ich nicht ganz sicher sein, ob das, was ich da sah, tatsächlich das war, was ich dachte. Aber trotzdem war es so gut getroffen, dass ich den Blick nicht mehr davon abwenden konnte.
»Danke«, sagte ich. »Wenn ihr mich braucht, ich bin dann auf meinem Zimmer. Ich fühle mich nicht so gut.«
Dad stand auf und legte mir die Hand an die Stirn. »Alles in Ordnung? Was ist los? Liegt es an dem Foto?«
Ich schüttelte den Kopf und schob seine Hand weg. »Auf dem Foto ist nur eine Freundin aus der Schule zu sehen, daher dachte ich, das würde sie vielleicht gern haben wollen. Das ist alles.«
Dad sah nicht so aus, als würde er mir das abnehmen. Trotzdem nickte er und setzte sich wieder. »Ich seh später mal nach dir.«
»Gute Besserung, Avery«, meinte Trisha.
Ich nickte. »Ja, danke. Gute Nacht.«
Als ich die Tür hinter mir zugeschlossen hatte, legte ich mich aufs Bett und sah mir das Foto noch einmal genau an. Ich konnte immer noch nicht glauben, was ich da sah.
Hannah, wie sie Arm in Arm dahinspazierte mit einem Jungen.
Einem Jungen, der nicht Zac war.
Zwanzig
Mr Throckmorton sah mich wieder einmal missbilligend an. Der heutige Tag war offensichtlich ziemlich stressig gewesen für ihn, wenn man danach urteilte, dass ihm das Hemd auf einer Seite aus der Hose hing und sein Haar wild vom Kopf abstand.
»James«, blaffte er, sodass ich schuldbewusst zusammenzuckte. »Ich seh gerade keine Kunden an der Kasse. Für wen bereiten Sie den vor?«
Ich drückte einen Deckel auf den großen
Weitere Kostenlose Bücher