Der Schluss-Mach-Pakt
noch auf sein Geschleime reinfällst?«
Die Spitzen von Ians Ohren liefen knallrot an. »Aber er scheint doch ein echt cooler Typ zu sein.«
»Er ist das größte Arschloch der ganzen Stadt. Halt dich bloß von ihm fern.« Ich griff nach einem Lappen und wischte abermals über den Tresen, doch ich hielt inne, als mir plötzlich eine Idee kam.
»Oder noch besser«, sagte ich langsam, wobei ich mich über die Theke beugte und meine Stimme senkte, »folge ihm auch. Finde heraus, was er treibt, wenn keiner ihn beobachtet.«
»Warum kümmert es dich denn, was er treibt, wenn du ihn doch so hasst?«, fragte Ian und trank einen Schluck von seinem Shake.
»Wegen meines Seelenfriedens.«
»Wenn ich es tue, dann musst du mir aber vier Milchshakes spendieren.«
»Drei.«
»Abgemacht.«
»Mach ein paar gute Fotos. Bitte keine unscharfen mehr.«
Wenn das alles so hinhaute, dann würde ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können.
Einundzwanzig
Als die SMS von Zac kam, war es bereits kurz vor Mitternacht, aber ich lag immer noch wach im Bett.
Bereit für die Mitternachts-Comedy?
Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, ob ich überhaupt antworten sollte. Ich hätte im Bett bleiben sollen, in meinem netten, normalen Leben, in dem die Dinge nicht ganz so kompliziert waren.
Bereit, schrieb ich zurück.
Mein Körper wollte mir aber nicht so recht gehorchen. Mein Kopf sagte Nein, aber meine Beine marschierten quer durchs Zimmer, meine Hände griffen nach den Klamotten, und meine Füße trugen mich nach draußen, wo Zac bereits in der Einfahrt auf mich wartete.
»Du wirst meine Show heute Abend lieben«, sagte Zac. »Ich hab was Neues auf Lager.«
Er redete weiter, aber ich hörte ihm kaum zu. Meine Finger trommelten einen zusammenhangslosen Rhythmus aufs Lenkrad. Und mein Herz raste, als hätte ich viel zu viel Koffein zu mir genommen.
»Hey, alles in Ordnung?«, fragte Zac und tippte mir an den Arm.
Ich fuhr hoch, und mit einem Schlag wurde mir klar, dass ich beinahe eine rote Ampel missachtete hätte. Das Auto kam mit quietschenden Reifen an der ansonsten menschenleeren Kreuzung zum Stehen.
»Was?«
»Du bist wohl einen Augenblick weggedriftet.«
Ich keuchte schwer. Warum nur konnte ich mich nicht von Zac fernhalten? Was hatte mich bloß dazu gebracht, ihn heute Abend zu begleiten?
»Oh, tut mir leid. Ich … ich musste an Costa Rica denken.«
Zac nickte. »Bist du deswegen schon aufgeregt?«
Die Ampel sprang um auf Grün, und ich trat aufs Gaspedal, so heftig, dass die Reifen fast durchdrehten. »Ja, bin ich, und wie. Als Schülerin werde ich wohl nicht allzu viel mit ärztlichen Aufgaben zu tun haben, vermutlich darf ich Sachen holen und zusehen. Aber ich kann’s trotzdem kaum erwarten, endlich da zu sein.« Ich seufzte. »Wenn ich das restliche Geld zusammenkriege, das ich dazu brauche.«
Zac lehnte den Kopf gegen den Sitz und sah zu mir rüber. »Ist das teuer?«
»Viertausend Dollar«, sagte ich. »Deswegen arbeite ich ja auch im Diggity Dog House.«
Zac stieß einen leisen Pfiff aus. »Die Welt zu retten, ist wirklich nicht billig.«
»Nein, ist es nicht. Aber mir ist es das wert, wenn es erst mal klappt.«
Zac fuhr mit dem Finger über den Saum des Plastiksitzbezuges. »Und was passiert, wenn du es nicht schaffst? Ruiniert dir das deine ganze Zukunft?«
Ich dachte einen Moment lang über diese Frage nach, ehe ich antwortete. Mom war die Einzige, die uns erklären könnte, warum es besser war, wegzulaufen statt zu bleiben. Vielleicht war Mom ja in Costa Rica und führte das Leben, von dem sie immer geträumt hatte. Vielleicht war sie auch woanders, doch ich hatte nun mal keinen anderen Anhaltspunkt, wo sie zu finden sein könnte, um endlich ein paar Antworten zu bekommen und nach vorne schauen zu können.
»Nein, ich schätze, wenn ich es nicht schaffe, ist schon alles okay. Oder zumindest bleibt es so, wie es immer war.«
»Und das ist wohl nicht ganz so toll?«
Ich zuckte mit den Achseln, unfähig, seinem Blick zu begegnen. »Die letzten vier Jahre war überhaupt nichts toll.«
Lange Zeit schwiegen wir, während wir durch die dunklen Straßen fuhren. Es wirkte fast schon friedlich, wie ich hier so neben Zac in meinem Auto saß und keiner von uns ein Wort sagte. Nur das leise Murmeln des Radios erfüllte die Stille.
»Eltern bekommen das manchmal gar nicht so mit, wie sehr sie ihre Kinder verletzen durch das, was sie tun«, erklärte Zac mir. Er starrte stur geradeaus,
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