Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schluss-Mach-Pakt

Der Schluss-Mach-Pakt

Titel: Der Schluss-Mach-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shana Norris
Vom Netzwerk:
während er mit den Fingern über seinen Oberschenkel streifte, vor und zurück, vor und zurück, wobei er die Streifen des Jeansstoffs nachzeichnete. »Sie machen Fehler. Große Fehler.«
    »Und manchmal sind diese Fehler auch unverzeihlich.«
    »Genau. Manchmal sind sie unverzeihlich.«
    Dann sagte ich jene Worte, die ich noch nie zu einem Menschen gesagt hatte, nicht einmal zu Molly. »Manchmal wünsche ich mir, ich könnte sie einfach so vergessen.«
    Er drehte sich zu mir, und es kam mir fast so vor, als könnte er direkt in mich hineinsehen.
    »Meinst du das wirklich ernst?«
    »Manchmal schon, ja. Ich denk nicht gern dran, was sie meinem Dad damit angetan hat oder dass mein Bruder monatelang nur geheult hat. Es wäre besser für uns alle, wenn wir so tun, als hätte es sie nie gegeben. Dass sie nur ein Mythos ist, weißt du? Obwohl manchen von uns mehr daran liegt, sie zu vergessen, als anderen.«
    »Was willst du damit sagen?«, hakte er nach.
    Ich seufzte und umklammerte das Lenkrad ein wenig fester. »Mein Dad. Er trifft sich mit dieser Frau und es scheint ernst zu sein. Ich verstehe einfach nicht, wie er wieder mit jemandem zusammen sein kann. Als hätte er vergessen, wie sehr meine Mom ihn verletzt hat.«
    »Vielleicht ist er ja einsam. Vielleicht erinnert dein Dad sich lieber an die guten Seiten, die die Liebe mit sich gebracht hat, und die will er jetzt noch mal erleben.«
    »Aber er muss doch auch an die schlechten Seiten denken. Sonst macht er sich doch wieder anfällig für den Schmerz.«
    Zac lächelte mich zaghaft an. »Da hab ich mir ja eine tolle Geschäftspartnerin für eine Partnervermittlung ausgesucht, was?«
    Ich musste kurz lachen. »Ich hab ja versucht, dich zu warnen. Warum sollte ein Mensch sich verletzbar machen? Ist doch besser, durchs Leben zu gehen, ohne sich von den ganzen Hormonen bestimmen zu lassen und ihretwegen verrückte Dinge zu tun.«
    Zac streckte den Arm aus und drückte meine Hand. »Manchmal besteht eine Beziehung aus mehr als nur Hormonen, weißt du.«
    Dort wo Zac mich berührt hatte, fühlte sich meine Haut an, als würde sie brennen.
    Die Hormone, rief ich mir ins Gedächtnis. Das lag nur an den Hormonen.
    »Manchmal besteht eine tiefe Verbindung zwischen zwei Menschen«, erklärte Zac. »Es ist … Keine Ahnung. Schwer zu erklären. Aber ich weiß, dass mehr dahintersteckt als nur Hormone.«
    Der Schein der vorbeihuschenden Straßenlaternen wurde von Zacs dunklen Augen reflektiert, als ich ihm einen Blick zuwarf. Ich sah ihn an, und da er mir so nahe war, hatte ich das Gefühl, mich in seinen Augen zu verlieren, wie es immer so schön in diesen dämlichen Teenie-Magazinen hieß. Ich konnte nicht mehr klar denken, wusste noch nicht mal mehr, wo wir eigentlich waren, als wäre die restliche Welt um uns herum verschwunden. Plötzlich hatte ich nur noch einen Gedanken im Kopf.
    Wie wäre es wohl, Zac Greeley zu küssen?
    * * *
    Ich konnte mich gar nicht auf Zacs Comedyvorstellung konzentrieren. Meine Knochen fühlten sich an, als würden sie gleich aus meinem Körper herausplatzen. Ich trommelte nervös mit den Fingern auf meinem Knie herum und klopfte immer wieder denselben Rhythmus. Eins, zwei, drei. Eins, zwei, drei. Eins, zwei, drei.
    Es dauerte ewig, bis mir klar wurde, dass die Aufmerksamkeit aller im Raum mit einem Mal auf mich gerichtet war. Jeder einzelne Kopf hatte sich mir zugewandt, unzählige glänzende und grinsende Gesichter sahen mich an. Jemand rief mir zu: »Komm schon, rauf da mit dir!« und »Du schaffst das!« Die Leute klatschten, als wollten sie mich anfeuern.
    Von der Bühne aus winkte Zac mir zu und bedeutete mir, zu ihm zu kommen. »Komm schon rauf hier, Avery! Sei doch nicht so schüchtern.«
    O nein. Das war jetzt nicht sein Ernst. Es war ja okay, auf die Bühne zu gehen und eine Rede zu halten, wenn man diese vorher sorgfältig geplant und durchdacht hatte und genau wusste, was passieren würde, solange man da oben war. Aber einfach so überfallen zu werden, da verstand ich keinen Spaß. Das Jubeln wurde immer lauter, inzwischen sangen alle im Chor: »A-ver-y! A-ver-y!«
    »Los, trau dich«, sagte Zac. »Komm her!«
    Mein Körper war wie erstarrt. Meine Finger hatten mitten im Trommeln innegehalten und schwebten nun über meinem Knie. Ich konnte nur noch an die Abschlussfeier in der achten Klasse denken, als man mich auf die Bühne gerufen hatte, um mir eine Auszeichnung zu verleihen. Während ich die Stufen hochgestiegen war, war ich

Weitere Kostenlose Bücher