Der Schluss-Mach-Pakt
Lancaster sie behandelt hatte, wenn ich sie nicht bald auf ein anderes Thema brachte.
»Ich muss unbedingt mit dir über Elliott reden«, sagte ich.
Keiner war überraschter gewesen als ich, als Molly und Elliott plötzlich angefangen hatten, miteinander rumzuhängen. In den zwei Jahren, seit Molly nach Willowbrook gezogen war, hatte sie ein paar Freunde gehabt, doch Elliott war für sie ein ganz neuer Typ Junge. Sie trug zerrissene enge Jeans und Springerstiefel, er Khakis und Polohemden. Molly redete über Datenbanken und Firewalls, Elliott schwärmte von Basketball und Cheerleadern in kurzen Röcken. Was sollten die beiden wohl gemeinsam haben?
Molly verlagerte ihre Position auf dem Blümchensofa ihres Wohnzimmers und widmete sich wieder dem James-Bond-Film, den sie sich angesehen hatte. Goldfinger, was sonst, das war ihr Lieblingsfilm. »Nicht schon wieder.«
»Du hast ihn ja gestern Abend auch nicht mit Tara gesehen. Zwischen den beiden läuft was, das weiß ich.«
»Hast du gesehen, wie sie sich geküsst haben oder gehört, wie er sie um ein Date gebeten hat?«
Ich biss die Zähne zusammen und antwortete: »Nein.«
Molly drückte meinen Arm. »Ich vertraue Elliott. Ich gehöre nicht zu diesen durchgeknallten Mädchen, die ausflippen, wann immer ihr Freund sich mit einer anderen unterhält. Und außerdem sind wir ja eigentlich kein Paar . Wir unterhalten uns ja nur und gucken mal, wie es so läuft.«
»Keiner wird dich für verrückt halten, bloß weil du ihm misstraust. Immerhin hat er Lila Mahoney betrogen.«
»Das war in der neunten Klasse«, erwiderte Molly. »Ich glaube, Elliott ist in den vergangenen zwei Jahren erwachsen geworden.«
»Darauf solltest du dich besser nicht verlassen«, murmelte ich leise.
»Sieh mal, Elliott kann doch auch einfach so mit Mädchen befreundet sein. Er könnte sogar mit dir befreundet sein, wenn du es nur zulassen würdest. Verbring mal ein bisschen Zeit mit ihm, ich bin mir sicher, du würdest ihn bald genauso gern haben wie ich.«
Ich presste die Lippen aufeinander und biss die Zähne zusammen. Molly konnte ja nicht ahnen, dass Elliott und ich tatsächlich mal befreundet gewesen waren. Ich war fest entschlossen, nicht zuzulassen, dass sie je herausfand, was vor vier Jahren zwischen uns vorgefallen war.
Sie war im Grunde die einzige Freundin, die ich noch hatte, die einzige Person, der ich abgesehen von meinem Dad und meinem Bruder noch vertraute. Zwischen uns beiden hatte es gleich geklickt, als sie diesen Aufkleber von einer absolut unbekannten Band namens Hallow Flux auf meinem Schulheft entdeckte und dann gleich damit rausrückte, dass sie alle ihre Songs auf ihrem iPod hatte. Seither waren Molly und ich ein eingeschworenes Team gegen den Rest der Welt.
Ich hätte eigentlich glücklich sein sollen, dass sie einen neuen Schwarm hatte, zumindest wenn es nach den ungeschriebenen Gesetzen zwischen besten Freundinnen ging. Doch Molly hatte nun mal so gut wie jeden zweiten Monat einen neuen Schwarm. Kurz vor Neujahr war sie in den Vorsitzenden der Technik-AG verknallt gewesen. Und davor hatte sie eine Goth-Phase gehabt und war mit Brian Kelley ausgegangen, der gern schwarzen Lippenstift trug. (Ich wusste immer genau, wann sie unter der Treppe heimlich geknutscht hatten, weil sein Lippenstift dann über ihr ganzes Kinn verschmiert war.) Wie viele Trennungen konnte eine Person eigentlich ertragen? Er würde sie sitzen lassen, und dann würde ich wieder mal haufenweise Strawberry-Cheesecake-Eis mit ihr futtern müssen, und zwar nicht die fettreduzierte Variante. Darüber sollte ich mich freuen?
»Du mit deinen Vorurteilen gegenüber Elliott, du übertreibst doch alles maßlos, was er so tut«, sagte Molly zu mir.
Mir klappte die Kinnlade runter. »Ich übertreibe? Was sollten er und Tara denn sonst getan haben? So ganz allein?«
»Vielleicht haben sie sich über die Hausaufgaben unterhalten? Oder über Sport? Die wirtschaftliche Lage? Etwas, was so rein gar nichts mit den Szenarien zu tun hat, die du dir so zusammenfantasierst?«
Arme, naive Molly. Sie wollte immer an das Beste in den Menschen glauben. Sie musste erst noch lernen, wie grausam die Welt sein konnte.
»Elliott ist nicht so schlimm, wie du immer meinst«, sagte sie, während sie sich noch ein Popcorn in den Mund steckte.
O doch und ob er das war. Aber natürlich konnte ich ihr nichts von jenem Sommer erzählen, um ihr zu erklären, weshalb ich Elliott bis in alle Ewigkeit hassen würde. Also musste
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