Der Schluss-Mach-Pakt
ihm einen strengen Blick zu. »Wenn du mein Geschenk zurückgibst, geb ich dich ebenfalls zurück. Ich bin mir sicher, dass mir irgendwer zwei Cent für dich gibt.«
Ich riss das violette Geschenkpapier auf. Es war eine Schachtel, in der eine der Kristallrosen aus dem Kartenladen im Einkaufszentrum lag. Die Blume war lila angemalt und hatte einen langen, durchsichtigen Stängel mit goldenen Dornen dran. Ich lächelte meinen Bruder an. »Die ist wunderschön. Vielen Dank.«
Er ließ sich einen Kuss auf die Wange geben, dann sprang er wieder davon und wischte sich dabei mit der Hand übers Gesicht. »Igitt«, ächzte er. »Jetzt hast du mich mit deinen Keimen verseucht.«
Fünfundzwanzig
Als ich am Dienstagnachmittag bei der Arbeit gerade die Servietten nachfüllte, bemerkte ich, wie Elliott, der Dienst am Tresen hatte, sich mit Zac unterhielt. Zac gestikulierte wild und nach einer Weile wurde Elliotts Gesichtsausdruck weicher. Irgendwann stießen die beiden freundschaftlich die Fäuste aneinander, wie Jungs das gern taten, und Zac verschwand. Dabei strengte er sich an, bloß nicht in meine Richtung zu sehen.
Ich hielt es gerade mal fünf Sekunden aus, ehe meine Neugier siegte.
»Was hattet ihr denn zu besprechen?«, fragte ich, nachdem ich mich zu Elliott an den Tresen gesellt hatte. Ich tat so, als müsste ich die Ketchup- und Senfpäckchen neu organisieren.
Er funkelte mich an. »Willst du mich als Nächstes beschuldigen, ich würde Molly mit Zac betrügen?«
»Nein«, sagte ich und meine Wangen fingen an zu glühen. Ich holte tief Luft und redete mir ein, dass der Klügere nachgab. Es hatte noch keinem geschadet, sich zu entschuldigen, oder? Ich befürchtete zwar, dass man von dem Stress, den das verursachte, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall bekommen könnte, doch das musste ich wohl oder übel in Kauf nehmen.
»Hey«, sagte ich und sah ihm dabei direkt ins Gesicht, »es tut mir leid, dass ich dir nicht vertraut habe. Ich hätte niemanden auf dich ansetzen sollen, um dir hinterherzuspionieren, und ich hätte keine voreiligen Schlüsse ziehen dürfen. Ich hoffe aufrichtig, dir liegt so viel an Molly, dass du ihr niemals wehtun wirst.«
Elliott warf mir einen verärgerten Blick zu, doch dann sagte er: »Das tut es. Ich würde Molly nie hintergehen. Tara und ich sind nur Freunde, sonst nichts.«
»Was war an dem Tag, als du dachtest, ich wäre sie?«, fragte ich, weil mir wieder einfiel, wie er mit mir gesprochen hatte, als ich im Hot-Dog-Kostüm gesteckt und er gedacht hatte, ich wäre Tara. »Was hast du gemeint, als du fragtest, ob sie darüber nachgedacht hätte?«
»Ganz schön neugierig, wie?«, meinte Elliott und runzelte die Stirn. »Tara hatte ziemlich krassen Stress mit ihrem Freund und ich hatte ihr ein paar Tipps gegeben. Wenn du mir nicht glaubst, frag sie doch selbst.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaub dir. Tut mir leid. Aber es gibt da auch so Gerüchte über dich und Lila …«
Elliott verdrehte die Augen. »Erstens ist das schon zwei Jahre her, Avery. Längst Geschichte. Und zweitens muss nicht alles stimmen, was man so hört.«
»Was soll das heißen?«
Er trat an die Kasse. »Ich nehme mal an, Zac hat dir nie erzählt, dass wir mal recht gute Freunde waren?«
»Nein«, bestätigte ich. »Aber was hat Zac mit dem Ganzen zu tun? Und warum war er überhaupt hier?« Ich biss mir auf die Lippe, um nicht auch noch zu fragen, ob er irgendwas über mich gesagt hatte.
»Er war hier, um sich für einen Fehler zu entschuldigen. Frag ihn selbst, wenn du es genauer wissen willst.«
Während ich auf Elliotts Rücken starrte, gingen mir verschiedene Erinnerungen durch den Kopf. Er neigte den Kopf immer noch ein wenig zur Seite, wenn er sich konzentrierte, so wie früher schon als Kind. Ich hab damals so viel Zeit mit ihm verbracht, dass ich ihn im Grunde besser kannte als die meisten Leute.
Man lässt nicht einfach so jemanden sitzen, wenn es mal nicht ganz so gut läuft. Zacs Worte gingen mir mit einem Mal wieder durch den Kopf. Ich war weggelaufen, und es hatte mich die Freundschaft zu den beiden Menschen gekostet, die mir einmal alles bedeutet hatten.
»Es tut mir wirklich leid«, sagte ich und meine Stimme war über die lauten Gespräche der Kunden und das Gelächter im Speiseraum hinweg kaum zu hören. »Alles. Dass ich damals in jenem Sommer alles vermasselt und unsere Freundschaft ruiniert habe.«
Elliotts Schultern verspannten sich. Er hielt den Blick fest auf die Kasse
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