Der Schluss-Mach-Pakt
Fenster und überlegte, warum er da drinnen lag und nicht hier draußen bei mir war. Ich zog am Türgriff, doch das Fahrzeug hatte sich automatisch verriegelt.
In dem ganzen Jahr, da ich das Auto jetzt besaß, hatte ich mich noch kein einziges Mal ausgesperrt. Eine Avery James vergaß niemals ihre Schlüssel. Avery James ging nie los, ohne noch mal nachzusehen, ob sie auch alles dabeihatte.
Avery James verliebte sich auch nicht einfach so und ließ sich dann das Herz brechen.
Die Wolken öffneten sich nun gnadenlos, und während ich den Bürgersteig entlang nach Hause lief, prasselte der R egen auf mich herab. Ich hob das Gesicht gen Himmel und ließ mir vom Regen die Tränen von den Wangen waschen. Ganz gleich, wie sehr ich mich auch bemühte, es war nie genug. Ich vertrieb wirklich jeden. Kein Wunder, dass Zac, Molly, Ian und jeder andere auch mich hassten. Tief im Inneren war ich ein einziges Wrack.
Ein Auto, das neben mir hupte, riss mich aus meinen Gedanken. Mein Herz machte einen Satz, denn insgeheim hegte ich die Hoffnung, es könnte Zac sein.
Doch der silberne SUV , der da neben mir herkroch, gehörte nicht Zac. Es war Trisha, die durch das Fenster zu mir herausschaute. »Soll ich dich nach Hause bringen?«
Ich schlang mir die Arme um den Körper, weil ich mit einem Mal vor Kälte zitterte. Wegen des Unwetters war es eisig geworden. Trisha wirkte nicht verärgert, obwohl ich eine halbe Ewigkeit da stand und der Regen durch das Fenster in den Wagen strömte. Sie fragte auch nicht, ob es mir gut ging, sondern wartete geduldig, bis ich eine Entscheidung getroffen hatte.
Trishas Wagen war fast so ordentlich und sauber wie der meine. Das Innere war auf Hochglanz poliert und von dem herzförmigen Lufterfrischer am Rückspiegel ging ein zarter Vanilleduft aus. Sie stellte die Heizung höher, und als ich mich angeschnallt hatte, fuhr sie langsam los. Sie versuchte nicht, ein Gespräch anzuleiern, und so fuhren wir schweigend nach Hause.
Als wir nur noch ein paar Straßen von unserem Haus entfernt waren, machte ich endlich den Mund auf. »Danke«, sagte ich. »Fürs Mitnehmen.«
Trisha nickte und lächelte sogar leicht. »Kein Thema.«
Das sagte sie so beiläufig, als wäre es wirklich kein großes Ding. So wie ich sie die vergangenen paar Wochen behandelt hatte, hätte sie eigentlich jedes Recht gehabt, mich am Straßenrand stehen und nach Hause laufen zu lassen.
Doch sie hatte angehalten. »Du hättest mich einfach weiterlaufen lassen können«, sagte ich. »Mein Dad hätte es nie erfahren, wenn du mich nicht aufgegabelt hättest.«
»Ich hab dich nicht wegen deines Dads mitgenommen. Sondern, weil du so aussahst, als könntest du einen Freund gebrauchen.«
Aufmerksam sah ich sie an. »Warum bist du so nett zu mir?«
»Weil ich mir, ob du es glaubst oder nicht, Sorgen um dich mache«, erklärte Trisha.
Sie brachte den Wagen in der Einfahrt zum Stehen und sah mich an, als ich den Sicherheitsgurt löste. »Brauchst du irgendwie Hilfe, Avery?«, fragte sie.
Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte jetzt gern allein sein.«
Sie presste die Lippen aufeinander, nickte aber. »Wenn du irgendwann das Bedürfnis hast zu reden, dann weißt du, wo du mich findest.«
Ich rang mir ein Lächeln ab und kletterte aus dem Wagen. »Danke.«
Meine Füße fanden blind den Weg zur Haustür. Mein ganzer Körper war wie betäubt und lief auf Autopilot. Ich hatte keinen Haustürschlüssel dabei, denn der hing ebenfalls an dem Schlüsselbund in meiner Tasche, aber wenigstens hatte ich den Ersatzschlüssel, den Zac für mich angefertigt hatte. Ich angelte ihn aus der Ritze, in der ich ihn auf der Veranda versteckt hatte.
Ich rieb mit dem Daumen über die Rillen, die Zac eigenhändig in den Schlüssel geschnitten hatte. Er war meine Rettung, selbst jetzt noch, da er mich nur noch hasste. Das leise Klicken des Schlosses, als ich den Schlüssel reinschob, nahm ich kaum wahr.
In meinem Zimmer blieb ich erst mal stehen und starrte auf die Weltkarte an der Wand. Wie war ich nur auf die irrsinnige Idee gekommen, ich könnte alles wieder in Ordnung bringen? Wie konnte jemand, der selbst total am Ende war, auch nur daran denken, anderen helfen zu wollen?
Ich beugte mich über das Bett, streckte den Arm aus und riss die Karte von der Wand. Die Reißnägel blieben stecken und hielten kleine Stücke der Karte weiter an die Wand getackert. Den Rest zerknüllte ich in der Hand und schleuderte das Knäuel quer durchs Zimmer. Es flog
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