Der Schluss-Mach-Pakt
einfach nichts unter Kontrolle.
»Aber wenn du doch einfach nur allein sein wolltest, warum dann der ganze Plan, dass ich dir Zac ausspanne?«, fragte ich. »Ich bin mir sicher, wenn du mit ihm geredet und ihm erklärt hättest, wie du dich fühlst, dann hätte er das doch verstanden und dich gehen lassen. Ihr hättet schon vor langer Zeit einfach so Schluss machen können. Warum hast du mich da mit reingezogen, damit ich ihm wehtue?«
Ihr Blick wurde hart und sie verschränkte trotzig die Arme. »Der Plan war nicht, Zac zu verletzen.«
Schweigen machte sich breit zwischen uns. Etwas weiter den Flur runter hörte ich Stimmen und Schritte und Spindtüren, die zuflogen, als immer mehr Schüler für den letzten Tag des Schuljahres eintrafen. Endlich hatte sich das Chaos in meinem Kopf ein wenig gelegt, denn mir wurde klar, dass es letzten Endes um das ging, was Hannah nicht gesagt hatte.
Der Plan war nicht gewesen, Zac wehzutun. Sie hatte mir wehtun wollen.
»Hannah«, sagte ich, wobei ich einen Schritt auf sie zuging. Auf diese Weise versuchte ich, die Kluft zu verkleinern, die sich in den vier Jahren zwischen uns aufgetan hatte. »Das, was damals in diesem Sommer passiert ist, tut mir leid.«
Hannah wurde stocksteif. Ein Muskel an ihrem Kiefer zuckte leicht, doch sie hob lediglich die Schultern. »Spielt doch jetzt keine Rolle mehr. Wir sind quitt.«
So vieles hatte sich verändert seit jenem Sommer. Hannahs Familie hatte sich verändert, ihr komplettes Leben hatte sich verändert, und ich war nicht für sie da gewesen, so wie früher. Das Verschwinden meiner Mom hatte nicht nur Einfluss auf mich gehabt, sondern auch auf viele andere Menschen, wie mir jetzt erst klar wurde.
»Erinnerst du dich an damals, als wir den ganzen rohen Kuchenteig in uns reingestopft haben, den deine Mutter im Kühlschrank hatte?«, fragte ich ganz unvermittelt.
Der Anflug eines Lächelns zuckte um ihre Mundwinkel. »Ganze fünf Tüllen voll«, meinte sie. »Meine Eltern waren überzeugt, dass wir an einer Kolik sterben würden.«
»Mir war ja tatsächlich die ganze Nacht schlecht und ich hatte Bauchschmerzen.« Ich schenkte ihr ein trauriges Lächeln. »Wenn ich die Zeit zurückdrehen und ändern könnte, was damals geschehen ist, würde ich es tun.«
Hannahs Miene verdüsterte sich erneut. »Was geschehen ist, ist geschehen. Und glaub mir, ich vermisse dich garantiert nicht.«
Doch mitten während dieses Satzes versagte ihr die Stimme, sodass es mir ganz danach klang, als würde sie lügen.
Abermals hielt sie mir den Scheck hin. »Was ist, willst du den jetzt oder nicht?«
Ich betrachtete das Papier, griff allerdings nicht danach. »Nein, ich will ihn nicht.«
Hannah blinzelte. »Wie bitte?«
Ich zog den ersten Scheck von ihr aus der Tasche und zerriss ihn in ordentliche kleine Quadrate. »Ich bin raus. Ich spiel nicht mehr mit.«
»Es ist doch längst vorbei. Du brauchst nur noch den Scheck einzulösen, dann kannst du abdüsen und die Welt retten, wie du es dir immer erträumt hast.«
»Diese Welt kann auch noch ein weiteres Jahr auf mich warten.« Ich öffnete ihre Hand und ließ die winzigen Papierschnipsel hineinfallen.
Dann schulterte ich meinen Rucksack und lächelte sie an.
»Lass dir von deiner Mom bitte nicht einreden, du wärst nicht gut genug, okay?«
Ihre braunen Augen wurden glasig, und sie presste die Zähne aufeinander, sodass die Muskeln an ihrem Kiefer zuckten.
Die erste Stunde an diesem letzten Schultag vor den Sommerferien wurde gerade angekündigt, als ich davonmarschierte. Dann hielt ich noch einmal inne und drehte mich zu ihr um.
»Ach, übrigens. Ich hab nicht gegen dich gestimmt.«
Achtundzwanzig
»Kann ich Ihnen helfen?«
Ich fuhr zusammen, als ich die Stimme hinter mir hörte, und richtete mich auf. Gerade hatte ich mich über die Kühlerhaube von Zacs Wagen gebeugt. Sein Dad stand in der Einfahrt vom Haus der Greeleys, direkt hinter mir, und musterte mich mit einem argwöhnischen Blick.
Dann allerdings schien er mich zu erkennen und nickte mir zu. »Sie sind diese Freundin von Zac, nicht wahr?«
Ich nickte. »Ja. Avery James.«
»Genau.« Mr Greeley nahm einen Schluck aus der Thermostasse in seiner Hand. In der anderen hielt einen Stapel Unterlagen und Ordner. »Kann ich irgendwas für Sie tun?«
Sein Blick wanderte zu dem Wagen hinter mir und dann auf die Nelke in meiner Hand. Die Blume war beim Nelkenverkauf von der Mathe- AG übrig geblieben. Sie war nicht gerade das schönste
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