Der Schluss-Mach-Pakt
die Wahrheit Zac wütend machen würde, aber dennoch hatte ich mich an den letzten Rest Hoffnung geklammert, dass am Ende alles wieder gut werden würde. Dass er mir vielleicht dankbar genug dafür wäre, dass ich ihm die Wahrheit über Hannah erzählt hatte, um mir mein Vergehen zu verzeihen. Dass er womöglich sogar darüber lachen könnte, weil er es für eine clevere Taktik hielt, sich Geld dazuzuverdienen. Doch er hatte natürlich recht. Ich hatte ihn hintergangen und das würde er mir wohl nie verzeihen können.
Ich fuhr zusammen, als ich eine Hand an meinem Arm spürte. Ich drehte mich um und sah Molly neben mir stehen.
Sofort warf ich mich in ihre offenen Arme. Tränen rannen mir über die Wangen, aber mir war egal, ob das irgendwer mitbekam oder nicht. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Schultern bebten, während ich in Mollys T-Shirt heulte und sie mich ganz fest drückte.
Als der Gong ertönte, führte sie mich in die Mädchentoilette. Ich hatte noch nie eine Stunde geschwänzt, da es ja mein perfektes Image als Musterschülerin ruiniert hätte. Doch in diesem Moment brachte ich einfach nicht den Mut auf, irgendjemandem unter die Augen zu treten.
Wir saßen lange Zeit neben den Waschbecken auf dem Boden, ohne ein Wort zu sagen. Es fühlte sich gut an, meine beste Freundin wieder neben mir zu haben.
»Tut mir leid, dass ich Elliott so misstraut habe«, sagte ich schließlich.
»Ich weiß«, entgegnete Molly.
»Ich hab mich bei ihm auch schon entschuldigt.«
»Hat er mir erzählt. Ich kann trotzdem nicht glauben, dass du ihm hinterherspioniert hast. Das sieht doch eher mir ähnlich.«
»Tja, ich hatte ja auch die beste Lehrerin.« Ich brachte ein schiefes Grinsen zustande.
»Und wie ist es möglich, dass Ian Fotos von mir schießen konnte, ohne dass ich was davon mitbekommen habe? Wäre ich eine echte CIA -Agentin, könnte ich meine Tarnung jetzt vergessen.« Sie machte eine kurze Pause, ehe sie fortfuhr: »Tut mir leid, dass ich dir nicht von meinem Treffen mit Elliott erzählt habe.«
»Und warum hast du es nicht getan?«
Molly wedelte ratlos mit einem Arm. »Ich dachte, du würdest mich für dumm halten. Weil du nämlich nicht glauben willst, dass die Leute sich ändern können, und ich wollte mich damit nicht auch noch auseinandersetzen, weil ich ja schon Probleme damit hatte, mir über meine eigenen Gefühle klar zu werden. Ich brauchte einfach Zeit, um über das alles nachzudenken, weißt du?«
Ich nickte. »Du hättest mir einfach sagen sollen, ich solle meine vorlaute Klappe halten. Wenn du mit Elliott zusammen sein willst, dann ist das nämlich deine Sache. Ganz egal, was ich denke.«
Frustriert schlug sie sich mit den Händen auf die Knie. »Es ist eben nicht egal, was du denkst, weil du nämlich meine beste Freundin bist. Wie könnte ich mit einem Typen zusammen sein, den meine beste Freundin nicht mag?«
Der Klumpen in meiner Kehle, den ich jetzt runterzwang, war wohl mein Stolz. Nervös zog ich an einem losen Faden an meinem Rucksack. »Es gibt da etwas, was ich dir schon vor langer Zeit hätte erzählen sollen.«
»Was denn?«, fragte Molly neugierig.
»Elliott und Hannah und ich waren früher ziemlich gute Freunde. Die besten Freunde. Vom Kindergarten bis zur siebten Klasse.«
Verblüfft riss sie die Augen auf. »Warum hast du mir das nicht schon längst erzählt?«
»Weil ich nicht wollte, dass du mich hasst.« Ich atmete tief durch. »Da ist noch mehr. Du weißt ja, dass meine Mom uns gegen Ende der siebten Klasse verlassen hat. Eines Tages wachte ich auf und sie war einfach so verschwunden. Ich war zur damaligen Zeit ganz schön durch den Wind, wegen diverser Dinge, deshalb hab ich Elliott und Hannah ziemlich zurückgestoßen. Es tat einfach zu sehr weh, eine solche Zuneigung zu anderen Menschen zu fühlen, weil ich ja wusste, dass sie jeden Moment aus meinem Leben verschwinden konnten.«
Ich schloss die Augen, weil ich wieder an jenen warmen Sommertag bei Elliott im Keller dachte. »Hannah hatte sich irgendwie in Elliott verknallt, und es sah so aus, als würde er ebenfalls auf sie stehen. Ich fand es fürchterlich, dass da möglicherweise etwas zwischen ihnen war, das mich ausschloss, dass Elliott Hannah lieber mochte als mich, weil ich vielleicht nicht gut genug war, um ihn stattdessen mich mehr mögen zu lassen. Also bin ich zu Elliott in den Keller, wo wir immer zusammen rumhingen, und knipste das Licht aus. Ich wollte ihn glauben lassen, ich wäre Hannah. Und
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