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Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition)

Titel: Der Schmerzsammler: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Conrath
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Im Hof stand ein schwarzer Kombi, ein A8, den er auch gerne besessen hätte. Der Wagen gehörte niemandem im Haus, Friedel kannte seine Nachbarn und deren Autos. Wahrscheinlich Besuch. Er wählte den Weg rechts am Audi vorbei, ein freundlich lächelnder Mann trat aus dem Schatten, kam auf ihn zu, hob die Hand. Friedel spürte einen Stich im Arm, ihm wurde schwindelig, sein letzter Gedanke war, dass sich ein Herzinfarkt so anfühlen musste.
    Friedel versuchte, seinen rechten Arm zu bewegen, und im selben Moment wurden ihm zwei Dinge bewusst: Er lebte, und sie hatten ihm den Arm festgebunden. Aber nicht nur den rechten. Der linke ließ sich auch nicht bewegen. Seine Beine auch nicht. Er war von oben bis unten gefesselt. Selbst der Kopf war festgeschnallt. Er spürte, dass er nackt war. Er öffnete die Augen. Das war nicht das Krankenhaus. Er hörte ein Plätschern, und Hitze stieg ihm ins Gesicht, als er merkte, dass es sein eigener Urin war, der das Geräusch verursachte. Panik ballte sich in seinem Bauch zu einer heißen Kugel, die den Hals hinaufstieg und in seiner Kehle explodieren wollte, aber er brachte keinen Laut hervor, und nur ein Gedanke beherrschte sein gesamtes Ich: »Du bist so gut wie tot.«

4. Montag
    Fran warf ihre schwarze Lieblingslederjacke über den Stuhl. Endlich wieder arbeiten. Das Wochenende hatte sich in die Länge gezogen, außer ihrem Sprung hatte sich nichts Besonderes ereignet. »Na, Bruno? Alles klar? Tun dir die hundert Euro leid?« Sie stach Bruno Rheinstahl mit dem Zeigefinger in die Rippen, aber der zuckte nicht mit der Wimper.
    »Ich bin nicht kitzelig, das solltest du wissen.«
    Er drehte sich um, sie lächelte ihn an und drückte ihn so, wie sie ihren Vater gedrückt hätte, wenn er das zugelassen hätte: mit dem ganzen Körper. Bruno strich ihr mit der Hand über den Kopf, so wie man einer Tochter über den Kopf streichen sollte.
    Er wusste, wie das ging, schließlich hatte er zwei Töchter großgezogen, und beide waren gut geraten, hatten ihren eigenen Weg gefunden. Fran kannte und mochte beide, auch wenn die Lebensentwürfe doch sehr unterschiedlich waren. Brunos Töchter waren verheiratet, hatten jeweils zwei Kinder. Immerhin hatten sie ihre Arbeit nicht der Familie geopfert.
    Als Fran zehn gewesen war, hatte ihr Dad Bruno bei einem Einsatz kennengelernt. Es war die erste Leiche für die beiden gewesen. James Miller, frisch gebackener Polizeiobermeister, so hatte es damals noch geheißen, hatte sie gefunden. Ihr Dad hatte den Ersten Angriff gemacht, den Tatort gesichert, die Gaffer verscheucht und dafür gesorgt, dass nicht unnötig Spuren zerstört wurden. Gute Arbeit, nicht selbstverständlich für die Achtziger des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Aber irgendwann war Dad stehen geblieben. Irgendwann hatte er beschlossen, nur zu glauben, was er sah: ein krasser Widerspruch zu seiner fanatischen Frömmelei. Zu allem tischte er irgendein Bibelzitat auf, er rannte, wenn es irgend ging, jeden Tag einmal in die Kirche und klagte bei jeder Gelegenheit über den Verfall der christlichen Werte und Sitten. Irgendwann war er ein engstirniger Bulle in Uniform geworden, der nicht mehr wollte, als eine kleine Dienststelle zu leiten, sich mit Hausfriedensbruch, randalierenden Besoffenen und Pennern rumzuschlagen.
    »Du treibst mich noch in den Wahnsinn, mit deiner verrückten Springerei von Brücken und Gebäuden, von allem, was höher als dreißig Meter ist. Bis jetzt war es ja noch relativ sicher. Aber von dieser Brücke sind schon vier Base-Jumper in den Tod gesprungen. Profis!«
    »Sie ist noch fünf Meter höher als der Rekord.«
    Bruno schnaubte. »Du hast eine halbe Sekunde, um den Fallschirm auszulösen.« Er hob die Stimme und stach mit dem Zeigefinger in die Luft wie ein altmodischer Schullehrer, der zu einer Gardinenpredigt ansetzt. »Eine halbe Sekunde!«
    Fran musste lächeln. »Es ist eine ganze Sekunde. Genau genommen eine Sekunde und drei Zehntel mit meinem Schirm. Eine ganze Sekunde ist eine halbe Ewigkeit. Und wenn ich beim Absprung schön nach oben federe, habe ich eine Sekunde extra, also zwei Ewigkeiten.«
    Aber Bruno ließ sich nicht überzeugen. »Eines Tages wirst du diese Ewigkeiten verpassen, und nichts wird von dir bleiben als ein hässlicher Fleck auf dem Asphalt.«
    »Diese Brücke ist ein Muss für jeden Base-Jumper, der etwas auf sich hält, der mehr ist als ein Wochenend-Adrenalinjunkie. Du müsstest doch wissen, dass ich tue, was ich sage.« Sie warf die Arme

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