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Der Schneesturm

Der Schneesturm

Titel: Der Schneesturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Sorokin
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Die Pferde in der Kaube schnaubten und zappelten.
    »Himmelherrgott …«, brummte der Doktor, auf einmal barhäuptig, und griff sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ans Knie.

    »Ach du Kacke!«, sagte der Krächz, den Kopf aus einer Wehe hebend, und wischte sich den Schnee aus dem Gesicht.
    Auf der Suche nach der Mütze, die auch ihm vom Kopf geflogen war, kroch er durch die Wehe, doch dann drang das erschrockene Schnauben der Pferde an sein Ohr, er eilte hin und lugte in die Kaube. Wiehernd drängten die Pferde zu ihm, suchten Schutz bei ihrem Herrn.
    »Nu-nu …«
    Er warf die Fäustlinge ab und griff den Tieren in die Flanken, um sie zu beruhigen. »Nix passiert? Alles heile?«
    Er konnte keine Verletzungen an den Pferden entdecken. Die Kummete und das kräftige Riemenzeug hatten sie davor bewahrt, herumgeschleudert zu werden.
    »Heile, heile … Halb so wild …« Tröstend strich er ihnen über die von der wilden Fahrt schweißnassen, dampfenden Kruppen.
    Der Doktor stöhnte und hielt sich das Knie, mit dem er gegen das Mobil geprallt war.
    Als die Pferde halbwegs beruhigt waren, ging der Krächz seine Mütze suchen. Zum Glück schien der Mond immer noch hell und unverhangen, der Krächz fand die Mütze schnell, schüttelte sie und setzte sie auf. Dann ging er zum Doktor, der stöhnend und fluchend, den unbedeckten Kopf schüttelnd im Schnee saß. Der Krächz las die Fuchsschwanzmütze auf und stülpte sie ihm über.
    »Iss was gebrochen?«, fragte er.
    »Nein, verflucht … gebrochen wohl nicht.« Der Doktor tastete das Knie ab. »Aber es tut höllisch weh.«
    Der Krächz griff ihm unter die Achseln. Vorsichtig erhob sich der Doktor, stöhnte jedoch auf und sank zurück in den Schnee.

    »Gemach …«
    Der Krächz ging neben ihm in die Hocke. Jetzt erst fiel ihm auf, dass er sich einen unteren Vorderzahn am Lenkscheit ausgeschlagen hatte.
    »Donnerlittchen …« Er befühlte den verbliebenen Stumpf, schüttelte den Kopf und lächelte. »Schöne Bescherung!«
    Der Doktor schaufelte eine Handvoll Schnee und drückte sie gegen sein Knie.
    »Moment noch …«
    Die Hand mit dem Schnee am Knie, sah er mit irrenden Augen zum Krächz hinüber.
    »Was war das?«
    »Ich weiß nich, der Herr«, sagte der Krächz, seinen Zahn befühlend. »Wir sehn gleich mal nach.«
    »Wieso hast du die Pferde nicht zurückgehalten?«
    »Das wart doch Ihr, der sie gejagt hat.«
    »Ich!« Empört und leidend schüttelte der Doktor den Kopf. »Ich hatte die Peitsche, aber du Blödmann warst am Ruder, verdammt noch mal-aua-ah …«
    Er verzog das Gesicht, beugte sich vor zum Knie, blies darauf.
    »Ich dacht, ein kleiner Huckel, über den setzen wir weg.«
    »Ja, von wegen!« Der Doktor ließ ein böses Lachen hören. »Den Hals hätte man sich brechen können …«
    »Sieht immer noch aus, als wärs nix«, befand der Krächz, erhob sich und ging zum Mobil.
    Lief darum herum, glotzte – und stand wie erstarrt. Schlug ein Kreuz.
    »Lieber Gott im Himmel, dein Wille … Seht doch bloß, in was wir da rinngefahrn sind!«
    »Jetzt warte«, brummte der Doktor und stöhnte.
    »Heilige Muttergottes. Ich fasses nich. Der Herr!«

    »Sei still, Blödmann.«
    »Das iss … Das kann nich … Das glaubt uns keiner!«
    »Ah-h-h …« Der Doktor rieb sich das Knie. »Gib deine Hand!«
    »Was für ne Fügung. Lieber Gott, womit hab ich das verdient?« Der Krächz hockte nieder und hämmerte wie von Sinnen die gepolsterten Fäuste gegen die Stiefelschäfte.
    »Du sollst mir deine Hand geben, sag ich!«
    Der Krächz ging hin und half dem Doktor aufzustehen.
    »Der Herrgott muss nen Rochus auf mich haben, der Herr. Sonst wär das nich passiert.«
    Er wirkte vollkommen verstört, das stete Lächeln seines Vogelmundes so kläglich-unterwürfig wie bei einem Bettler.
    Mit Mühe gelang es dem Doktor, sich zu erheben. Auf den Krächz gestützt, versuchte er, mit dem verletzten Bein aufzutreten. Stöhnte. Stand da und verschnaufte, ehe er den nächsten Schritt tat.
    »Himmelarsch …«
    Er verweilte erneut, zog eine Grimasse. Dann holte er unversehens aus und gab dem Krächz eine harsche Kopfnuss.
    »Wie konntest du Hornochse mich so reinreiten?«
    Der Krächz nahm es gar nicht richtig wahr.
    »Wie konntest du, frag ich?«, brüllte der Doktor auf die Mütze des Fuhrmanns ein.
    Den starken Schnapsgeruch, der vom Doktor ausging, empfand der Krächz in diesem Moment als angenehm.
    »Da … Wenn Ihr wüsstet … Guckt lieber nich hin, der Herr.« Der Krächz

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