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Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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wir das, Ben«, sagte Elliot; seine Miene war verschlossen wie ein Schott.
    »Scheiße, was hält euch dann noch auf? Ihr habt die Beweise. Ihr schmeißt den ganzen Laden. Worauf wartet ihr noch?«
    »Van würde am liebsten sofort einmarschieren. Dirk auch. Stimmt’s, Dirk? Mit Pauken und Trompeten? Stimmt’s, Dirk?«
    »Allerdings«, brummte der Colonel und faltete kopfschüttelnd die Hände.
    »Dann tut’s doch, verdammt noch mal!« rief Tug Kirby.
    Elliot überhörte ihn geflissentlich. »Das amerikanische Volk will ebenfalls, daß wir einmarschieren«, sagte er. »Die Leute wissen es vielleicht noch nicht, aber das wird sich bald ändern. Das amerikanische Volk will zurückhaben, was ihm rechtmäßig zusteht und was man gar nicht erst hätte weggeben dürfen. Niemand hindert uns, Ben. Wir haben das Pentagon, wir haben den Willen , wir haben ausgebildete Leute und die entsprechende Technologie. Wir haben den Senat, wir haben den Kongreß. Wir haben die Republikaner. Wir bestimmen die Außenpolitik. Wir haben die Medien, wenn’s um Krieg geht, fest in der Hand. Schon beim letztenmal hat uns niemand reingepfuscht, diesmal wird man uns noch weniger reinpfuschen. Niemand hält uns auf, nur wir selbst, Ben. Niemand, lassen Sie sich das gesagt sein.«
    Kurzes allgemeines Schweigen. Kirby brach es als erster.
    »Für den ersten Schritt braucht man immer etwas Mut«, sagte er schroff. »Thatcher war niemals unentschlossen. Andere sind’s immer.«
    Erneutes Schweigen.
    »So geht ein Kanal den Bach runter, nehme ich an«, bemerkte Cavendish, aber keiner lachte, und wieder trat Schweigen ein.
    »Wissen Sie, was Van neulich zu mir gesagt hat, Geoff?« fragte Elliot.
    »Nein, was denn, mein Freund?« fragte Cavendish.
    »Jeder Nichtamerikaner sieht Amerika in einer bestimmten Rolle. Meist sind das Leute, die selbst keine Rolle spielen. Schlappschwänze.«
    »General Van ist ein gründlicher Mensch«, sagte der Colonel.
    »Weiter«, sagte Hatry.
    Aber Elliot ließ sich Zeit; er legte nachdenklich die Hände auf die Brust, als trüge er eine Weste und rauchte auf seiner Plantage behaglich einen Stumpen.
    »Ben, wir haben keinen Aufhänger dafür«, gestand er von Journalist zu Journalist. »Keinen Vorwand . Wir haben einen Zustand . Aber keine unwiderlegbaren Beweise. Keine vergewaltigten amerikanischen Nonnen. Keine toten amerikanischen Babys. Wir haben Gerüchte. Eventualitäten. Wir haben die Berichte von Ihren Spionen, die von unseren Spionen zur Zeit nicht bestätigt sind, weil wir es nun einmal so haben wollen. Fürs Außenministerium ist der Zeitpunkt nicht günstig, es will jetzt keine Krokodilstränen vergießen oder das Weiße Haus mit ›Hände weg von Panama!‹-Plakaten bekleben. Es gilt jetzt, entschieden zu handeln, und das nationale Bewußtsein muß dazu gebracht werden, sich rückwirkend anzupassen. Und das nationale Bewußtsein kann das. Wir können ihm dabei helfen. Und Sie auch, Ben.«
    »Sag ich doch. Selbstverständlich.«
    »Nur eins können Sie uns nicht liefern: einen Vorwand «, sagte Elliot. »Sie können für uns keine Nonnen vergewaltigen oder Babys massakrieren.«
    Kirby lachte reichlich unangemessen auf. »Da seien Sie mal nicht so sicher, Elliot«, rief er. »Da kennen Sie unseren Ben aber schlecht. Oder? Oder?«
    Doch statt Applaus erntete er bloß ein gequältes Stirnrunzeln des Colonels.
    »Natürlich habt ihr einen Vorwand«, erwiderte Ben Hatry bissig.
    »Und der wäre?« fragte Elliot.
    »Die Dementis, verdammt noch mal.«
    »Was für Dementis?« fragte Elliot.
    »Von allen Seiten. Die Panamaer dementieren, die Franzosen dementieren, die Japaner dementieren. Also lügen sie, genauso wie Castro gelogen hat. Castro hat seine russischen Raketen dementiert, also seid ihr einmarschiert. Die Kanalverschwörer dementieren ihre Verschwörung, also marschiert ihr wieder ein.«
    »Ben, diese Raketen gab es tatsächlich «, sagte Elliot. »Wir hatten Fotos von diesen Raketen. Wir hatten Beweise. Aber hier haben wir keine Beweise. Das amerikanische Volk verlangt Gerechtigkeit. Die gibt es nicht durch Gerede. Niemals. Wir brauchen einen Beweis. Der Präsident braucht einen Beweis. Solange er keinen hat, wird er sich nicht umstimmen lassen.«
    »Ben, wir haben nicht zufällig ein paar nette Schnappschüsse von japanischen Ingenieuren mit falschen Bärten, die beim Schein von Taschenlampen einen zweiten Kanal buddeln?« fragte Cavendish kichernd.
    »Nein, haben wir nicht«, erwiderte Hatry; er hob

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