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Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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niemals die Stimme, aber das hatte er auch nicht nötig. »Also, was wollt ihr machen, Elliot? Warten, bis euch die Japaner am Mittag des 31. Dezember im Jahre des Herrn 1999 einen Fototermin geben?«
    Elliot blieb unbewegt. »Ben, wir haben nicht ein einziges zu Herzen gehendes Argument, womit wir uns vor die Fernsehkameras stellen könnten. Letztesmal hatten wir Glück. Da wurden amerikanische Frauen auf den Straßen von Panama City von Noriegas Elitetruppen mißhandelt. Bis dahin konnten wir nichts machen. Wir hatten außerdem noch das Drogenproblem. Also haben wir das ausgeschlachtet. Und wir hatten das Problem mit Noriegas Einstellung. Auch das konnten wir ausschlachten. Ebenso seine Häßlichkeit. Viele Leute finden Häßlichkeit unmoralisch. Das haben wir ausgenutzt. Und sein Sexualleben und seinen Voodoozauber. Wir haben Castro ins Spiel gebracht. Aber erst als anständige Amerikanerinnen von Latinosoldaten belästigt wurden, fühlte sich der Präsident verpflichtet, unsere Jungs da hinzuschicken, damit denen mal Manieren beigebracht wurden.«
    »Wie ich höre, haben Sie das arrangiert«, sagte Hatry.
    »Ein zweitesmal würde das nicht funktionieren«, antwortete Elliot, und damit war auch dieser Vorschlag vom Tisch.
    Ben Hatry implodierte. Ein unterirdischer Test. Es gab keinen Knall, alle Bohrlöcher waren verstopft. Er stieß nur ein scharfes Zischen aus, als Luft, Enttäuschung und Wut gleichzeitig entwichen.
    »Verflucht. Dieser Kanal gehört doch euch, Elliot.«
    »Und euch hat auch mal Indien gehört, Ben.«
    Hatry verzichtete auf eine Antwort. Er starrte durch die Gardinen, aber dahinter gab es nichts für ihn zu sehen.
    »Wir brauchen einen Vorwand«, wiederholte Elliot.
    »Ohne Vorwand kein Krieg. Da macht der Präsident nicht mit. Basta.«
     
    Geoff Cavendish mit seinen Manieren und seinem robusten guten Aussehen gelang es schließlich, die Wogen wieder einigermaßen zu glätten.
    »Meine Herren, mir scheint doch, daß wir eine Menge gemeinsam haben. Über den Zeitplan hat General Van zu entscheiden. Das bestreitet niemand. Könnten wir das jetzt mal beiseite lassen? Tug, Sie sind ja kaum noch zu halten, wie ich sehe.«
    Hatry hatte das Fenster mit der Gardine davor für sich beschlagnahmt. Die Vorstellung, Kirby zuhören zu müssen, hatte seine Verzweiflung noch gesteigert.
    »Diese Stille Opposition«, sagte Kirby. »Die Gruppe Abraxas. Haben Sie sich darüber informiert, Elliot?«
    »Sollte ich das?«
    »Und Van?«
    »Dem sind diese Leute sympathisch.«
    »Ziemlich seltsam, oder?« sagte Kirby. »Wenn man bedenkt, daß der Kerl gegen Amerika ist?«
    »Abraxas ist keine Marionette, er ist von niemand abhängig«, erwiderte Elliot gelassen. »Wenn wir in Panama eine provisorische Regierung installieren, bis dort wieder gewählt werden kann, könnte Abraxas uns einen Haufen Pluspunkte einbringen. Und weder die Liberalen noch die Panamaer selbst können uns als Kolonialisten beschimpfen.«
    »Und wenn er nichts taugt, könnt ihr ja immer noch sein Flugzeug abstürzen lassen«, sagte Hatry gehässig.
     
    Wieder Kirby: »Ich sage nur eins, Elliot: Abraxas ist unser Mann. Nicht eurer. Unser Mann aufgrund seiner freien Entscheidung. Damit gehört uns auch seine Widerstandsbewegung. Wir lenken sie, wir liefern Rat und Ausrüstung. Das wollen wir doch mal festhalten. Vor allem Van sollte das nicht vergessen. General Van würde sehr schlecht dastehen, falls sich einmal herausstellen sollte, daß Abraxas Geld von Uncle Sam genommen hat. Oder daß seine Leute mit amerikanischen Waffen beliefert worden sind. Wir wollen den Ärmsten doch nicht von Anfang an als Kollaborateur der Yankees abstempeln.«
    Der Colonel hatte eine Idee. Seine Augen glänzten auf. Er lächelte verzückt.
    »Ich hab’s: Wir machen das unter falscher Flagge, Tug! Wir haben doch Mitarbeiter da draußen! Wir können es so aussehen lassen, als ob Abraxas das Material aus Peru, Guatemala oder Castros Kuba bezieht. Oder sonstwoher! Das ist doch überhaupt kein Problem!«
    Aber Tug Kirby beharrte auf seinem Standpunkt. »Wir haben Abraxas entdeckt, wir rüsten ihn aus«, sagte er eisig. »Wir haben einen erstklassigen Lieferanten vor Ort. Wenn Sie Geld dazu beisteuern wollen, sind wir für jedes Angebot dankbar. Aber Sie überlassen die Sache uns . Keine direkte Einmischung. Abraxas wird von uns kontrolliert, wir beliefern ihn. Er gehört uns. Und seine Studenten und Fischer und alle anderen ebenfalls. Die Heimmannschaft wird

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