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Der Schneider

Der Schneider

Titel: Der Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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ausschließlich von uns beliefert«, sagte er und klopfte zur Bekräftigung mit den mächtigen Knöcheln auf den Tisch aus dem 18. Jahrhundert.
    »Ja, wenn«, sagte Elliot etwas später.
    »Wenn was?« fragte Kirby.
    »Wenn wir einmarschieren«, sagte Elliot.
    Hatry riß sich von der Betrachtung der Gardine los und wandte sich Elliot zu.
    »Ich verlange die Exklusivrechte«, sagte er. »Meine Kameras und meine Reporter begleiten die erste Angriffswelle, meine Leute berichten über die Fischer und Studenten, und zwar exklusiv. Alle anderen kommen erst mit der Nachhut.«
    Elliot gab sich kühl amüsiert. »Vielleicht solltet ihr auch gleich die Invasion für uns machen, Ben. Vielleicht könnt ihr auf diese Weise die nächste Wahl doch noch gewinnen. Wie wär’s mit einer Aktion zur Rettung britischer Bürger im Ausland? Ihr habt doch sicher ein paar in Panama rumlaufen.«
    »Freut mich, daß Sie davon anfangen, Elliot«, sagte Kirby.
    Die Achse hatte sich verschoben. Kirby war stark angespannt, alle starrten ihn an, auch Hatry.
    »Wieso, Tug?« fragte Elliot.
    »Weil wir endlich darüber reden müssen, was unser Mann eigentlich davon hat«, erwiderte Kirby errötend. Unser Mann, das hieß: unser Führer. Unsere Marionette. Unser Maskottchen.
    »Sie verlangen, daß er neben Van im Planungsstab des Pentagon sitzt, Tug?« meinte Elliot grinsend.
    »Seien Sie nicht albern.«
    »Sie wollen britische Soldaten auf amerikanischen Schlachtschiffen? Aber gern!«
    »Nein, wollen wir nicht, vielen Dank. Das ist euer Hinterhof. Aber wir verlangen Rückendeckung.«
    »Ach, wollen Sie etwa Geld? Wieviel, Tug? Sie sollen ja ziemlich harte Forderungen stellen.«
    »Nein, nein. Ich meine moralische Rückendeckung.«
    Elliot lächelte. Hatry ebenfalls. Über Moral, sagten ihre Mienen, ließe sich reden.
    »Unser Mann muß sichtbar und hörbar in vorderster Front auftreten«, erklärte Tug Kirby; er zählte die Bedingungen an seinen riesigen Fingern auf. »Unser Mann schreibt sich den Sieg auf die Fahne, euer Mann jubelt ihm zu. Britannien über alles, scheiß auf Brüssel. Unsre besonderen Beziehungen müssen als völlig intakt erscheinen – nicht wahr, Ben? Besuche in Washington, Händeschütteln, offensive Berichterstattung, unser Mann wird mit Lob überschüttet. Und euer Mann kommt nach London, sobald ihr ihn umgestimmt habt. Er ist seit langem überfällig, das ist schon unangenehm aufgefallen. Und es muß in die seriöse Presse durchsickern, welche Rolle der britische Nachrichtendienst bei der Sache gespielt hat. Wir geben Ihnen den Text – in Ordnung, Ben? Das übrige Europa bleibt außen vor, und die Franzosen sind mal wieder angeschmiert.«
    »Überlassen Sie das mir«, sagte Hatry. »Er verkauft keine Zeitungen. Sondern ich.«
    Sie trennten sich wie unversöhnte Liebende, voller Sorge, etwas Falsches gesagt, das Richtige nicht gesagt zu haben, nicht verstanden worden zu sein. Wir richten es Van aus, sobald wir zurück sind, sagte Elliot. Mal sehen, was er dazu meint. General Van denkt langfristig, sagte der Colonel. General Van ist ein echter Visionär. Der General hat den Blick auf sein Jerusalem gerichtet. Der General kann warten.
    »Scheiße, ich brauch was zu trinken«, sagte Hatry.
     
    Die drei Engländer waren unter sich, sie hatten sich mit ihrem Whisky zurückgezogen.
    »Nette kleine Besprechung«, sagte Cavendish.
    »Arschlöcher«, sagte Kirby.
    »Kauft euch die Stille Opposition«, befahl Hatry. »Sorgt dafür, daß diese Leute reden und schießen können. Kann man sich auf diese Studenten verlassen?«
    »Das möchte ich bezweifeln, Chef. Maoisten, Trotzkisten, Kriegsgegner, und viele sind nicht mehr die Jüngsten. Die können sich so oder so entscheiden.«
    »Wen interessiert’s schon, wofür die sich entscheiden? Kauft euch die Kerle und hetzt sie auf. Van braucht einen Vorwand. Er träumt davon, wagt aber nicht, darum zu bitten. Was glaubt ihr, warum der Hund seine Handlanger schickt und selbst zu Hause bleibt? Vielleicht können die Studenten den Vorwand liefern. Wo ist Luxmores Bericht?«
    Cavendish reichte ihn ihm, Hatry las ihn zum drittenmal und gab ihn wieder zurück.
    »Wie heißt die Tussi, die unsere Katastrophenmeldungen schreibt?« fragte er.
    Cavendish nannte einen Namen.
    »Geben Sie ihr das«, befahl Hatry. »Sagen Sie ihr, sie soll das mit den Studenten ein bißchen ausschmücken, sie als Kämpfer für die Armen und Unterdrückten darstellen, den Kommunismus weglassen. Und die Stille Opposition

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