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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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hinten ins Ohr. Sie hasste den Klang seiner Stimme, hätte am liebsten auf ihn eingeschlagen, doch auch ihre Handgelenke waren mit Klebeband zusammengeschnürt.
    »Ob du das siehst?«
    Das Einzige, was sie sah, war ein dunkles Zimmer hinter der Tür.
    Wieder ein Stoß von hinten, zwischen die Rippen.
    »Geh schon rein.«
    Laura trat an die Tür. Drückte sie mit ihren gefesselten Händen auf. Hinten links glaubte sie die Umrisse eines alten bauchigen Fernsehers zu erkennen.
    »Da rechts, in der Ecke«, sagte er.
    Laura machte ein paar Schritte ins Zimmer. Rechts öffnete sich der Raum zu einer Nische, doch sie konnte nichts Genaues erkennen.
    »Warte, ich mache das Licht an.«
    Eine Glühbirne blitzte für einen Sekundenbruchteil auf, der Wolframfaden brannte mit einem elektrischen Zischen durch, und es war wieder dunkel. Er knurrte. Dann ging er zum Fernseher hinüber und schaltete ihn ein. Aus der Tiefe der Mattscheibe blendete ein graues Bildrauschen auf. Schwarzweißes Schneegestöber, das in die Dunkelheit flimmerte.
    Im Widerschein des Fernsehers erkannte sie, dass sie vor einem Sofa mit zwei großen massiven Harzblöcken stand.
    Im rechten Block gefangen war eine ältere Frau, nackt, eingefallen und blutleer. An ihren Hand- und Fußgelenken waren mehrere Schnitte. Im linken Block schwebte ein fettleibiger Mann. Laura stockte der Atem bei seinem Anblick.
    Er war ebenso nackt wie die Frau. An der Stelle, wo seine Genitalien hätten sein müssen, klaffte eine schwarze Wunde. Sein Kopf schien blau angelaufen zu sein, und aus seinem Mund ragte ein blutiges Stück Fleisch.
    »Ich möchte dir meine Eltern vorstellen, Prinzessin. Keine Sorge. Sie können dir nichts tun. Ich bestimme schon lange, was sie tun.«
    Laura öffnete den Mund, wollte schreien, aber aus ihrer Kehle drang nur ein erstickter Laut.
    »Es wird Zeit«, flüsterte er, »dass ich auch für dich bestimme.«

Kapitel 50
    Berlin, 22. Oktober, 02:48 Uhr
    »Jenny Ava Stelzer?«, fragte Jan.
    »Meine Mutter Claudia war der Spross einer Wiener Privatbankiersfamilie.« Ava Bjely räusperte sich. »Derenberg, vielleicht haben Sie den Namen schon einmal gehört.«
    Jan schüttelte den Kopf.
    Sie quittierte es mit einem bedauernden, fast spöttischen Lächeln. »Mein Vater, Dr. Wolfgang Stelzer, stammte aus einer Medizinerfamilie. Als ich klein war, da ging er für drei Jahre in die Vereinigten Staaten. Schönheitschirurgie war damals im Kommen. Als er zurückkam, wollte er eine Privatklinik eröffnen. Meine Mutter hatte das nötige Kleingeld, hat hier in der Nähe ein altes Herrenhaus gekauft, und mein Vater hat begonnen, es umzubauen. Meine Familie war auf der Sonnenseite. Geld, Renommee, hochfliegende Pläne. Ich war blond, gutaussehend, jung und gesund und hatte reichlich Gelegenheit, mir die Zeit mit Jungs zu vertreiben. Bis zum 31. Oktober 1977.
    Meine Eltern waren verreist, und mein Bruder Buck wollte das ausnutzen. Er hat eine Halloweenparty veranstaltet, im ganzen Haus. Das kannte man damals hier noch gar nicht. Na ja, man kann sicher viel Schlechtes über meinen Bruder sagen, aber wenn er eine Party geschmissen hat, dann richtig.«
    1977, dachte Jan und rechnete. »Und auf dieser Party ist Laura gezeugt worden?«
    Ava Bjely lächelte bitter. »Ich mag Ihren Scharfsinn.«
    »Haben Sie Ihren Mann erst auf dieser Party kennengelernt, oder kannten Sie ihn schon länger?«
    »Beides, gewissermaßen.«
    Jan runzelte die Stirn.
    »Laura ist das Ergebnis einer Vergewaltigung.«
    Jan schluckte.
    Vergewaltigung? Er brauchte einen Moment, bis er das verdaut hatte. Plötzlich sortierten sich die Puzzleteile in seinem Kopf wie von selbst … dann setzte sich ein Gedanke fest. »Aber wenn Ihr Mann«, dachte er laut, »tatsächlich Lauras Vater ist, dann hätten Sie doch den Mann geheiratet, der –« Er verstummte. Der Gedanke kam ihm ungeheuerlich vor.
    Ava Bjely verzog den Mund. »Es war Halloween. Er war verkleidet, ganz in Weiß, das Gesicht und den Hals hatte er mit Ornamenten bemalt. Er sah aus wie ein Voodoo-Priester oder so etwas. Ich wäre nie im Leben darauf gekommen, dass es Froggy war.«
    »Froggy?«
    »Das war sein Spitzname, in der Schule. Mein Bruder hatte ihm den verpasst. Froggy war schon immer ein Außenseiter gewesen. Er kam geschminkt in die Schule, mit schwarz gefärbten Haaren, schon in der ersten Klasse. Ich glaube, seine Mutter bestand darauf.«
    Ein weiteres Puzzleteil, dachte Jan. »Er hat Albinismus, oder?«
    Ava Bjely nickte. »Es weiß

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