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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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Viel zu langsam griff die Frau nach dem Messer, hob es auf, als wäre es zentnerschwer. Jan lief die Zeit davon. »Gib es mir«, keuchte er. Ein erneuter Hustenanfall schüttelte sie. Ihre Finger krampften sich um den Griff. Jan konnte nicht länger warten. Er packte die Klinge, zog daran und versuchte, ihr das Messer zu entreißen. Die Schneide drang ihm ins Fleisch, und heißer Schmerz schoss ihm in die Hand. Endlich ließ sie los.
    Er biss die Zähne aufeinander, stach das Messer in die Folie und befreite seinen linken Arm. Die Frau war zu Boden gesunken und schleppte sich in Richtung Tür.
    Jan zerschnitt die restlichen Folien, stand schwankend auf und warf einen raschen Blick hinter sich. Die Galerie war leer. Keine Laura. Kein Fjodor. Als er loslaufen wollte, schlug er der Länge nach hin.
    Er rappelte sich auf und kroch auf allen vieren weiter, Richtung Ausgang. Seine rechte Hand hinterließ blutige Abdrücke, und seine Lunge fühlte sich an, als würde sie platzen. Er holte die Frau ein, die kaum mehr vorwärts kam, richtete sich halb auf und zog sie mit sich.
    Im Flur war es brüllend heiß.
    Als er die zweite Tür ganz aufstieß, schlug ihnen sengende Hitze entgegen. Der Marmor warf den grellen Schein der Flammen zurück. Über ihm krachte es. Aus dem Augenwinkel sah er einen brennenden Balken herabstürzen, warf sich beiseite und riss die Frau mit sich. Einen Sekundenbruchteil später krachte der Balken neben ihnen auf den Marmorboden. Die Hitze fuhr ihm ins Gesicht wie eine Faust. Die Funken stachen wie heiße Nadeln.
    Er zerrte die Frau weiter, zum Eingang. Riss sich das Hemd vom Leib und betete, dass nicht abgeschlossen war. Mit der umwickelten Hand drückte er die heiße Klinke, und die Tür schwang auf. Frische Luft schoss an ihnen vorbei und ließ das Feuer im Haus aufbranden.
    Der Sauerstoff gab ihm neue Energie. Er packte die Frau unter den Achseln und zog sie hinab in den Garten, hustete, sog gierig die frische Luft in seine Lungen und taumelte weiter, bis sie etwa zwanzig Schritte vom Gebäude entfernt ins nachtfeuchte Gras sanken.
    Hinter sich hörte er das Geräusch von berstendem Glas.
    Als er sich umdrehte, sah er die ersten Flammen aus den Fenstern lodern. Die Garage neben dem Gebäude stand offen, der weiße Lieferwagen war verschwunden. Im Widerschein des Feuers war eine breite Reifenspur zu erkennen. Sie führte in direkter Linie über den Rasen bis zum offenen Tor.
    Jan wickelte das Hemd von seiner Hand und wollte es der Frau, die hustend und schwer atmend neben ihm im Gras kauerte, über die Schultern legen. Sie zuckte zurück, ließ es dann aber doch geschehen. »Danke«, sagte er heiser.
    Sie sagte nichts, wiegte sich nur vor und zurück.
    »Waren Sie eingesperrt, hier im Haus?«
    Sie nickte.
    Ihre bleiche Haut, die blonden Haare, ihre Ähnlichkeit mit den in Harz eingegossenen Frauen – das alles sprach für sich. »Wie lange schon?«
    »März.« Ihre Stimme war dünn und brüchig. »Er hatte schon … einen Platz für mich, zwischen den anderen. Er hat ihn mir gezeigt, am ersten Tag.«
    Jan schluckte. Seit März. Fast ein Dreivierteljahr. »Wie sind Sie rausgekommen?«
    »Da war eine Frau, vorhin. Dunkle Haare … das Gesicht voller Ruß …«
    »Laura«, sagte Jan. »Sie heißt Laura.« Er spürte einen Stich in der Brust, als er ihren Namen aussprach.
    »Sie hat meine Tür geöffnet, und die Ketten, hat mich gefragt, was ich …« Sie musste schlucken. »Sie hat mir den Schlüssel gegeben. Ich sollte leise sein … dann ist sie rein, zu Ihnen. Ich wollte weg, aber die Tür stand offen, ich hatte Angst, dass er mich sieht. Ich habe mich versteckt, und als er dann weg war …« Sie brach ab und atmete schluchzend ein.
    »Danke«, sagte Jan noch einmal leise. Er hätte sie gerne berührt, sie in den Arm genommen, aber die Art, wie sie zurückgezuckt war, ließ ihn ahnen, dass er das im Moment besser nicht tat.
    Er wandte sich wieder dem brennenden Haus zu, der offenen Garage und der Reifenspur. Das Feuer war sicher in der Nachbarschaft nicht unbemerkt geblieben. In wenigen Minuten würde die Feuerwehr da sein, vermutlich auch die Polizei. Für einen kurzen Moment überkam ihn das Bedürfnis, sich einfach nur ins Gras fallen zu lassen, auf die Polizei zu warten, alles zu erklären und die Sache abzugeben.
    Immerhin hatte er jetzt einen Zeugen. Jemanden, der bestätigen konnte, dass es diesen Wahnsinnigen wirklich gab.
    Die Frau neben ihm schluchzte auf und riss ihn aus seinen

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