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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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»Glaub ihm kein Wort, ich –«
    »Halt den Mund«, zischte Fjodor. »Sie hat dich verraten, du jämmerlicher Schwachkopf. Am Ende hat sie dich einfach verraten und auf die Moral geschissen. So wie bei mir.«
    »Ich dich verraten?« Tränen rannen über Lauras verrußtes Gesicht. »Ich bin mein ganzes verdammtes Leben lang ohne dich aufgewachsen. Du hättest genauso gut tot sein können. Warst du aber nicht!«, schrie sie. »Ich habe dich immer gehört, deine Schritte, manchmal deine Stimme durch die Wand … nur gesehen habe ich dich nie. Du warst ein verdammter Geist. Und ich hab mich immer und immer gefragt, was ich falsch gemacht habe, dass mein eigener Vater mich nicht sehen will. Warum wolltest du mich nicht sehen? Was ist so falsch an mir, dass du mich nicht wolltest?«
    Fjodor atmete schwer, hatte die Waffe immer noch auf Laura gerichtet.
    »Warum?« , schrie Laura.
    »Du hattest die falsche Hautfarbe.«
    Fjodors Worte hallten in Jans Kopf nach wie ein Schuss. War das der Grund? War es so entsetzlich einfach? Plötzlich hatte er das Gefühl, alles offen vor sich liegen zu haben.
    »Die falsche Hautfarbe?« Laura sah ihren Vater verständnislos an.
    »Er hat Albinismus«, sagte Jan mit belegter Stimme.
    »Ich versteh nicht, was das …«
    »Er hat sich nicht nur vor dir versteckt. Er hat sich vor allem und jedem versteckt. Gefärbte Haare, Schminke, Make-up, Cremes. Und gleichzeitig ist er besessen davon, jemanden zu finden, der so ist wie er, mit weißer Haut«, sagte Jan. »Als Ava schwanger war, hat er gedacht, dass du auch …«
    »… ein Albino bist«, flüsterte Laura.
    Fjodors Blick schien durch sie hindurchzugehen. Sein Kopf war an die Unterseite des Waschbeckens gelehnt, die Rechte mit der Waffe hatte er auf seinen Oberschenkel gestützt.
    »Weil ich nicht deine Hautfarbe hatte, bin ich nichts wert?«, fragte Laura. »Einfach nur, weil ich nicht so bin, wie du mich haben willst?«
    Fjodors Mund war ein schmaler Strich. Seine Lider flatterten, und er drückte die Linke auf die blutende Wunde.
    »All diese Frauen«, fragte Laura, »sollten die auch sein wie du?«
    Eisernes Schweigen.
    »Und deine Eltern?«
    »Das würdest du nie verstehen.«
    »Und ich? Warum ich? Erst tust du alles, damit ich auf die Welt komme. Dann lässt du dich nie wieder blicken, verfolgst mich, heimlich, wie ein scheiß Spanner, weil du mich angeblich beschützen willst – und jetzt willst du mich umbringen? Weil ich dich verraten habe?«
    »Du bist außer Kontrolle.«
    » Du bist außer Kontrolle!«, schrie Laura. »Du bist ein beschissener Narzisst. Ein Irrer, der in seiner eigenen Welt lebt und alle anderen mit in den Abgrund reißt, weil du es alleine nicht aushältst in deiner finsteren stinkenden Höhle.«
    Fjodors Mundwinkel zuckten. Mit zitternden Fingern spannte er den Hahn der Smith&Wesson.
    Ein winziges leises Klicken.
    Laura verstummte.
    »Die Harzschicht am Boden der Wanne ist hart genug.« Fjodor wandte sich Jan zu. »Mach ihr Gesicht sauber, bevor du sie in die Wanne legst.«
    Jan rührte sich nicht.
    »Es ist ganz einfach«, zischte Fjodor. »Wenn du dich weigerst, erschieße ich euch sofort. Erst sie, dann dich.«
    Eine Welle von Hass stieg in Jan auf. Fjodor lächelte höhnisch. »Du hättest einfach nur schießen müssen. Einmal, zweimal, dreimal. Sofort und ohne die ganze Leg-sie-hin-Scheiße. Aber du bist ein gottverdammter Feigling. Wenn’s hart auf hart kommt und du die Sache in die Hand nehmen musst, dann schnürt sich dein Hals zu und du sitzt schlotternd in der Ecke. Bloß nichts Schlimmes tun. Bloß nicht die Hände schmutzig machen. Bloß keine Verantwortung übernehmen. Was ist passiert in deinem kleinen Leben, dass du dir ständig in die Hose scheißt?«
    Jan ballte die Fäuste.
    »Fang an, oder sie ist tot. Fünf … vier …«
    Jans Gedanken rasten. Zeit. Er brauchte Zeit. Zehn, vielleicht fünfzehn Minuten. Fjodors Kraft würde bald schwinden.
    »Drei …«
    Die Vorstellung, Laura eigenhändig mit Harz zu übergießen, war unerträglich. Doch es war seine einzige Chance, Zeit zu gewinnen.
    »Zwei …«
    »Schon gut. Schon gut«, sagte Jan hastig.
    »Wisch ihr den Dreck aus dem Gesicht.« Fjodor deutete auf einen Stapel Handtücher. Jans Kehle war staubtrocken, als er das oberste der weißen Handtücher nahm, die neben der Wanne lagen. Der Stoff war steif und alt, aber sauber. Mit bleischweren Gliedern trat er ans Waschbecken. Fjodor war jetzt ganz nah. Ein Tritt, und die Waffe würde

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