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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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gerade Holztreppe führte hinab ins Erdgeschoss. Seine nassen Sohlen quietschten auf den Holzstiegen. Rasch hielt er inne, zog seine Converse aus und schlich Stufe um Stufe hinab.
    Am Fuß der Treppe blieb er stehen. Vor ihm lag die Haustür. Prüfend drückte er die Klinke. Die Tür schwang nach innen, ein Windstoß trug ein paar Blätter über die Schwelle und verteilte sie über ein halbes Dutzend milchiger Plastik-Kanister. Jan hob einen davon an. Er war schwerer als ein Eimer Wasser, und eine zähe Flüssigkeit schwappte darin hin und her. Harz, dachte er. Der glänzende Lauf der Smith&Wesson zitterte in seiner Hand.
    Am Ende des Flurs stand eine Tür offen und gab den Blick auf einen klobigen alten Fernseher frei. Links war die Treppe zum Keller, rechts eine weitere Tür, sicher das Gäste-WC. Langsam, mit vorgehaltener Waffe, ging er zur Kellertreppe.
    Sein Herz trommelte.
    Er wagte es nicht, die Taschenlampe noch einmal einzuschalten. Die Stufen der Kellertreppe waren gemauert, mit dunklen Kacheln gefliest und endeten vor einer grauen Tür.
    Behutsam drückte er die Klinke. Die Scharniere knirschten wie Sand zwischen den Zähnen. Auf Zehenspitzen schlüpfte er in den Keller.
    Ein kurzer Gang. Drei Türen. Links und rechts weiß getünchte Ziegelwände. Die hinterste Tür war nicht ganz geschlossen. Ein Lichtstrahl fiel bis unmittelbar vor seine Fußspitzen, und ein durchdringender chemischer Geruch stieg ihm in die Nase. Das Harz! Ein letzter Schritt, und er stand direkt vor der Tür, hörte, wie jemand vor Anstrengung schnaufte, als ob er etwas Schweres hob.
    Er trat mit dem Fuß gegen die Tür, und sie flog krachend auf.
    Grelles Licht blendete ihn.
    In einem von oben bis unten weiß gefliesten Zimmer stand Fjodor Bjely, kaum drei Meter von Jan entfernt, und starrte in die Mündung der Waffe. Seine weiße Kleidung war rußbefleckt. Er trug Laura auf den Armen und war im Begriff, sie in eine große, gekachelte Badewanne zu legen, die frei in der Mitte des Raumes stand. Die Art, wie er Laura hielt, erinnerte an Frischvermählte. Doch diese Braut war an Händen und Füßen mit Klebeband gefesselt und trug lediglich Slip und BH. Ihr Gesicht war immer noch von Ruß und Tränen verschmiert. In ihrem Blick flackerte jäh Hoffnung auf.
    Jan richtete die Waffe auf Fjodors Kopf. »Lass sie runter.«
    Auf Fjodors Gesicht lag ein verzerrtes Lächeln. Die Ornamente auf seiner rechten Wange waren verwischt. Aus seinem Blick sprachen Verwirrung und blanker Hass.
    »Lass sie runter. SOFORT!«, wiederholte Jan.
    Fjodor regte sich nicht. Seine Iris war hell wie Eis, sein Blick auf den zitternden Lauf der Waffe konzentriert.
    Jan ließ die Taschenlampe fallen und nahm die Linke zu Hilfe, um den Revolver ruhig zu halten.
    »Wenn du schießt«, sagte Fjodor gedehnt, »lasse ich sie fallen und ihr Kopf schlägt auf den Fliesen auf.«
    »Wenn du sie hinlegst, schieße ich nicht.«
    Stille.
    Patt.
    Ich lege sie nicht hin, sagten Fjodors Augen.
    Jan starrte ihn an. Spürte Lauras Blick. Dachte an Greg, Nikki Reichert, Gandalf, die Frau im Herrenhaus. Fragte sich, ob er sich je wieder sicher fühlen würde, wenn er jetzt nicht abdrückte. Die Wunde an seinem Hals brannte. Die kalten Fliesen unter seinen Füßen waren wie Eis. Er sah, wie Lauras Mund lautlos und in Slow Motion ein Wort formte.
    S – c – h – i – e – ß!
    Sein Finger krümmte sich um den Abzug. Die Sehnen waren zum Zerreißen gespannt.
    Er fragte sich, wie weit er durchdrücken musste, bis sich der Schuss löste.
    Ein Drittel … nichts passierte.
    Er hob die Waffe noch etwas, sah jetzt direkt über den Lauf zwischen Fjodors Augen.
    Die Hälfte … immer noch kein Schuss.
    Noch nicht einmal der Hammer bewegte sich. Funktionierte der Revolver überhaupt? Ava Bjely hatte doch damit geschossen …
    Zwei Drittel …
    Wann hob sich endlich der Hammer?
    »Schon gut«, knurrte Fjodor. »Ich lasse sie runter.«
    Jans Zeigefinger erstarrte.
    Fjodor ging langsam in die Knie, um Laura vor der Badewanne abzulegen. Jan verfolgte seinen Kopf mit dem Lauf des Revolvers. Die Badewanne war zu einem Viertel mit einer klaren zähen Flüssigkeit gefüllt. Neben der Wanne standen Dutzende Kanister.
    Laura sah ihn beschwörend an. Schieß!
    Sanft ließ Fjodor Laura zu Boden gleiten. Jan zielte auf den kahlen bemalten Hinterkopf und wünschte sich fast, dass Fjodor eine falsche Bewegung machte, damit er ihm eine Kugel verpassen und sehen konnte, wie sein krankes Gehirn über den

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