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Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Der Schock: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Schock: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Raabe
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die Bremerstraße entlang in Richtung Fluss. Hinter ihm jaulte eine Polizeisirene, die näher kam und plötzlich verstummte. Er warf einen Blick über die Schulter und sah auf Höhe von Lauras Wohnung das zuckende Blaulicht.
    Das konnte nur eines bedeuten. Die waren wegen ihm hier. Er beschleunigte seine Schritte, bog nach links in die Turmstraße ein und rannte los, kaum dass er um die Ecke war. Beim Überqueren der vierspurigen Straße hupte jemand, ein BMW machte einen hektischen Schlenker und wich gerade noch rechtzeitig aus. Nur ein paar Meter weiter, vor einer großen Kirche, rannte er nach rechts in die Krefelder Straße.
    Sofort verlangsamte er seinen Schritt. Bloß nicht auffallen jetzt! Mit etwas Glück hatten ihn die Polizisten nicht gesehen, sondern waren auf dem Weg zu Lauras Wohnung.
    Sein Herz jagte. Wie hatten sie ihn so schnell gefunden?
    Mit strammen Schritten ging er weiter, in Richtung Ufer. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er die neue Schirmmütze in Lauras Wohnung hatte liegenlassen. Mist. Mist. Mist. Er benahm sich wie ein Dummkopf.
    Er sah noch einmal über die Schulter zurück, doch von der Polizei keine Spur.
    Nach zweihundert Metern erreichte er das Spreeufer. Der Fluss wand sich wie eine Schlange. Links und rechts lagen Brücken, hinter denen sich das Wasser bald schon seinen Blicken entzog.
    Jan fluchte leise. Auf dem Foto war der Fluss schnurgerade, und das Ufer war dicht bewachsen mit Büschen und Bäumen. Der Abschnitt, den er suchte, lag vermutlich viel weiter draußen.
    Er zog das Foto aus seiner Jackentasche, warf einen letzten Blick über die Schulter – und wäre beinahe gestolpert. Keine hundert Meter hinter ihm schob sich die Schnauze des Polizeiwagens im Schritttempo aus der Krefelder Straße und schickte sich an, in seine Richtung abzubiegen.
    Hektisch flog sein Blick umher. Links das Spreeufer mit Gebüsch, vor ihm die Straße. Er entschied sich für die Straße, die zehn Meter weiter in eine T-Kreuzung mündete.
    Kaum war er um die Ecke, sprintete er los. Auf dem Gehweg parkte ein Taxi, ein schmutziger beiger Mercedes. Eine alte Dame stieg umständlich aus dem Fond, stellte eine Einkaufstüte auf den Bürgersteig und griff nach einer zweiten, die noch im Wagen lag.
    Jan kam ihr zuvor. »Darf ich?«, fragte er atemlos.
    Verwirrt sah die Frau ihn an. Jan stellte die Tüte auf den Bürgersteig, sprang auf die Rückbank und zog die Tür zu. Der Fahrer, noch das Portemonnaie in den Händen, drehte sich verdutzt zu ihm um. Er hatte eine Glatze, kleine träge Augen hinter einer Nana-Mouskouri-Brille und einen enormen Bauch.
    »Zum Hauptbahnhof«, sagte Jan. »Ich hab’s eilig, mein Zug fährt in fünfzehn Minuten.« Etwas Besseres fiel ihm nicht ein, um es dringlich zu machen.
    »Is’n Katzensprung«, nuschelte der Glatzkopf. Seine wurstigen Finger klappten das Portemonnaie umständlich zu. »Machen Se sich ma kene Sorgen. Ick bring Sie rechtzeitig hin.«
    Jan sah zum Heckfenster hinaus. Der Polizeiwagen konnte jeden Moment an der Kreuzung auftauchen. »Entschuldigung, ich hab’s wirklich eilig. Ich muss ja irgendwie auch noch hoch zum Bahnsteig.«
    Der Fahrer brummte, verstaute das Portemonnaie im Handschuhfach, dabei fiel ihm eine Packung Kaugummis in den Fußraum, und er bückte sich ächzend. Auf der Mittelkonsole lag das Handy des Taxifahrers. In diesem Augenblick setzte Jans Gehirn die Puzzleteile zusammen. Sein Handy! Sie hatten ihn über die SIM-Karte seines Telefons geortet. Gott, wie hatte er nur so dämlich sein können.
    Sein Blick flog zur Heckscheibe. Nichts. Noch nichts.
    Ohne die Kreuzung aus den Augen zu lassen, zog er sein Handy aus der Jackentasche und schob den Plastikdeckel von der Rückseite ab. Das Taxi fuhr mit einem Ruck an, genau in dem Moment, als der Polizeiwagen die Kreuzung erreichte. Jan schüttelte den Akku aus dem Handy, pulte mit zitternden Fingern die SIM-Karte aus der Metallspange im Inneren, kurbelte die Scheibe einen Spalt herunter und warf die kleine Chipkarte aus dem Fenster. Der Polizeiwagen bog im Schritttempo auf die Straße ein, blieb plötzlich stehen und wurde rasch kleiner im Heckfenster. Ein paar hundert Meter weiter bog der Taxifahrer ab, in eine mehrspurige Straße, und der Polizeiwagen verschwand ganz. Jan atmete auf und ließ sich in die schwarzen Lederpolster fallen.
    Im Rückspiegel streiften ihn die Augen des Fahrers. Jan wich seinem Blick aus, draußen flogen die Häuser nur so vorbei.
    Ein Klingeln in seiner linken

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