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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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mitteilen?«
    »Ina Grierson ist nicht unglücklich über das Verschwinden ihrer Tochter aus KC. Das ermöglicht es ihr endlich, sich woanders nach einer ihr genehmen Stellung umzuschauen.«
    »Mein Gott. Sind Sie noch immer nicht über das Persönlichkeitsprofil hinaus? Haben Sie sich in neuerer Zeit eigentlich auch mal für die wirkliche Welt interessiert?«
    »Ich habe haargenau meine Anweisungen befolgt«, sagte Freeman heftig. »Und zwar Anweisungen, die ich von Ihnen erhalten habe!«
    »Ich erwarte, daß die Leute, denen ich Anweisungen erteile, ihren Verstand gebrauchen, nicht anderen einen Mist kontinentalen Ausmaßes zum Forträumen hinterlassen!« schrie Hartz ihn lautstark an.
    Für einen langen Moment starrten die beiden Männer sich in die Augen. »Was sollen die Schwierigkeiten sein?« erkundigte sich endlich Freeman in versöhnlichem Ton.
    »Sollen? Oh, nicht >sollen<. Es handelt sich um die bittere Wirklichkeit.« Von neuem tupfte sich Hartz das Gesicht ab.
    »Das Mädchen ist nun seit einer Woche hier.«
    »Seit fünf Tagen.«
    »Seit ihrer Verhaftung ist eine volle Woche vergangen. Unterbrechen Sie mich nicht.« Hartz stopfte das Taschentuch zurück in seine Tasche. »Hätten wir nicht an der Universität in KC eine starke Gruppe von Tarnover-Abgängern im Verwaltungsrat, wir müßten. Ach, Herr im Himmel, es dürfte gar nicht nötig sein, daß ich Ihnen so etwas erklären muß. Es müßte Ihnen längst klar sein.«
    »Wenn es etwas gibt, wovon Sie der Ansicht sind, daß ich es wissen müßte, hätten Sie vielleicht veranlassen sollen, daß mir die Daten zugeleitet werden«, sagte Freeman mit gepreßter Stimme. »Da Sie davon Abstand genommen haben, besitzen Sie vielleicht nun die Güte und klären mich auf.«
    Hartz' Gesicht rötete sich, aber er verkniff sich die wütende Entgegnung, die ihm zweifelsfrei auf den Lippen bebte. Mit einiger Anstrengung zwang er sich zur Ruhe. »Außerhalb der P-Zonen läßt kaum irgend jemand vierundzwanzig Stunden verstreichen, ohne für Kreditzwecke seinen Code zu gebrauchen. Infolgedessen kann der Aufenthalt eines jeden Bürgers auf diesem Kontinent nahezu im Handumdrehen ermittelt werden. Kate Lilleberg ist eine erwachsene Person, gewiß, aber sie ist ebenso in statu discipuli und hat bezüglich ihrer Mutter, ihrer einzigen nahen Verwandten, nie eine Info-Sperre gespeichert. Seit ihrem Verschwinden aus KC gibt es fünfzig oder sechzig Leute, die sich für ihren Verbleib interessieren, die Mehrzahl davon in der Fakultät der Uni, aber eine dieser Personen, und das macht uns die meisten Scherereien, ist Abteilungsleiterin bei der IIA. Was muß ich Ihnen denn noch alles erzählen, bis Sie begreifen, was für ein Wespennest Sie mir da an den Hals gehängt haben?«
    »Was habe ich?« fragte Freeman entgeistert.
    »Ist es Ihnen gar nicht in den Sinn gekommen, daß es Verdacht erregen muß, wenn eine Woche ihr Code nicht benutzt wird?«
    »Mir ist nicht in den Sinn gekommen, daß es Verdacht erregen muß, wenn eine Woche lang ihr Code nicht benutzt wird?«
    »Mir ist nicht in den Sinn gekommen«, erwiderte Freeman, »daß Sie voraussetzen, ich würde mich um alle nebensächlichen Einzelheiten kümmern, deren Erledigung gewöhnlich Laufburschen vorbehalten bleibt. Da Sie jedoch darauf bestehen, werde ich mir die Zeit dafür abzweigen, eine überzeugende Erklärung zu konstruieren, zum Beispiel eine Buchung aus einer P-Zone, die ja bekanntlich, bis sie ins Datennetz Eingang findet, eine Woche brauchen kann. Alles andere muß ich leider wohl Ihnen.«
    »Vergessen Sie's. Das haben wir bereits versucht. Im gleichen Moment, als wir merkten, daß Sie es versäumt hatten. Haben Sie denn schon vergessen, welche Rolle Haflinger bei der IIA spielte?«
    Freeman blickte verständnislos drein. »Wie hängt das damit zusammen?«
    »Herr im Himmel, sieh mich gnädig an! Er war als Systemrationalisator beschäftigt, oder? Diese Position gewährte ihm beinahe soviel Zugang zum Netz wie ich habe, weil er sich der Maximalnutzungsquote der IIA bediente. Er stöberte soviel im Datennetz herum, daß es ihn bereits bei seiner regulären Arbeit zu behindern anfing, und deshalb speicherte er den Computern der IIA ein Programm ein, auf dessen Grundlage sie selbsttätig den Routinekram abfertigten. Ich wüßte nicht, daß Sie diese Tatsache in Ihrem Bericht über die Vernehmung betont hätten, oder?« Freemans Lippen bewegten sich. Er brachte keinen Laut heraus. »Und das Programm funktioniert

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