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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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viel Zeit mit bloßem Klatsch. Und was bot im Augenblick interessanteren Gesprächsstoff als dieser Keiler, der wie aus dem Nichts aufkreuzte und den lokalen Mauern Meister schlug? »Früher oder später wirst du mit einer bestimmten Tatsache über dich selbst zu leben lernen müssen«, sagte Kate über die Schulter, während sie sich vorm einzigen, beleuchteten Spiegel des Zimmers ihr Haar bürstete. Während er zuhörte, krümmten sich unwillkürlich seine Finger. Die Farbe ihres Haars mochte nichts Ungewöhnliches sein, aber seine Beschaffenheit war herrlich. Seine Fingerspitzen erinnerten sich ohne bewußte Mitwirkung seines Verstandes daran.
    »Womit?«
    »Daß du eine ganz besondere Person bist. Warum hätte man dich sonst ans Tarnover geholt? Wohin du auch gehst, du wirst überall zwangsläufig Aufsehen erregen.«
    »Das darf ich nicht!«
    »Du kannst es nicht ändern.« Sie legte die Bürste beiseite und drehte sich ihm zu; er saß verdrossen auf der Bettkante. »Überleg doch einmal«, sprach sie weiter. »Hätten die Leute bei der IIA dir eine Position als Semi-Permanenten angeboten, wärst du in ihren Augen sogar als Sandy Locke nicht ein außergewöhnlicher Mann gewesen? Und. ich habe auch gemerkt, daß du ein besonderer Mensch bist.«
    »Und du hast bei weitem mehr Durchblick«, brummte er, »als für dich gut ist.«
    »Du meinst, mehr als für dich gut ist.«
    »Kann sein.« Erst jetzt erhob er sich auf die Füße, und ihm war, als könne er seine Gelenke knarren hören, ein Eindruck, der dem Schicksal des Alters ähnelte: deutliche Erinnerung daran, wie es war, nach freiem Willen sich regen und das Leben genießen zu können, wie es gerade kam, aber nun gefangen in einem Gestell, das nichts zuließ außer vorsichtigen Bewegungen und eine von Ärzten verordnete Schonkost. »Ich möchte nicht mit einem Klotz am Bein durchs Leben gehen«, sagte er plötzlich.
    »Tarnover-Redensarten«, entgegnete sie schroff.
    »Was?«
    »Klotz am Bein? Klotz am Bein? Noch nie ist mir solcher Mist zu Ohren gekommen. Hat's jemals in der gesamten Weltgeschichte eine Zeit gegeben, in der man jemanden mit ganz außerordentlich erstaunlicher Begabung dazu verleiten konnte, sie als Hemmnis zu betrachten?«
    »Klar«, erwiderte er sofort. »Wie war's denn mit den Wehrpflichtigen, die lieber sich selbst verstümmelten, als auf Befehl einer Regierung auf Menschen loszugehen, die sie noch nie gesehen hatten? Sie mögen mit nichts anderem als Jugend und Gesundheit gesegnet gewesen sein, aber es waren nichtsdestotrotz Gaben.«
    »Das ist nicht verleitet. Das ist Zwang. Wenn bei der Erfassung ein Sergeant mit einem Schießeisen an der Hüfte.«
    »Es ist das gleiche. Nur auf einen kleineren Brennpunkt zusammengeschrumpft. «
    Ein gespanntes Schweigen entstand. Nach einer Weile seufzte sie. »Na schön, ich gebe nach. Ich habe nicht das Recht, um mit dir übers Tarnover zu streiten - du warst dort, ich nicht. Und es ist auf jeden Fall zu früh für einen Krach. Nimm eine Dusche und rasier dich, dann kümmern wir uns ums Frühstück und beraten darüber, wohin wir uns jetzt verdrücken.«
Sind das Sie?
    Hatten Sie in der vergangenen Nacht Schwierigkeiten mit dem Einschlafen? Obwohl sie völlig kaputt waren, obwohl Sie nichts Anstrengendes getan hatten? Haben Sie Ihren Herzschlag gehört? Geriet er aus seinem normalen Takt?
    Leiden Sie unter Verdauungsstörungen? Haben Sie das Gefühl, zwischen Ihren Rippen sei in Ihrer Brust ein Knoten entstanden?
    Sind Sie bereits verärgert, weil diese Anzeige den Nagel genau auf den Kopf trifft?
    Dann kommen Sie nach Calm Springs, bevor Sie jemanden umbringen oder um den Verstand kommen!
Ein Schlag ins Kontor
    »Allmählich fühlen Sie sich durch mich beunruhigt«, sagte die heisere Stimme.
    Wie üblich die Ellbogen auf die Armlehnen gestützt, legte Freeman seine Fingerkuppen aneinander. »Inwiefern?« fragte er.
    »Beispielsweise sind Sie dazu übergegangen, täglich während der letzten drei Stunden jeder Sitzung in der Gegenwart mit mir zu reden.«
    »Sie sollten für kleine Gnadenerweise dankbar sein. Unsere Prognosen besagen, daß es zu riskant wäre, Sie weiterhin dauerhaft im regressiven Zustand zu halten.«
    »Das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte findet sich in Ihrer Unterlassung, diese großartige 3dF-Anlage, die Sie hier aufbauen ließen, auch zu verwenden. Sie haben erkannt, daß mein Wohlbefinden von hoher Stimulation abhängig ist. Aber andererseits sind Sie nun dabei,

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