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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Know-how zu kombinieren, es sein würden, in denen die sozialen Veränderungen sich in einem Maße beschleunigten, daß sie bald die Grenzen dessen, was ein Mensch zu ertragen vermochte, approximativ erreichen mußten. Um das Jahr 2010 bestand in den wohlhabendsten Ländern eine klassische Kategorie von Patienten der Psychiatrie aus Jungen und Mädchen im Alter von Spät-Teenagern, die ihre ersten Ferien vom College angetreten hatten und entdeckten, daß ihr >Zuhause< sich nicht wiedererkennen ließ, entweder weil die Eltern in eine völlig neuartige Umgebung verzogen waren, den Wohnort und die Stellung gewechselt, oder aber einfach bloß, weil sie - wie schon ein dutzendmal zuvor - die Wohnung verändert und neu eingerichtet hatten. ohne sich darüber im klaren zu sein, daß sie dem Tür und Tor öffneten, was später unter der Bezeichnung >Letzter-Strohhalm-Syndrom< Bekanntheit erlangte.
    Auch ließ sich nicht schwierig voraussehen, daß in jenen Ländern, wo die Industrielle Revolution mit Verspätung anlief, ganz gleichgültig, wie groß dort auch die materiellen Ressourcen sein mochten, der Prozeß der Veränderung sich proportional langsamer gestalten mußte, denn bekanntlich werden Reiche immer reicher und Arme immer kinderreicher. Was nicht weiter schlimm ist, solange viele dieser Kinder im Laufe ihrer Kindheit verhungern.
    Was zahlreiche, sonst recht gut informierte Leute anscheinend zu übersehen vorzogen, war das Phänomen, welches Angus Porter das >Hammer-und-Keil-Phänomen< getauft hatte, und diese Bezeichnung blieb noch im Gebrauch, lange nachdem es selbst bei den armen Nationen als unwirtschaftlich abgeschafft worden war, Baumstämme mit dem Hammer und einem Eisenkeil zu spalten. Selbst die pedalbetriebene Kreissäge war weniger holzverschwenderisch. Außerdem konnte man sauberere Trennflächen erzielen. Mit voller Kraft vorwärtshämmern spaltete die Gesellschaft. Viele ihrer Mitglieder unternahmen alles, um in Gegenrichtung zu ziehen. Noch mehr entschieden sich dafür; zur Seite auszuweichen. Und manche standen einfach steif und starr und rührten sich nicht vom Fleck. Die Risse, welche dadurch entstanden, waren in ihrem Endergebnis unabsehbar.
    Ein Sachverhalt, nur ein einziger, erhielt die Illusion von nationaler Unversehrtheit am Leben. Die sommerfädenhaften Stränge des Datennetzes erwiesen sich als erstaunlich stark. Unglücklicherweise bekamen sie nie irgendwelche Verstärkung.
    Die Menschen trösteten sich mit dem Wissen, daß es gewisse Dinge bequem zur Hand hatte, in den USA, der Sowjetunion, in Schweden oder Neuseeland, auf die man stolz sein konnte: >Dies ist das größte/längste/schnellste Sowiesodingsda der Welt.< Morgen jedoch konnte es damit schon vorbei sein. Paradoxerweise saugten sie daher noch mehr emotionale Substanz aus der Möglichkeit, sagen zu können: >Dies ist das allerprimitivste Potrzebie, wissen Sie, wird noch in allen Industrieländern gebrauchte Es war ja so wichtig, mit der ruhigeren, stabileren Vergangenheit Verbindung halten zu können.
    Die Risse breiteten sich aus. Von der nationalen Ebene griffen sie über auf die Ebene der einzelnen Länder und Kreise, von da aus drangen sie in die Ebene der Städte und Gemeinden vor, und dort begegneten sie Rissen, die in Gegenrichtung verliefen und deren Ursprung in den Privatbereichen der Familien lag. >Blut haben wir geschwitzt um diesen Hurensohn/diese dumme Ziege, um ihn/sie durch's College zu bringen! Er sollte uns dafür was bieten, statt in Neu-Mexiko den Arsch in die Sonne zu legen! < (Für Neu-Mexiko lese man je nachdem Warna am Schwarzen Meer, oder die Strände von Kemoi und Matsu, wo Tausende junger Chinesen sich auf genügsame Weise die Zeit damit vertrieben, die Kalligrafie zu üben, Fan-tan zu spielen und Opium zu rauchen, oder fünfzig andere Örtlichkeiten, wo la dolce-far-niente vita den Inhalt seines Schlagnetzes nach einem Fischzug durch die Nation, eine ethnische Gruppierung oder - wie im Falle Indiens -einen Subkontinent ausgeschüttet hatte (Sri Lanka besaß seit einer Generation nichts dergleichen, was einer Regierung im herkömmlichen Sinne ähnelte).
    Zumindest nicht weniger als anderes war es das Gefühl, zusehen zu müssen, wie verwertungsfähiges Talent den Rücken kehrte, was das Establishment dazu bewog, solche Genius-Zentren wie das Tarnover zu begründen, finanziert in dem Maße, wie es bis dahin nur der Rüstung vorbehalten blieb. Es überstieg das Begriffsvermögen all jener, die in

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