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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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kleines Mädchen war, brachte er mir schon als Spielkameraden die erstaunlichsten Haustiere mit. Ich hatte sie nie lange, denn sie waren schon alt. Aber sie hatten ihm in seinen Labors gedient, und deshalb konnte er's nicht übers Herz bringen, sie einfach einzuschläfern und in den Verbrennungsofen zu werfen. Er sagte immer, er schulde ihnen noch ein bißchen Freude, weil er sie ihnen, als sie jung waren, vorenthalten habe.«
    »Was für Tiere?«
    »Oh, zuerst Kleintiere, als ich fünf oder sechs war - Ratten, Hamster, Rennmäuse. Später Eichhörnchen und Ziesel, Katzen und Waschbären. Du weißt doch, ich habe erwähnt, daß er eine Sondergenehmigung für den Transport geschützter Tierarten auf Bundesebene besaß. Zum Schluß, in den Jahren, bevor er so schwer erkrankte und sich von allem zurückziehen mußte, arbeitete er mit richtig großen Tieren, Hunden wie Natty Bumppo und Berglöwen wie Bagheera.«
    »Hat er auch Forschungen mit aquatischen Säugetieren betrieben - Delphinen, Tümmlern?«
    »Glaube ich nicht. Jedenfalls hätte er sie mir nicht mit nach Hause bringen können.« Mit dieser Antwort kehrte ein Teil ihres gewohnten seltsamen Humors wieder. »Wir hatten eine normale Wohnung und deshalb kein so großes Aquarium. Warum fragst du?«
    »Ich habe überlegt, ob er vielleicht mit. na, ich weiß nicht, welche von den Namen du kennen könntest. Man wechselte die Bezeichnungen, während man von der einen in die nächste Sackgasse geriet. Aber es gab ein in Georgia stationiertes Projekt mit dem Ziel, Tiere zur Abwehr einer Invasion zu befähigen. Ursprünglich dachte man an kleine Tiere als Verbreiter von Krankheitserregern und Saboteure, zum Beispiel konditionierte man Ratten so, daß sie mit Vorliebe an Reifengummi und Elektroisolationen nagten. Später machte man dann viel Wind um sogenannte Ersatz-Armeen, das hieß, Tiere sollten die Infanterie ersetzen. Man wollte noch Kriege mit soviel Blut und Lärm wie früher austragen können, aber ohne daß so viele Soldaten fielen - jedenfalls nicht ständig so viele.«
    »Ich kannte das Projekt unter dem Decknamen >Sparsam-keit<. Aber Vater hat niemals daran mitgearbeitet. Man hat ihn immer wieder aufgefordert, doch mitzumachen, aber er lehnte es jedesmal ab, weil er nie alle Einzelheiten über die Zusammenhänge der erwünschten Tätigkeit wissen sollte. Erst als er sich schon die verhängnisvolle Myelitis zugezogen hatte, erfuhr er, wie richtig er gehandelt hatte.«
    »Das Projekt ist aufgegeben worden, nicht wahr?«
    »Ja, und ich weiß auch, warum. Jahrelang hatten sie nur von Vaters Errungenschaften schmarotzt. Er war der einzige Mann im Lande, vielleicht in der ganzen Welt, dem es wiederholt gelang, superintelligente Tiere zu züchten.«
    »Buchstäblich der einzige?«
    »Oh, er konnte es selber kaum glauben. Er veröffentlichte ja alle seine Daten und beschwor stets, er halte nichts zurück, aber andere Forscher gelangten nie zu den gleichen Resultaten. Am Ende faßte er das bloß noch scherzhaft auf. >Ich habe eben rote Finger<, pflegte er zu sagen.«
    »Verstehe. Wie Gärtner grüne Finger haben.«
    »Genau.«
    »Welche Methode wandte er denn an?« Seine Frage war eher rhetorisch als ernst gemeint. Trotzdem gab sie ihm eine ernsthafte Antwort.
    »Da darfst du nicht mich fragen, fordere die Daten an. Sie sind allesamt zugänglich. Anscheinend hofft die Regierung, daß eines Tages ein anderes Genie mit roten Fingern darauf stößt.«
    »An der Biologie habe ich den Spaß verloren«, sagte er in nachdenklichem Ton, den Blick ins Weite gerichtet, »aber ich entsinne mich noch an einiges der Lilleberg-Hypothese. Eine ultra-verfeinerte Subkategorie der natürlichen Selektion, einschließlich der hormonellen Beeinflussung nicht nur des Embryos, sondern auch der Keimdrüsen bei den Eltern, wodurch die Austauschpunkte der Chromosomen determiniert werden sollten.«
    »Hm-mm. Man hat ihn für diese Anregung verspottet. Alle seine Kollegen machten ihn schlecht, sie beschuldigten ihn, er wolle beweisen, Lyssenko habe doch recht gehabt.« Als sie weitersprach, geschah es in hitzigerem Tonfall. »Aber das war eine durchsichtige Lüge! In Wahrheit lieferte er eine Erklärung dafür, warum die Lyssenkoisten trotz ihres Irrtums sich nichts hätten vorzuwerfen lassen brauchen. Sandy, warum wird nur jede etablierte Einrichtung so schnell zum Fossil? Es mag an meiner ungezügelten Fantasie liegen, aber ich habe diesen paranoiden Eindruck, daß heutzutage alle Leute im

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