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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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solide Nahrung. Ohne sie stirbt man an Auszehrung. Dort ist eine Kreuzung, siehst du?«
    Sie liefen die letzten Schritte, und. »O Sandy!« Kates Ausruf - glich einem ungestümen Seufzen. »Sandy, hier können wir doch unmöglich richtig sein?! Das ist ja kein Haus, das ist ein Kunstwerk! Und wunderschön!«
    Nach einem langen Schweigen voller Staunen sprach er in die Luft. »Na, jedenfalls vielen Dank.« Und in einer Abwandlung von Überschwang riß er sie von den Füßen und trug sie recht herkömmlich über die nicht unbedingt herkömmlich beschaffene Schwelle.

Die Wohnlichkeit des Liebenswerten
    »Ich frage mich«, sagte Freeman gedämpft, »was Ihnen an Abgrundsdorf eigentlich so gefiel.«
    »Ich dachte, das wäre offenkundig. Die Menschen dort haben das richtig gemacht, was im Tarnover vollkommen falsch läuft.«
    »Für mich klingt das ganz nach dem üblichen UmstöpselLebensstil. Man kommt an, bezieht ein Haus, das leersteht und nur auf neue Bewohner wartet, man.«
    »Nein, nein, NEIN!« Jedesmal lauter. »Als erstes fanden wir, sobald wir im Haus waren, eine Nachricht vom Vorbewohner, Lars Thorgrim, worin er erklärte, daß er und seine Familie fortziehen mußten, weil seine Frau eine Krankheit bekam, die der regelmäßigen Strahlenbehandlung bedurfte, so daß es nötig geworden sei, in die Nähe einer großen Klinik zu ziehen. Andernfalls wären sie nie weggegangen, sie seien in dem Haus sehr glücklich gewesen, und sie hofften, daß die nächsten Bewohnern sich ebenso darin wohlfühlten. Und sie ließen auch von ihren beiden Kindern grüßen. Das ist beileibe nicht nach Art des Umstöpsel-Lebensstils, dessen Grundzug daraus besteht, einfach zu verschwinden und ja keine Spur zu hinterlassen!«
    »Aber als Sie bei der IIA anfingen, hat man Sie unverzüglich auf eine Begrüßungs-Party geschleppt.«
    »Meine Güte! Bei der IIA braucht man die Ankunft eines Neuen, um eine Party zu veranstalten. Das ist ein dienstlicher Vorgang mit dem Zweck, ihn und seine neuen Kollegen sich am Hintern beschnüffeln zu lassen wie argwöhnische Hunde! In Abgrundsdorf dagegen zählt die Party ganz einfach zum gesellschaftlichen Leben. Man veranstaltet sie so oder so, weil jemand Geburtstag hat oder wegen eines Jubiläums, oder auch bloß, weil es ein schöner, lauer Abend ist und ein Ballon voller selbstgemachtem Wein reif zum Trinken. Ich bin enttäuscht von Ihnen. Ich hatte angenommen, Sie hätten die Absicht der Regierung durchschaut, Abgrundsdorf kleinzukriegen, und auf das Quellenmaterial zurückgegriffen.«
    Erstmals wirkte Freeman sichtlich betroffen. »Nun ja«, sagte er, umständlich aus Vorsicht, »natürlich weiß ich.« -
    »Sparen Sie sich die Ausreden. Hätten Sie gründlich recherchiert, könnte ich Ihnen jetzt keine Neuigkeit auftischen. O Mann, denken Sie einmal nach, gebrauchen Sie Ihren Verstand! Die Desasterville-USA-Studie ist die einzige und von erstklassigen Fachkräften durchgeführte Analyse darüber, wie die unserer Gesellschaft immanenten Mängel in einem Nachkatastrophen-Kontext sichtbar werden. Die in anderen Flüchtlingssiedlungen geleistete Arbeit war läppisch und oberflächlich, strotzte von erlernten Abgedroschenheiten.
    Aber die Leute vom Claes-College sagten nicht nur rundheraus, daß die Opfer des Großen Bay-Bebens deshalb nicht mit der Situation fertigwerden konnten, weil sie sich's schon lange abgewöhnt hatten, sich um irgend etwas selber zu kümmern -da sie längst wußten, daß die Macht in den Händen einer korrupten, eifersüchtigen In-group geballt war -, sondern sie setzten dem auch noch die Krone mit etwas auf, was man in Washington als die krasseste Beleidigung überhaupt empfinden mußte. Sie fügten auch hinzu: Und so kann man's besser machen.« Ein rauhes Auflachen. »Noch schlimmer, sie ließen sich nicht davon abbringen, dies Bessermachen zu demonstrieren, und am allerschlimmsten: sie hinderten die Regierung, etwas reinzuwürgen und dazwischenzumurksen.«
    »Wie lange nach Ihrem Eintreffen hat man Ihnen das erzählt?«
    »Niemand erzählte es mir. Noch am selben Abend reimte ich es mir selbst zusammen. Ein klassisches Beispiel für diese Art von Angelegenheit, die so offensichtlich ist, daß man sie übersieht. In meinem besonderen Fall hatte ich nach meinem letzten Kontakt mit dem Offenen Ohr unbewußt alle weiteren Überlegungen zu seiner Problematik unterdrückt. Andernfalls wäre ich sofort darauf gekommen.«
    Freeman seufzte. »Ich dachte, Sie wollten Ihre Schwäche

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