Der Schockwellenreiter
Besitz von Autorität es sich zur Gewohnheit machen, über jeden originellen Gedanken herzufallen und ihn zu entstellen oder zu unterdrücken. Ted Horovitz erzählte doch zum Beispiel, wie man die Leute davon abhält, sich näher für die Desasterville-Studie zu interessieren.«
»Hast du wirklich Zweifel in bezug auf die Regierung?« entgegnete er düster. »Ich dachte, die Gründe dafür seien klar. Es ist das gesellschaftliche Gegenstück zur natürlichen Selektion. Diese Gruppen innerhalb der Gesellschaft, die Macht um den Preis von allem anderen wünschen - um den Preis von Anstand, Selbstachtung, ehrlicher Freundschaft -, haben schon seit langem die Oberhand gewonnen. Die Masse der Offent-lichkeit steht nicht länger in irgendeinem Kontakt zur Regierung. Die Menschen wissen nur eines: wenn sie aus der Reihe tanzen, werden sie zurechtgestoßen. Und es existieren die Möglichkeiten, um diesen Ausdruck wortwörtlich auffassen zu dürfen. Oh, wie müssen sie drüben in Washington dies kleine Kaff Abgrundsdorf hassen! Eine so winzige Gemeinde, und ihre Bürger können allen Zumutungen der Regierung die Stirn bieten.«
Es schauderte sie merklich. »Aber Wissenschaftler.?«
»Ihre Reaktion ist anderer Natur. Die Explosion des menschlichen Wissens hat sich bis zu dem Punkt beschleunigt, da selbst die hervorragendsten Geister nicht weiter mithalten können. Theorien sind zu Dogmen erstarrt, genau wie im Mittelalter. Die führenden Fachleute fühlen sich dazu verpflichtet, ihre Glaubensbekenntnisse gegen die Ketzer zu verteidigen. Stimmt's?«
»Für Vaters Fall trifft das sicherlich zu«, sagte Kate, nickte und biß sich auf die Lippen. »Aber. naja, er bewies doch, daß er recht hatte! Wenn nichts anderes, dann ist jedenfalls Bag-heera der Beweis.«
»Er war kein Einzelerfolg, oder?«
»Verdammt, nein! Aber das einzige Exemplar, bei dem Vater verhindern konnte, daß man es an den Großzirkus in Quemadura verkaufte. Damals nahm er gerade die Tätigkeit auf, und man investierte viel Geld und. Da, Sandy, sieh mal!« Sie kamen an einer ebenen Wiese vorbei; darauf lagen zwei kleine Kinder auf einer Decke und schliefen. Neben ihnen wachte ein Hund von der gleichen Art und Farbe wie Natty Bumppo, aber kleiner, eine Hündin. Sie musterte die beiden Fremden mit gleichgültigem Blick; einen Winkel der oberen Lefze hatte sie hochgezogen, um scharfe weiße Zähne zu zeigen, und sie ließ ein leises Knurren vernehmen, als sei es eine Frage. Nun erhob sie sich, die Nackenhaare gesträubt, und kam näher. Die zwei blieben stehen. »Hallo«, sagte Kate mit einer Spur von Nervosität. »Wir sind neu hier. Aber wir waren vorhin bei Ted, und er und Suzy haben uns gesagt, wir könnten im früheren Haus der Thorgrims wohnen.«
»Kate, du kannst doch nicht im Ernst glauben, daß ein Hund eine so komplizierte.« Verdutzt schwieg er, denn die Hündin wedelte prompt mit der Rute. Kate lächelte und hielt ihr die Hand zum Beschnuppern hin. Nach einem Moment des Zögerns tat er das gleiche. Das Tier überlegte, dann nickte es auf völlig menschliche Art, ehe es den Kopf drehte, um an seinem Halsband ein kleines Schild mit einigen Wörtern darauf vorzuzeigen.
»Brunhilde«, las Kate laut ab. »Und du gehörst zu Leuten namens Josch und Lorna Treves. Na, und wie geht's so, Brunhilde?« Ernst reichte der Hund jedem von ihnen die rechte Pfote, dann kehrte er zurück an seinen Posten. Sie gingen weiter. »So, glaubst du's jetzt?« fragte Kate leise.
»Ja, verdammt, ich muß es ja wohl. Aber wie um Himmels willen können denn welche von den Hunden deines Vaters in diese Gegend gelangt sein?«
»Wahrscheinlich durchaus so, wie die Bürgermeisterin meinte, indem ein paar aus einem Forschungsinstitut ausrissen und sich nach einem erträglicheren Aufenthaltsort umsahen. Mehrere Zentren besaßen von Vater gezüchtete Hunde. Sag mal, ich frage mich, wie weit es wohl noch bis zum Großring ist. Ob wir schon daran vorüber sind? Die Straßennamen sind nirgends ausgeschildert.«
»Ist mir auch aufgefallen. Das gehört dazu. Es hilft ebenfalls dabei, von den abstrakten Sets wegzukommen und der Realität erhöhte Beachtung zu schenken. Natürlich geht so etwas nur in kleinen Gemeinden, aber. na, durch wie viel tausend Straßen bist du in deinem Leben schon gegangen, ohne mehr zur Kenntnis zu nehmen als ihre Namen? Ich glaube, das ist einer der Umstände, die die Menschen so oberflächlich machen. Man benötigt so gut solide sinnliche Wahrnehmung wie
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