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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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»Vor einer Weile habe ich einen Anruf abgewimmelt«, sagte Kate und nahm wider die Vorschrift ihre Kopfhörer ab, »darin war die Rede von einem Rotten-Match. Jetzt frage ich mich natürlich, ob.«
    Er hatte sich umzudrehen begonnen, um sie anzusehen, als die erste Explosion die abendliche Stille zerriß. Während die anderen erregt durcheinanderhasteten, vollendete er seine Körperdrehung. »Du hast einen Anruf abgewimmelt«, fragte er, »mit dem wir gewarnt werden sollten?« Ihre Antwort darauf ging in einem Laut unter, wie man ihn noch nie in der Geschichte Abgrundsdorf vernommen hatte, und wovon jeder, der ihn hörte, sich wünschte, ihn niemals wieder zu Ohren zu bekommen: als säßen sie vom einen auf den anderen Moment im Innern der größten Orgel der Welt gefangen, und der Orgelspieler schlage den Tonbereich auf eine Weise, die Zähneklappern verursachte, dicht unterhalb der Grenze zur tatsächlichen Tonhöhe an. Er klang wie ein Mittelding zwischen einem Bellen und einem Jaulen, und er war die Antwort von einhundertfünfzig riesigen Hunden auf den Ruf ihres Rudelführers. Arrgh-O-O-O-O-O-A-A-A-A-A-U-U-U-U-U…!
    Nur die Welpen blieben auf Wache zurück und die Hündinnen, die noch säugten. Der gesamte Rest von Natty Bumppos Anhang jagte hinaus in die Nacht, folgte dem Geruch der Furcht, denn schon das erste Heulen hatte ausgereicht, um die Angreifer in Verwirrung zu stürzen. Schüsse fielen, man feuerte ein weiteres Mal aus dem Granatwerfer, aber diesmal flog die Granate weit daneben.
    Dreißig Minuten verstrichen, dann trieben die Hunde die Rottenmitglieder, entwaffnet, blutend und tränenüberströmt, in den Ort, damit man ihre Bißwunden verbinden und sie in die verschiedenen verschließbaren Keller und Schuppen sperren konnte, denn ein regelrechtes Gefängnis fehlte. Zwei Hunde erhielten Schußverletzungen, eine davon war tödlich, ein dritter Hund bekam einen Stich ab, überstand ihn jedoch; siebenunddreißig Rottenmitglieder - auf einen Gegner von diesem Schrot und Korn nicht gefaßt gewesen - waren dingfest gemacht worden. Der älteste von ihnen war achtzehn.
    All das jedoch geschah zu spät, um das Haus an der Ecke Großring und Säufergraben zu retten.
Grund zur Klage
    Auf den Wangen des Subjekts schimmerten Tränen, und die Instrumente rieten dazu, es in den Gegenwarts-Status zurückzuholen. Freeman verließ sich auf ihre Anleitung und wartete geduldig, bis der Mann das volle Bewußtsein wiedererlangt hatte. »Es ist bemerkenswert«, sagte er schließlich, »daß die Zerstörung eines Hauses, an das sich zu gewöhnen Sie doch so gut wie gar keine Gelegenheit hatten, sie so stark beeindruckte. Außerdem wäre, selbst wenn man sofort die erste Warnung beachtet hätte, so oder so keine Zeit vorhanden gewesen, um den Überfall früher abzufangen, und es war die erste Granate, die Ihr Haus traf.«
    »Sie sind seelenlos. Und obendrein herzlos!« Freeman schwieg dazu. »Ooooh.! Sicher, sicher, ich weiß. Kate befolgte die Vorschriften. Sie hatte sich schneller eingearbeitet als ich. Es zählt zur allgemeinen Praxis des Offenen Ohrs, alle Anrufer abzuweisen, die verlangen, man solle etwas tun , denn dafür gibt es ja andere Einrichtungen. Und hätte sich die Frau hinsichtlich ihrer Warnung bereits in den ersten Sekunden klarer ausgedrückt, die Reaktion wäre die gleiche gewesen. Man rät dazu, alle Anrufe abzuwimmeln, die mit einer hysterischen Warnung anfangen, weil es sich in neun von zehn Fällen um irgendeinen religiösen Wahnsinnsknaben handelt, der uns mit dem Zorn Gottes droht. Abgrundsdorf, meine ich. Und ich glaube, ich war mir derzeitig durchaus darüber im klaren. Ebenso klar war mir, daß es keinerlei Sinn hatte, herumzuschreien und mit ihr zu schimpfen, und trotzdem tat ich's, als ich vor dem ausgebrannten Haus stand, der Qualm mir in den Augen stach, der Gestank in meiner Nase war und ein Dutzend Leute mich zur Vernunft zu bringen versuchten. Es war zwecklos. Ich verlor die Geduld sozusagen als Ganzes. Ich glaube, ich setzte meine gesamte angestaute Wut frei, die in mir seit meiner Kindheit gefressen hatte. Und zum Schluß.« Er mußte schlucken und von neuem anfangen. »Ich tat etwas, das ich davor zum letztenmal wahrscheinlich im Alter von zehn Jahren getan hatte. Ich schlug jemanden.«
    »Kate, wie sich erraten läßt.«
    »Ja, natürlich. Und.« Er begann zu lachen, ganz gegensätzlicherweise, denn auf seinen Wangen glitzerten noch Tränen. »Und eine Sekunde später lag ich im

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