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Der Schockwellenreiter

Der Schockwellenreiter

Titel: Der Schockwellenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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zumutbaren Aufwands bei Fenelli aus, versorgte pro Abend fünfzig Leute mit erstklassigen Speisen. Heute hatte er nur zehn eigene Gäste vorgesehen gehabt, aber als die Gesellschaft nachher im Garten saß, gesellten sich nach und nach weitere Leute dazu, einzeln oder paarweise, und tranken ein Glas Wein oder einen Krug Bier, und zum Schluß war eine regelrechte Party mit mindestens vierzig Teilnehmern in vollem Gange.
    Für lange Zeit stand er abseits in einer finsteren Ecke. Dann kamen Ted Horovitz und Suzy in seine Nähe, um - wie er annahm - Süßwasser zu begrüßen, die soeben allein eintraf. »Sandy«, meinte Ted zu ihm, als er ihn sah, »findest du dich zurecht?«
    Ein Augenblick der Entscheidung war angebrochen. Er fällte die Entscheidung. Er straffte seine Schultern und trat aus dem Schatten. »Ich möchte mich gerne dringend mit euch unterhalten. Und Brad, glaube ich, sollte auch dabei sein.«
    Sie wechselten Blicke. »Brad wird heute nicht kommen«, sagte Suzy. »Er hört zu. Aber Süßwasser ist im Gemeinderat seine Stellvertreterin.«
    »Schön.« Seine Handflächen waren schweißig, sein Bauch hatte sich zusammengekrampft, aber in seinem Kopf herrschte eine große, kühle Ruhe. Die vier verschafften sich Sitzgelegenheiten und nahmen Platz, ein wenig vom Rest der Party abgesondert.
    »Also, worum geht's?« brummte Ted schließlich.
    Sandy tat einen tiefen Atemzug. »Vor ein paar Stunden habe ich erkannt, daß ich über Abgrundsdorf etwas weiß, das ihr nicht wißt.« Sie warteten. »Aber verratet mir zuerst eines: habe ich recht mit der Annahme, daß das Offene Ohr durch einen Bandwurm geschützt wird?«
    Nach kurzem Schweigen zuckte Süßwasser die Achseln. »Das habe ich stets für offenkundig gehalten.«
    »Die Datenbehörde trifft Vorbereitungen, um ihn abzutöten. «
    Damit erzeugte er eine bemerkenswerte Reaktion. Seine drei Zuhörer ruckten alle auf ihren Stühlen vorwärts; Ted hatte gerade seine Lieblingspfeife anzünden wollen und vergaß sie nun augenblicklich. »Aber das ist unmöglich, ohne.« begann Suzy.
    »Ich möchte die Einzelheiten gar nicht wissen«, unterbrach Sandy. »Ich gehe davon aus, daß ihr den größten Bandwurm überhaupt im Datennetz unterwegs habt und er automatisch jeden Versuch unterbindet, einen Anruf bei den zehn Neunen mitzuhören. Wäre mir diese Aufgabe zugefallen, als man damals die Heim-Kommunikatoren ans Netz anschloß, hätte ich diesen Bandwurm als Explosiv-Scrambler verfaßt, wahrscheinlich eine halbe Million Bit lang, mit Zusatz-VirusKapazität und einem Not-Nonstopperpetuativ-Anhang. Es müßte um 2005 gerade schon möglich gewesen sein, einem Wurm so einen Schwanz anzuhängen, der jeden Computer beim Versuch, ihn aufzuwickeln, scheitern ließe. Ich weiß nicht, ob euer Wurm einen hat oder nicht, und es ist auch gleichgültig. Wichtig ist, daß ich während meiner jetzt beendeten Zeit als Systemrationalisator bei der IIA mehr im Netz herumgestöbert habe als es für meine Brotherren erforderlich war, und dabei bin ich auf etwas gestoßen, dessen Bedeutung mir erst heute klargeworden ist.« Sie hingen nun geradezu an seinen Lippen, um kein Wort zu versäumen. »Seit ungefähr achtzehn Monaten schon kopiert man routinemäßig Daten der A-Klasse mit Stern, nicht nur von der IIA, sondern von sämtlichen Hyper-Konzernen mit Maximalnutzungsquote, und lagert sie außerhalb des Datennetzes. Ich dachte, man sei es nun allmählich satt, wie die Hyper-Konzern-Manager ständig den Weißes-Haus-Trick und andere Späße der Steuerhinterziehung anwenden, und wolle sich, um Vergleichsmöglichkeiten zu haben, einen Standard erarbeiten. Ich kam nicht darauf, daß das die Vorbereitung zu einer Wurmjagd sein könne. Ich rechnete nicht damit, daß ein so großer Wurm unbehelligt unterwegs sei. Jetzt aber sehe ich die Zusammenhänge ganz deutlich, und ich vermute, ihr seht sie auch, hm?«
    »Allerdings«, erwiderte Ted, plötzlich sehr bleich. »Da nutzt die Virus-Kapazität auch nichts, gar nicht zu reden von dem schlichten Scrambler-Aspekt. Und unser Wurm hat tatsächlich nicht diese Art von Schwanz, die du erwähnt hast. Später hatten wir einmal die leise Hoffnung, noch einen anhängen zu können. aber Washingtons Toleranz gegenüber dem Offenen Ohr verschliß sich bereits, und wir wollten die Behörden nicht unnötig reizen.«
    »Sie müssen Abgrundsdorf hassen«, sagte Süßwasser. »Herrje, sie müssen uns abgrundtief verabscheuen.«
    »Sie fürchten sich vor uns, das ist

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