Der Schoenste Fehler Meines Lebens
er dieselbe Feindseligkeit erkannte, mit der Meg es jeden Tag, den sie in Wynette war, zu tun hatte. »Das muss nicht notwendigerweise stimmen«, entgegnete er.
Fleur Koranda mischte sich ein. »Sie hatten Ihre Chance, Ted, und nach allem, was ich weiß, haben Sie sie vermasselt.«
»Und zwar total«, ergänzte ihr Mann. »Aber wenn Sie eine Nachricht hinterlassen wollen, werden wir diese bestimmt weitergeben.«
Niemals würde Ted sich herablassen, ihnen sein Herz auszuschütten. »Bei allem Respekt, Mr. Koranda, was ich Meg zu sagen habe, geht nur uns beide was an.«
Jake zuckte mit den Achseln. »Dann viel Glück.«
Clay stellte seine Gitarre ab und entfernte sich von seinem Bruder. Seine Feindseligkeit hatte etwas nachgelassen, und als er Ted ansah, schien fast etwas Mitgefühl in seinem Blick zu liegen. »Da es Ihnen kein anderer sagen will, werde ich das übernehmen. Sie hat das Land verlassen. Meg ist wieder auf Reisen.«
Teds Magen verkrampfte sich. Genau das hatte er befürchtet. »Kein Problem«, hörte er sich sagen, »ich kann es kaum erwarten, in ein Flugzeug zu steigen.«
Dylan teilte die mitfühlende Haltung seines Bruders nicht. »Für einen Kerl, der so was wie ein Genie sein soll, sind Sie ein wenig schwer von Begriff. Von uns werden Sie gar nichts erfahren.«
»Wir sind eine Familie«, warf Jake Koranda ein. »Sie verstehen womöglich nicht, was das bedeutet, aber wir alle schon.«
Ted begriff sehr genau, was das bedeutete. Diese großen, gut aussehenden Korandas hatten eine Mauer um sich gezogen, wie das auch seine Freunde gegenüber Meg getan hatten. Schlafmangel, Enttäuschung und Selbstekel, in den sich Panik mischte, ließen ihn zum Schlag ausholen. »Das verwundert mich ein wenig. Sind Sie nicht dieselbe Familie, die sich vor vier Monaten von ihr losgesagt hatte?«
Jetzt hatte er sie an ihrem wunden Punkt getroffen. Er konnte die Schuldgefühle in ihren Augen ablesen. Bis zu diesem Moment hätte er nie vermutet, dass Schadenfreude Bestandteil seines Charakters war, aber ein Mensch lernte jeden Tag was Neues über sich. »Ich wette, Meg hat Ihnen nie erzählt, was sie durchgemacht hat.«
»Wir standen die ganze Zeit über mit Meg in Kontakt.« Die steifen Lippen ihrer Mutter bewegten sich kaum.
»Stimmt das? Dann wissen Sie ja, wie sie gelebt hat.« Es war ihm vollkommen egal, dass das, was er jetzt tat, nichts mehr mit Fairness zu tun hatte. »Dann wissen Sie sicherlich, dass sie gezwungen war, Toiletten zu schrubben, um sich was zu essen kaufen zu können? Und sie wird Ihnen auch erzählt haben, dass sie in ihrem Auto schlafen musste? Hat sie erwähnt, dass sie fast ins Gefängnis gewandert wäre, weil sie keinen festen Wohnsitz vorweisen konnte?« Dass er derjenige war, der sie fast dorthin geschickt hätte, erwähnte er lieber nicht. »Am Ende wohnte sie in einem verlassenen Gebäude ohne Mobiliar. Aber haben Sie eine Vorstellung davon, wie heiß ein Sommer in Hill Country ist? Um sich abzukühlen, schwamm sie in einem Fluss, in dem es von Schlangen wimmelte. « Er sah, dass sie von Gewissensbissen gequält wurden, und setzte noch eins drauf. »Sie hatte keine Freunde und eine Stadt voller Feinde gegen sich, also werden Sie mir verzeihen, wenn mich das, was Sie unter Beschützen verstehen, nicht beeindruckt.«
Die Gesichter ihrer Eltern waren aschfahl geworden, ihre Brüder konnten ihm nicht mehr in die Augen schauen, und er war willens, sich zurückzuhalten, aber die Worte drängten aus ihm heraus. »Wenn Sie mir nicht sagen wollen, wo sie ist, dann fahren Sie doch zum Teufel. Ich werde sie schon selbst finden.«
Vor Wut schäumend stürmte er aus dem Haus, allerdings war ihm dieses Gefühl so fremd, dass er es kaum einschätzen konnte. Als er jedoch bei seinem Auto angekommen war, bedauerte er, was er getan hatte. Das war immerhin die Familie der Frau, die er liebte und die sogar selbst davon überzeugt war, dass es richtig gewesen war, sich von ihr loszusagen. Er hatte nichts weiter erreicht, als seinen Ärger an den falschen Leuten auszulassen. Wie zum Teufel sollte er sie jetzt finden?
Die nächsten paar Tage kämpfte er gegen seine zermürbende Verzweiflung an. Eine Internetsuche erbrachte keinerlei Hinweise auf Megs Verbleib, und die Menschen, die sehr wahrscheinlich über entsprechende Informationen verfügten, weigerten sich, mit ihm zu reden. Sie konnte überall sein, und wo sollte er mit seiner Suche beginnen, wenn die ganze Welt ihr Aufenthaltsort war?
Als
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