Der Schoenste Fehler Meines Lebens
können, aber darum ging es ihr nicht. Jetzt nicht mehr. Endlich wusste sie, was sie tun wollte.
Der Wagen war noch immer hinter ihr, und seine Scheinwerfer warfen gelblich verschmierte Spuren auf den nassen Asphalt. Der Regen hatte ihre Leinenturnschuhe durchweicht, und sie zog den violetten Trenchcoat, den sie in einem Secondhandshop entdeckt hatte, noch enger um sich. Sicherheitsgitter verrammelten die Schaufenster des Sari-Ladens, des koreanischen Discounters für Haushaltswaren, ja selbst die Imbissbude, wo es die Klöße gab – alle hatten abends dichtgemacht.
Sie ging noch schneller, aber das stete Brummen des Motors wurde nicht schwächer. Sie bildete sich das nicht ein. Der Wagen verfolgte sie, da gab es keinen Zweifel, und sie hatte noch einen Häuserblock vor sich.
An einer Kreuzung raste ein Polizeiwagen mit lautem Sirenengeheul vorbei, das rote Licht pulsierte im Regen. Ihr Atem ging schneller, als die Limousine mit ihren bedrohlichen dunklen Scheiben sie einholte. Sie fing zu rennen an, aber der Wagen hielt Schritt mit ihr. Aus ihrem Augenwinkel sah sie eine der schwarzen Scheiben nach unten gleiten.
»Willst du mitfahren?«
Ein Gesicht, mit dem sie zuallerletzt gerechnet hätte, sah zu ihr heraus. Sie stolperte über das unebene Gehwegpflaster, und plötzlich wurde ihr schwindelig, sodass sie beinahe gestürzt wäre. Nach allem, was sie unternommen hatte, um ihre Spuren zu verwischen, war er jetzt hier und schaute sie aus dem heruntergelassenen Fenster an. Sie konnte seine Gesichtszüge im Schatten erkennen.
Wochenlang hatte sie bis tief in die Nacht gearbeitet und sich nur auf ihre Arbeit konzentriert, alle anderen Gedanken verdrängt und nicht geschlafen, bis sie zu erschöpft zum Weiterarbeiten war. Sie war kaputt und ausgelaugt und nicht in der Verfassung, mit jemandem zu reden, schon gar nicht mit ihm. »Nein danke«, brachte sie heraus. »Ich bin schon fast zu Hause.«
»Du siehst ein wenig durchnässt aus.« Der Lichtschein einer Straßenlampe fiel auf seine hohle Wange.
Das konnte er ihr doch nicht antun. Sie wollte das nicht. Nicht nach alledem, was passiert war. Sie fing wieder zu laufen an, aber die Limousine blieb auf ihrer Höhe.
»Du solltest wirklich nicht allein hier draußen sein«, sagte er.
Sie kannte ihn gut genug, um sehr genau zu wissen, was hinter seinem plötzlichen Erscheinen steckte. Ein schlechtes Gewissen. Er hasste es, Leute zu verletzen, und er musste sich vergewissern, dass sie keinen dauerhaften Schaden davongetragen hatte. »Mach dir deswegen keine Sorgen«, antwortete sie.
»Würde es dir was ausmachen, ins Auto einzusteigen?«
»Nicht nötig. Ich bin schon fast zu Hause.« Sie nahm sich vor, nichts mehr zu sagen, aber ihre Neugier gewann die Oberhand. »Wie hast du mich denn gefunden?«
»Es war nicht leicht, das kannst du mir glauben.«
Sie hielt ihren Blick geradeaus nach vorn gerichtet und verlangsamte ihren Schritt nicht. »Es war einer meiner Brüder«, vermutete sie. »Du hast dich an sie gewandt.«
Sie hätte wissen müssen, dass sie einknicken würden. Vergangene Woche hatte Dylan einen Umweg von Boston auf sich genommen, um ihr mitzuteilen, dass Teds Anrufe sie alle wahnsinnig machten und sie unbedingt mit ihm reden sollte. Clay schickte ihr eine ganze Reihe von Textnachrichten. Der Kerl hört sich verzweifelt an, stand in seiner letzten. Wer weiß, wozu er fähig ist?
Worstcase-Szenario?, hatte sie darauf geantwortet. Er schafft es nicht, auf anderthalb Meter zu putten.
Ted wartete mit seiner Antwort, bis ein Taxi vorbeigefahren war. »Deine Brüder haben mir nur Schwierigkeiten bereitet. Clay hat mir sogar weismachen wollen, du hättest das Land verlassen. Ich vergaß, dass er Schauspieler ist.«
»Und ich habe dir gesagt, dass er gut ist.«
»Es dauerte eine Weile, aber dann habe ich mir klargemacht, dass du von deinen Eltern sicherlich kein Geld mehr annehmen würdest. Und nach den Abhebungen von deinem Girokonto zu urteilen reichte das nicht aus, um das Land zu verlassen.«
»Woher wusstest du, was ich von meinem Konto abgehoben habe?«
Selbst bei dieser trüben Beleuchtung konnte sie sehen, wie er die Augenbrauen hochzog. Sie schnaubte verächtlich und ging weiter.
»Ich wusste auch, dass du das Material für deinen Schmuck manchmal im Internet bestellst«, fuhr er fort. »Also habe ich eine Liste der potenziellen Anbieter erstellt und Kayla darauf angesetzt, dort anzurufen.«
Sie umrundete eine zerbrochene Whiskeyflasche. »Sie
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