Der Schoenste Fehler Meines Lebens
feststand, dass die Korandas nicht die höchsten Bieter beim Gewinnspiel waren, hätte sich eigentlich sofort erschließen müssen, wer ihn mit Meg verkuppeln wollte, aber er kam nicht auf Anhieb dahinter. Doch sobald sich die Puzzleteile zu einem Ganzen zusammengefügt hatten, stürmte er ins Haus seiner Eltern und stellte seine Mutter in ihrem Büro zur Rede.
»Du hast ihr das Leben zur Hölle gemacht!«, schrie er, kaum fähig, sich zurückzuhalten.
Sie versuchte es mit einem Fingerschnippen abzutun. »Das ist maßlos übertrieben.«
Es tat so gut, seinen Frust an jemandem auslassen zu können. »Du hast ihr das Leben zur Hölle gemacht, und dann verwandelst du dich mir nichts, dir nichts in ihre Fürsprecherin? «
Sie benutzte ihren Lieblingstrick, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlte, und bedachte ihn mit dem Blick, der ihre verletzte Würde widerspiegelte. »Du hast doch sicherlich Joseph Campbell gelesen. Bei jeder mythischen Reise muss die Heldin eine Reihe von schwierigen Aufgaben bewältigen, bevor sie es wert ist, die Frau des schönen Prinzen zu werden.«
Das Schnauben seines Vaters drang von der anderen Raumseite herüber.
Ted verließ mit großen Schritten das Haus, weil er seinen Wutausbruch nicht mehr unter Kontrolle halten konnte. Er wollte ein Flugzeug nehmen, sich in Arbeit vergraben und aus der Haut fahren, in der er sich sonst immer so wohl gefühlt hatte. Stattdessen fuhr er zur Kirche und setzte sich neben Megs Schwimmteich. Er stellte sich ihren Ekel vor, wenn sie ihn so sehen könnte – sähe, was mit der Stadt passierte. Das leer stehende Bürgermeisterbüro, die nicht bezahlten Rechnungen und die nicht geschlichteten Streitigkeiten. Es gab nicht mal jemanden, der die letzten Reparaturen an der Bibliothek genehmigen konnte, die der Scheck seiner Mutter möglich gemacht hatte. Er hatte die Stadt im Stich gelassen. Er hatte Meg im Stich gelassen. Er hatte sich selbst aufgegeben.
Ihr würde es nicht gefallen, dass er sich derart gehen ließ, und selbst in seiner Vorstellung wollte er sie nicht mehr enttäuschen, als er dies bereits getan hatte. Er fuhr in die Stadt, parkte seinen Laster und zwang sich, das Rathaus zu betreten.
Sobald er drinnen war, kamen alle auf ihn zugelaufen. Er hielt eine Hand hoch, sah alle finster an und schloss sich in seinem Büro ein.
Dort blieb er den ganzen Tag und weigerte sich, das ständig klingelnde Telefon abzunehmen, und reagierte auch nicht auf das wiederholte Klopfen an seiner Tür, während er sich durch den Wust von Papieren arbeitete, das Budget der Stadt prüfte und über das nicht zustande gekommene Golfresort nachdachte. Ein Tag verging, dann noch einer. Vor seinem Büro stapelten sich bereits diverse hausgemachte Backwaren. Torie brüllte durch die Tür und versuchte ihn zu überreden, mit ins Roustabout zu kommen. Lady Emma legte die Gesammelten Werke von David McCullough auf den Beifahrersitz seines Trucks – ohne dass er den Grund dafür erahnte. Er ließ nichts davon an sich heran, und nach drei Tagen hatte er einen Plan. Einen Plan, der sein Leben wesentlich komplizierter gestalten würde, aber nichtsdestotrotz einen Plan. Er tauchte aus seiner Versenkung auf und begann zu telefonieren.
Weitere drei Tage vergingen. Er fand einen guten Anwalt und tätigte weitere Anrufe. Leider löste keiner davon die größeren Probleme und brachte auch keine Spur zu Meg. Die Verzweiflung nagte an ihm. Wo, verdammt, war sie hingegangen?
Da ihre Eltern seinen Anrufen weiterhin auswichen, überredete er Lady Emma und Torie dazu, es zu versuchen. Aber die Korandas waren nicht zu knacken. Er stellte sie sich an Ruhr erkrankt im Dschungel von Kambodscha oder halb erfroren auf ihrem Weg hinauf zum K2 vor. Seine Nerven lagen blank. Er konnte nicht schlafen. Konnte kaum essen. Verlor den Faden bei der ersten von ihm einberufenen Sitzung.
Eines Abends kam Kenny mit einer Pizza bei ihm zu Hause vorbei. »Ich mache mir langsam ernsthaft Sorgen um dich. Es wird Zeit, dass du dich wieder in den Griff kriegst.«
»Und das sagst ausgerechnet du«, konterte Ted. »Wer ist denn völlig durchgedreht, als Lady Emma dir davongelaufen ist?«
Kenny gab vor, eine Gedächtnislücke zu haben.
An jenem Abend lag Ted wieder schlaflos in seinem Bett. Was für eine Ironie, dass Meg ihn Mr. Cool zu nennen pflegte. Während er an die Decke starrte, malte er sich aus, wie sie von einem Stier aufgespießt oder von einer Königskobra gebissen wurde, doch als seine Fantasie
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