Der Schoenste Fehler Meines Lebens
Meg sich als ziemliche Enttäuschung erwiesen. Jetzt jedoch war nicht der richtige Moment, sich mit ihren vergangenen Fehlern und ihrer trostlosen Zukunft aufzuhalten. Meg musste sich mit ihrer wachsenden Überzeugung auseinandersetzen, dass ihre Freundin Gefahr lief, den größten Fehler ihres Lebens zu machen.
Lucy hatte sich für nur vier Brautjungfern entschieden, ihre drei Schwestern und Meg. Sie würden gemeinsam am Altar auf das Eintreffen des Bräutigams und dessen Eltern warten. Holly und Charlotte, Mat und Nealys leibliche Töchter, scharten sich zusammen mit Lucys achtzehnjähriger Schwester Tracy und ihrem siebzehnjährigen afroamerikanischen Adoptivbruder Andre um die Eltern. In seiner von einer breiten Öffentlichkeit gelesenen Zeitungskolumne hatte Mat behauptet: »Wenn Familien einen Stammvater haben, dann ist unserer ein amerikanisches Mischlingskind.« Meg schnürte es die Kehle zusammen. Sosehr ihre Brüder ihr auch das Gefühl gaben, minderwertig zu sein, so sehr vermisste sie sie jetzt.
Völlig unvermittelt flogen die Kirchentüren auf. Und da stand er und bildete eine Silhouette vor der untergehenden Sonne. Theodore Day Beaudine.
Trompetenklänge ertönten. Gottesfürchtige Trompeten schmetterten Hallelujas.
»Jesus«, flüsterte sie.
»Ich weiß«, erwiderte Lucy im Flüsterton. »So etwas passiert ihm ständig. Er behauptet, es sei Zufall.«
Trotz allem, was Lucy ihr erzählt hatte, war Meg auf den ersten Anblick von Ted Beaudine nicht angemessen vorbereitet. Er hatte hohe Wangenknochen, eine makellos gerade Nase und ein energisches Kinn. Er könnte direkt aus einer Reklametafel vom Times Square herabgestiegen sein, doch ihm fehlte das Gekünstelte eines Dressmans.
Mit großen lockeren Schritten kam er den Gang entlang, auf seinem dunkelbraunen Haar lag ein Kupferschimmer. Gebrochenes Licht aus den Buntglasfenstern malte Edelsteine auf seinen Weg, als wäre der rote Teppich für einen solchen Mann nicht gut genug. Seine berühmten Eltern, die wenige Schritte hinter ihm folgten, bemerkte Meg kaum. Sie konnte ihren Blick nicht vom Bräutigam ihrer besten Freundin lösen.
Er begrüßte die Familie seiner Braut mit leiser, angenehmer Stimme. Die auf der Chorempore probenden Trompeten schmetterten ein Crescendo, er drehte sich um, und Meg fühlte sich, als ob man ihr einen unerwarteten Schlag verpasst hätte.
Diese Augen … Goldener Bernstein, gemischt mit Honig und umrandet von Feuerstein. Augen, die vor Intelligenz und Beobachtungsgabe glühten. Augen, die schnelle Schlüsse zogen. Als sie vor ihm stand, spürte sie, wie Ted Beaudine ihr Innerstes erforschte und alles wahrnahm, was sie so mühsam zu verbergen trachtete — ihre Ziellosigkeit, ihre Unzulänglichkeit, ihr völliges Versagen, Anspruch auf einen achtbaren Platz in der Welt zu erheben.
Wir wissen beide, dass du eine Versagerin bist, sagten seine Augen, aber ich bin mir sicher, dass du das eines Tages hinter dir lassen wirst. Falls nicht … Nun ja … Was kann man schon von einem verwöhnten Kind aus Hollywood erwarten?
Lucy stellte sie einander vor. »… so froh, dass ihr beiden euch endlich kennenlernt. Meine beste Freundin und mein zukünftiger Ehemann.«
Meg war stolz, nach außen hin Stärke zu zeigen, brachte aber kaum ein flüchtiges Nicken zuwege.
»Wenn ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte …«, meldete sich der Pfarrer zu Wort.
Ted drückte Lucys Hand und lächelte in das nach oben gewandte Gesicht seiner Braut. Es war ein liebevolles, zufriedenes Lächeln, das jedoch ohne Wirkung auf die Distanz blieb, die in seinen bernsteinfarbenen Augen lag. Megs Alarmglocken läuteten. Welche Gefühle er auch immer für Lucy hegen mochte, die wilde Leidenschaft, die ihre beste Freundin verdient hatte, gehörte nicht dazu.
Das Probedinner wurde von den Eltern des Bräutigams ausgerichtet. Es war ein üppiges Barbecue für hundert Leute im örtlichen Country Club, einem Ort, der für all das stand, was Meg verachtete – verwöhnte reiche Weiße, die so fixiert auf ihr eigenes Wohlbefinden waren, dass sie keinen Gedanken daran verschwendeten, welchen Schaden ihr chemisch verseuchter, Wasser schluckender Golfplatz für den Planeten bedeutete. Und auch Lucys Erklärung, dass es nur ein halb privater Club sei und jeder hier spielen könne, vermochte ihre Meinung nicht zu ändern. Der Secret Service sorgte dafür, dass der internationale Pressetross vor den Toren blieb, wo sich auch eine Schar Neugieriger in der
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