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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Ordnung«, versprach Carson.
    Während sie und Michael an ihren Tisch zurückkehrten, begleiteten Watson und Bundy Denise durch das Lokal. Die Frau hatte ihr zartes Kinn in die Luft gereckt und bewegte sich wie eine Akrobatin auf dem Hochseil, mit stocksteifem Rücken und den Schritten eines Storchs. Ihr war bei jeder Bewegung deutlich anzusehen, dass sie sich ihrer weiterhin äußerst prekären Lage durchaus bewusst war.
    Der Zivilist an der Tür nahm Denise’ freien Arm. Er und Watson flankierten ihre Gefangene, als sie sie durch die Tür in den mittlerweile seltsam bedrohlichen Oktoberabend hinausführten.
    Bundy sah sich nach Carson und Michael um, die widerstrebend an ihrem Tisch Platz nahmen. Ehe er hinausging, starrte er die beiden einen Moment lang an, als wollte er sie an ihren Stühlen festschweißen.
    60.
    Wie sich herausstellte, wohnten die Aherns in den Lowers in einem schlichten kleinen Häuschen auf einem großen Grundstück, doch es wies keine Spuren von Verfall auf. Die Farbe blätterte nicht ab, und die Stufen zur Veranda vor dem Haus waren nicht durchgesackt. Der Rasen und die Sträucher wirkten gepflegt, und in dem Lattenzaun fehlten keine Pfähle. Bogenförmige Stirnbretter und simples durchbrochenes Gitterwerk an den Traufen der Veranda verliehen dem kleinen Haus einen gewissen Charme.
    Das Licht auf der Veranda war durch eine Zeitschaltuhr in der Dämmerung angeschaltet worden. Ansonsten brannte nirgendwo im Haus Licht.
    Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite umgab ein Gewirr aus altem, abgestorbenem Gestrüpp das Betonfundament eines Hauses, das vor fünf Jahren durch einen Brand zerstört worden war. Auf demselben Grundstück stand ein Wellblechschuppen, dessen Tür aus den Angeln gebrochen war.
    Da sie sich Sorgen machten, jemand aus dem Krankenhaus könnte auf der Suche nach Travis hierherkommen, wenn sein Verschwinden entdeckt würde, bezogen er und Bryce Walker ihren Wachposten innerhalb des leeren Lagerschuppens. Wenn Grace Ahern in ihrem Honda auftauchte, würden sie aus ihrer Deckung herauskommen und sie auf der Straße anhalten, bevor sie auf dem Stellplatz parkte. Sie könnte sie zu dem Freund von Bryce fahren, von dem er sich die notwendige Hilfe erhoffte.
    Der windschiefe Schuppen roch nach Rost und Holzfäule und Urin, unterlegt von dem schwachen Gestank nach etwas, was hier drinnen gestorben war und den Verwesungsprozess nahezu abgeschlossen hatte. Ein erfrischender Luftzug wäre ihnen willkommen gewesen, doch kein Windhauch regte sich an diesem Abend.
    In die Krankenhausdecke gehüllt, die Bryce dünner erschien als zu dem Zeitpunkt, als er sie von seinem Krankenhausbett abgezogen und zusammengerollt hatte, war ihm weder warm noch fror er allzu sehr. Die kalte Luft schnitt ihm jedoch in die nackten Knöchel, und allmählich kroch die Kälte in seine Waden hinauf.
    Während des Wartens zeigte sich in den Geschichten, die Travis über seine Mutter erzählte, eine Frau von hervorragendem Charakter, entschlossen und unbezwinglich, aufopferungsvoll und von großer Bescheidenheit, eine Frau mit unerschöpflicher Liebesfähigkeit. Obwohl der Junge, nach Art aller Jungen überall, niemals ausgesprochen hätte, dass er sie mit jeder Faser seines Herzens liebte, trat die Wahrheit, dass er sie anbetete , in allem, was er über sie erzählte, klar und deutlich zutage.
    Aber je länger sie warteten, desto weniger redete Travis. Nach einiger Zeit war die Frage nicht mehr, wann Grace Ahern nach Hause kommen würde, sondern ob sie überhaupt noch hier auftauchen würde.
    »Sie würde nicht direkt von der Arbeit ins Krankenhaus fahren«, beharrte der Junge. »Nachdem sie den ganzen Tag in der Schule gearbeitet hat, fühlt sie sich muffig. Genau das sagt sie – muffig . Sie stellt sich kurz unter die Dusche. Etwa um sechs kommt sie dann im Krankenhaus an.«
    Sie lag bereits weit hinter dem Zeitplan zurück, den der Junge ihr zuschrieb, aber als Travis noch zehn Minuten warten wollte, sagte Bryce: »Wir können warten, solange du willst. Von mir aus die ganze Nacht.«
    Danach setzten sie ihre Wache schweigend fort, als befürchtete Travis, wenn er von seiner Mutter sprach, würde das ihr und ihm Unglück bringen, und nur durch stoisches Schweigen könnte er sich ihren Anblick verdienen.
    Die Sorge des Jungen manifestierte sich jetzt so deutlich wie die Kälte, die sich immer enger um die beiden schlang, während der Abend voranschritt.
    Bryce wurde von einem Mitgefühl überwältigt,

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