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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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das minütlich tiefer wurde und zu Mitleid zu werden drohte, und er wollte Travis Ahern nicht bemitleiden, denn Mitleid setzte voraus, dass seine Mutter bereits verloren sein musste, wie die schreienden Opfer im Keller des Krankenhauses.
    61.
    In der Stille wartete Nummy darauf, dass die Decke knackte, aber er lauschte auch angestrengt auf Geräusche, die Mr Lyss unten auf der Suche nach etwas machte, was er benutzen konnte, um die Kokons zu verbrennen. Mr Lyss war normalerweise kein stiller Mensch, doch jetzt bewegte er sich so leise wie eine schleichende Katze. Keine Schritte, keine Türen, die geöffnet und geschlossen wurden, keine schlimmen Wörter, die er hervorstieß, weil er Mühe damit hatte, das zu finden, was er wollte …
    Vielleicht bestand das Problem nicht darin, dass Mr Lyss das Gewünschte nicht finden konnte. Vielleicht bestand das Problem stattdessen darin, dass etwas, was es auf Mr Lyss abgesehen hatte, ihn gefunden hatte. Vielleicht hing unten ein Kokon, der schon ein bisschen gammelig roch – wie die schlechten Zähne von Mr Lyss.
    Vielleicht hatten drei außerirdische Dinger diese riesigen Kokons um sich selbst herum gesponnen, wie sich Raupen in ihre eigene Seide einspinnen, um Schmetterlinge zu werden. Aber vielleicht steckte das Ding, das die Kokons gesponnen hatte, auch gar nicht in einem von ihnen, sondern schlich stattdessen durchs Haus und spann weitere Kokons mit seinen Jungen darin, und keines von ihnen würde so hübsch wie ein Schmetterling sein.
    Das war bestimmt das, was Großmama meinte, als sie gesagt hatte, zu viel Nachdenken führte dazu, dass man sich zu viele Sorgen machte.
    Obwohl es Nummy so schien, als sei er schon lange fort, machte Mr Lyss unten immer noch keine Geräusche, doch plötzlich kam ein Geräusch von einem der Kokons oder von ihnen allen. Im ersten Moment glaubte Nummy, die Dinger in den Kokons tuschelten miteinander, doch dann wurde ihm klar, dass es sich um ein gleitendes Geräusch handelte, als schlüpften eine Menge Schlangen in den Säcken herum.
    Nummy hatte erwartet, all dieses Schlängeln würde dazu führen, dass sich die Säcke ausbeulten und dass sich ihre Oberfläche kräuselte, aber so war es nicht. Sie hingen einfach nur da und sahen nass aus, obwohl Mr Lyss behauptete, sie seien nicht nass.
    Nummy stand sehr nah an der Schlafzimmertür und wollte über die Türschwelle in den Flur zurückweichen, um etwas mehr Abstand zwischen sich und die Kokons zu bringen, aber er wusste, dass er, sowie er in den Flur hinaustrat, zur Treppe rennen würde. Und wenn er zur Treppe rannte, dann würde Mr Lyss endlich mit seinem langen Gewehr zurückkommen, und Nummy wollte nicht, dass ihm der Kopf weggepustet und als Basketball benutzt wurde.
    Schließlich hielt er es nicht mehr aus, den schlüpfrigen, schlängelnden Geräuschen zu lauschen, und daher sagte er zu den Kokons: »Hört auf, mir Angst einzujagen. Ich will nicht hier sein, ich muss hier sein, also hört einfach auf damit.«
    Zu seinem Erstaunen hörten sie auf.
    Einen Moment lang fand Nummy es prima, dass sie mit dem Geschlängel aufgehört hatten, als er sie dazu aufgefordert hatte, denn vielleicht hatten sie gar nicht wirklich vor, ihm Angst einzujagen, und jetzt tat es ihnen leid. Aber dann wurde ihm klar, was das hieß: Wenn sie auf seine Aufforderung hin aufhörten herumzukriechen, dann belauschten sie ihn, und das wiederum hieß, sie wussten, dass er sich gemeinsam mit ihnen hier in diesem Raum aufhielt. Die meiste Zeit hatte er sich eingeredet, während er sie beobachtete, sie wären einfach nur Kokons und sie nähmen seine Anwesenheit nicht wahr. Doch das taten sie.
    Schritte erklangen auf der Treppe, und Mr Lyss tauchte auf, der mittlerweile das Letzte war, womit Nummy gerechnet hatte.
    »Ist deine Hose noch trocken?«, fragte Mr Lyss.
    »Ja, Sir. Aber dieses glitschige Rumrutschen, das war hart.«
    »Deine Hose ist glitschig rumgerutscht?«
    »Die Dinger in den Kokons. Jede Menge glitschige Geräusche, aber die Säcke haben sich nicht ausgebeult und auch sonst nichts getan.«
    Mr Lyss trug einen roten Zehnliterkanister wie die, in denen die Leute früher Benzin für ihre Rasenmäher aufbewahrten. Er hatte auch einen Korb mit kleineren Dosen darin mitgebracht.
    »Wo ist Ihr langes Gewehr?«, fragte Nummy.
    »Das lehnt neben der Haustür. Ich halte es nicht für klug, für das hier ein Jagdgewehr zu benutzen. Wer weiß, wie viele Dinger sich herauswinden könnten, wenn der Sack reißt,

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