Der Schoepfer
er beinah hingefallen wäre, doch als er stolperte, prallte er von der Wand ab, und irgendwie brachte ihn dieser Aufprall wieder ins Gleichgewicht, und er schaffte es bis nach unten und war immer noch auf den Füßen.
Als Nummy die Treppe hinaufblickte, sah er, wie Mr Lyss ihm entgegenstürzte, und im ersten Stock wankte ein großes brennendes Etwas aus dem Schlafzimmer. Nummy hätte nicht sagen können, ob es ein Insekt war, wie Mr Lyss glaubte, oder eher eine aufrecht gehende Schlange, denn es war ein unfertiges Ding, das nicht lange genug im Kokon gewesen war, nichts weiter als dunkle Umrisse, die sich innerhalb des tosenden Feuers ständig veränderten.
Eine aufrecht gehende Schlange wäre interessanter und vielleicht sogar noch erschreckender gewesen als ein Insekt, aber Mr Lyss machte sich so oder so nichts aus dem, was hinter ihm war. Ihn interessierte nur noch, wie er schleunigst aus dem Haus herauskam. »Lauf«, schrie er, »lauf, lauf, lauf!«, als er sich sein langes Gewehr schnappte, das an einer Wand lehnte.
Nummy eilte durch die Haustür hinaus in die Nacht, über die Veranda, die Stufen hinunter und auf den Rasen. Dort blieb er stehen und drehte sich um, weil er sehen wollte, was als Nächstes passierte.
Mr Lyss blieb neben Nummy stehen, drehte sich zum Haus um und hielt mit beiden Händen die lange Flinte.
Im oberen Stockwerk loderten die Flammen nur so. Eine Fensterscheibe zersprang, es regnete Glassplitter auf das Dach der Veranda, und Nummy glaubte, etwas folgte ihnen hinaus. Aber dann zersprang ein zweites Fenster, und er glaubte, vielleicht sei es doch nur die Hitze gewesen, die es zerspringen ließ. Flammen krochen jetzt über das Dach und auch die Treppe hinunter, und dichter Rauch entwickelte sich.
Mr Lyss ließ die Flinte sinken und sagte: »Gut, dass wir die los sind. Komm, Peaches.«
Seite an Seite liefen sie über den schmalen Weg zu dem Briefkasten, der so hübsch bemalt war und die Aufschrift SATTELE DEIN PFERD MIT JESUS trug, obwohl Nummy die Worte nicht lesen konnte und sich auf Mr Lyss’ Behauptung verlassen musste, dass es überhaupt Wörter waren.
Mr Lyss hielt das lange Gewehr mit dem Lauf nach unten an seiner rechten Seite, damit es für Leute in vorbeifahrenden Wagen nicht zu sehen war. Sie bogen nach rechts ab und folgten einem Bürgersteig, über den Kiefern hingen, die besser als der Rauch rochen.
Die Luft war kalt und klar. Nummy atmete durch den offenen Mund, bis er den Geschmack der Benzindämpfe ganz losgeworden war.
»Ich höre noch keine Sirenen«, sagte er.
»Wenn die Feuerwehrmänner in diesem Kuhdorf auch nur die geringste Ähnlichkeit mit den Bullen haben, werden sie das Haus abbrennen lassen.«
Nummy schüttelte die Streichhölzer in der Schachtel und sagte: »Ich habe immer noch die Streichhölzer. Soll ich sie behalten?«
»Gib sie mir«, sagte Mr Lyss und stopfte sie in eine der Taschen des Mantels, der dem armen Fred gehörte.
Eine oder zwei Minuten lang liefen sie schweigend weiter, und dann sagte Nummy: »Wir haben das Haus eines Geistlichen angezündet.«
»Ja, das haben wir getan.«
»Kann man dafür in die Hölle kommen?«
»Unter den gegebenen Umständen«, sagte Mr Lyss, »sollte man dafür nicht mal ins Gefängnis wandern.«
Wagen fuhren auf der Straße an ihnen vorüber, doch es war kein Polizeifahrzeug darunter. Außerdem gab es hier keine Straßenlaternen, und unter den Kiefern war es dunkel.
»Das war ein Tag, was?«, sagte Nummy.
»Ein ganz beachtlicher Tag«, stimmte ihm Mr Lyss zu.
»Ich gehe nie wieder zu meinem eigenen Schutz ins Gefängnis.«
»Das ist eine verdammt gute Idee.«
»Mir ist nur gerade etwas eingefallen.«
»Was denn?«
»Wir haben keinen Schuldschein dagelassen.«
»Es wäre doch sinnlos gewesen, ihn in das brennende Haus zu legen.«
»Sie könnten ihn unter einen Stein auf der Auffahrt legen.«
»Ich gehe heute Nacht bestimmt nicht noch mal dorthin zurück«, sagte Mr Lyss.
»Das kann ich mir denken.«
»Ich habe ohnehin keinen Stift und kein Papier.«
»Wir werden beides kaufen müssen«, sagte Nummy.
»Das kommt auf die Liste der Dinge, die ich morgen zu erledigen habe.«
Sie liefen noch ein Stück weiter, bevor Nummy sagte: »Und was jetzt?«
»Wir verlassen schleunigst diese Stadt, ohne uns noch einmal umzusehen.«
»Wie verlassen wir die Stadt?«
»Wir brauchen einen fahrbaren Untersatz.«
»Wie bekommen wir den?«
»Wir stehlen ein Auto.«
Nummy sagte: »Ach so, das mal
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