Der Schoepfer
vielleicht zu viele, um auf sie alle zu schießen.« Er stellte den Korb auf den Boden neben Nummy. »Trink bloß nichts davon.«
»Was ist das?«, fragte Nummy.
»Verschiedene Farbverdünner, etwas Lampenöl und flüssiger Holzkohleanzünder.« Er reichte Nummy eine Schachtel Streichhölzer. »Halte die.«
»Weshalb sollte ich diesen Dreck trinken?«
»Das weiß ich doch nicht«, sagte Mr Lyss und schraubte die Kappe von dem Benzinkanister. »Es könnte ja sein, dass du ein heimlicher degenerierter Säufer bist und alles trinkst, was dir eine Dröhnung verpassen könnte, und ich habe es nur noch nicht beobachtet, weil ich dich noch nicht lange genug kenne.«
»Ich bin kein Säufer. Das ist eine Beleidigung.«
»So war es aber nicht gemeint«, sagte Mr Lyss, während er zwischen den Kokons umherlief, den Kanister hochhielt und sie mit Benzin übergoss, bis es auf den Boden tropfte. »Ich wollte nur nicht, dass dir etwas zustößt.«
Sofort setzten die schlüpfrigen Geräusche wieder ein.
»Denen gefällt nicht, was Sie da tun«, sagte Nummy.
»Das kann man nie so genau wissen. Vielleicht sind sie ja die degenerierten Säufer, zu denen du nicht gehörst, und sie sind schon ganz aufgeregt, weil sie glauben, die Stunde der Cocktails hat geschlagen.«
Die Kokons hingen um Mr Lyss herum. Er wandte sich von einem zum anderen, hob den Benzinkanister und sagte: »Prost.«
Jetzt beulten sich die Säcke aus und kräuselten sich, wie sie es vorher nicht getan hatten, und Nummy sagte: »Sie sollten besser dort rauskommen.«
»Ich habe den Verdacht, du hast recht«, sagte Mr Lyss, doch er ließ sich Zeit, um auszuschütten, was noch in dem Kanister war. Die Decke ächzte, und das Geräusch von berstendem Holz war zu hören.
Da er sicher war, dies sei wie einer der Filme, in denen Leute bei lebendigem Leib aufgefressen wurden und niemals etwas Schönes geschah, schloss Nummy die Augen. Aber er riss sie sofort wieder auf, weil er mit geschlossenen Augen nicht wissen würde, ob vielleicht etwas kam, um auch ihn zu fressen.
Dämpfe hingen in der Luft. Nummy musste seinen Kopf von den Kokons abwenden und zur Tür blicken, damit er überhaupt noch atmen konnte.
Mr Lyss schien das Atmen keine Schwierigkeiten zu bereiten. Er ließ sich neben dem Korb auf ein Knie sinken. Der Reihe nach schraubte er die Kappen von dem Farbverdünner, dem flüssigen Holzkohleanzünder und dem Lampenöl und warf jede der Dosen auf den Teppich unter den Kokons, wo der Inhalt gluckernd herauslief.
Die Dämpfe wurden noch dichter.
»Ich habe Benzin an den Händen, Peaches. Mir ist es nicht ganz geheuer, ein Streichholz anzuzünden. Die Ehre gebührt dir.«
»Sie wollen, dass ich ein Streichholz anzünde?«
»Du weißt doch, wie das geht, oder nicht?«
»Natürlich weiß ich das.«
»Dann tu es besser, bevor die Dämpfe in der Luft so dicht werden, dass ein Streichholz wie eine Bombe hochgeht.«
Nummy schob die Schachtel auf und nahm ein Streichholz heraus. Er schloss die Streichholzschachtel wieder – man schließt sie immer, bevor man ein Streichholz anzündet – und riss das Streichholz an der Reibfläche an. Er brauchte es nur zweimal anzureißen, bis es brannte.
»Hier«, sagte er und zeigte es Mr Lyss.
»Gut gemacht.«
»Danke.«
An der knirschenden Decke begann der Gips zwischen den Balken Sprünge zu bekommen.
Mr Lyss sagte: »Und jetzt wirf das Streichholz dahin, wo der Teppich nass ist.«
»Sind Sie wirklich sicher?«
»Ich bin ganz sicher. Und jetzt wirf es.«
»Sowie ich es geworfen habe, können wir das, was wir getan haben, nie mehr rückgängig machen.«
»Nein, das können wir nicht«, stimmte Mr Lyss ihm zu. »So ist das nun mal im Leben. Und jetzt wirf es, bevor du dir die Finger verbrennst.«
Nummy warf das Streichholz, es landete auf dem Teppich, und mit einem Zischen sprangen Flammen vom Boden zu den Säcken. Plötzlich war es taghell und sehr heiß im Schlafzimmer, und die Dinger in den Kokons spielten verrückt.
Putz fiel von der Decke, Nummy sah, wie einer der brennenden Kokons zu bersten begann, und dann hatte ihn Mr Lyss am Mantel gepackt, zerrte ihn in den Flur hinaus und sagte ihm, er solle rennen.
Nummy brauchte keine Aufforderung, um wegzurennen, nicht so, wie er die Aufforderung gebraucht hatte, das Streichholz auf den Teppich zu werfen, denn von dem Moment an, als er die Kokons gesehen hatte, hatte er sich nichts anderes gewünscht, als wegzurennen. Er lief die Treppe so schnell hinunter, dass
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