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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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erworbenes Wissen wie beispielsweise ein Medizinstudium vollständig übertragen konnte. Doch das würde schon noch kommen. Wenn man ihm genug Zeit ließ, konnte der Schöpfer jedes Ziel erreichen, das er sich steckte.
    Aber in zweiundsiebzig Stunden, am Freitagmorgen um diese Uhrzeit, würde in Rainbow Falls an Ärzten und an einem Krankenhaus ohnehin kein Bedarf mehr bestehen. Bis dahin würde sich die gesamte Bevölkerung aus Mitgliedern der Gemeinschaft zusammensetzen, von denen keines für Krankheiten oder Ansteckungen anfällig war und jedes sich von allen Wunden, bis auf die schwersten, schnell erholen konnte.
    »Die komplette Tagschicht ist eingetroffen?«, fragte Jarmillo, als sie in den Keller des zweistöckigen Gebäudes hinunterfuhren.
    »Pflegepersonal, Bürokräfte, Techniker, Raumpfleger«, bestätigte Lightner. »Im Krankenhaus sind die Schichten so eingeteilt, dass sie sich überschneiden. Daher sind sie um sieben Uhr gekommen. Sie wurden von Replikanten in Empfang genommen. Die Gedächtnis-Downloads sind abgeschlossen. Die Ärzte nehmen wir uns einen nach dem anderen bei ihrer Ankunft vor, wenn sie zur täglichen Visite erscheinen.«
    Die Aufzugtüren öffneten sich, und Henry Lightner führte Polizeichef Jarmillo in einen Korridor mit blassblauen Wänden und weißen Keramikfliesen auf dem Boden.
    Emsige Büroangestellte und das Wartungspersonal der Tagschicht benutzten Handwagen und Sackkarren, um aus etlichen Büros die Unterlagen des Krankenhauses, die Aktenschränke und die Möbelstücke zu entfernen.
    »Alles wird fürs Erste in der Garage deponiert, die sich auf dieser Ebene befindet«, berichtete Lightner. »Diese Innenräume bieten die Sicherheit und die Lärmdämmung, die wir für die Baumeister brauchen.«
    »Sind die laut?«
    »Sie selbst sind nicht allzu laut. Aber ihre Baumaterialien könnten Lärm verursachen.«
    Lightner öffnete eine Tür und ging voraus, als er und Polizeichef Jarmillo einen Raum von sechsunddreißig Quadratmetern betraten, der vollständig leergeräumt worden war, um die achtzehn Personen unterzubringen, die hier gefangen gehalten wurden.
    »Die sind von der Nachtschicht. Sie sind schon hier, seit wir vor fast fünf Stunden das Krankenhaus übernommen haben.«
    Zehn Krankenschwestern und zwei Pfleger in Berufskleidung, ein junger Assistenzarzt, der Dienst gehabt hatte, um sich in einem Krankenhaus, das zu klein für eine gesonderte Notaufnahme war, mit Notfällen zu befassen, die in der Nacht eingeliefert wurden, zwei Wartungsmonteure, zwei Wachleute und ein Ingenieur für Versorgungstechnik wurden hier festgehalten. Jeder hatte eine silberne Halbkugel von der Größe einer Zehncentmünze an der linken Schläfe, den Kopf der Nadel, die das Gehirn anzapfte.
    Mitglieder der Gemeinschaft waren weder zu Höhenflügen der Fantasie noch zu unglaubwürdigen Übertreibungen fähig, und daher sprach Polizeichef Jarmillo nur das aus, was sich seinen fünf Sinnen eindeutig erschloss, als er sagte: »Sie dünsten so viel Angst aus, dass es scheint, als könnte man die Luft in Scheiben schneiden.«
    Siebzehn der Gefangenen befolgten ihre Anweisungen und saßen mit dem Rücken an der Wand auf dem Fußboden. Bei manchen hingen die Arme schlaff herunter, und ihre Hände lagen mit den Handflächen nach oben matt auf dem Boden. Andere rangen die Hände, zogen an ihren Fingern oder hielten sie in stummer Verzweiflung umklammert.
    Zwei von ihnen hatten einen so starren, ausdruckslosen Blick, als nähmen sie ihre Situation gar nicht zur Kenntnis, und einer von diesen beiden sabberte. Manche Augen waren vor Grauen erstarrt wie die kleiner, zarter Tiere, auf die plötzlich der Schatten eines feixenden Wolfes fiel. Einige der Verdammten ließen ihre Blicke schnell von einem Mitgefangenen zum anderen wandern, von einer Wand zur anderen, von der Decke zum Boden, so nervös wie unrettbare Alkoholiker im Klammergriff des Delirium tremens, als halluzinierten sie, wohin sie auch sahen, die grässlichsten Insekten.
    Der Rock einer der Krankenschwestern und die Khakihose des einen Wachmanns waren von Urin verfärbt. Eine der jüngeren Krankenschwestern lag flach auf dem Rücken, die Arme regungslos zu beiden Seiten. Blut hatte sich in ihren Augen gesammelt.
    »Ein Blutsturz?«, fragte Polizeichef Jarmillo.
    Dr. Lightner sagte: »Ja.«
    »Ein Problem beim Gehirnanzapfen?«
    »Ja. Aber bisher das einzige.«
    »Lebt sie noch?«
    »Sie hat noch eine Zeit lang gelebt. Jetzt ist sie tot.«
    »Aas«,

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