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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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würde, als in seine Tasche zu greifen und das gelbe Plastikrohr anzufassen, und die Vorstellung, es anzufassen, widerte ihn an.
    Während Nummy würgende Geräusche von sich gab, sagte Mr Lyss zu dem jungen Mann: »Warum grinst du so, Schönling? Ich kann dir nur raten, nicht der Anwalt zu sein, den ich verlangt habe. Du bist noch nass hinter den Ohren und hast gerade erst dein Studium abgeschlossen.«
    Nummy fiel auf, dass dieser Besucher keine Uniform trug. Er trug eine saloppe Hose, einen Pullover und ein weißes Hemd.
    Als Nummy den jungen Mann ein zweites Mal ansah, stellte er fest, dass da etwas nicht stimmte. Das hübsche Gesicht und das freundliche Lächeln passten nicht zu dem, was er in seinen Augen sah. Es war nicht leicht, ein Wort für das zu finden, was er in seinen Augen sah. Verrückt war nicht das richtige Wort. Aber es ging schon in die Richtung. Hungrig war nicht das richtige Wort. Aber auf irgendetwas war der junge Mann begierig.
    »Euch zwei hebe ich mir bis zum Schluss auf«, sagte der Besucher. »Ihr werdet der krönende Abschluss, weil ihr versuchen werdet, euch zu widersetzen.«
    »Der krönende Abschluss?«, fragte Nummy, und Mr Lyss sagte zu ihm, er solle den Mund halten.
    Der Besucher wandte sich von ihnen ab und ging zu der mittleren der drei großen Zellen. Er benutzte einen Schlüssel, um die Tür aufzuschließen, und ließ sie hinter sich offen, als er eintrat.
    Keiner der neun Häftlinge versuchte zu entkommen. Sie standen nicht einmal auf, sondern blieben sitzen.
    Wenn Nummy einer von ihnen gewesen wäre, wäre er wenigstens aufgestanden. Leute mit guten Manieren standen auf, wenn jemand einen Raum betrat.
    Der lächelnde junge Mann blieb mitten in der Zelle stehen und deutete auf eine Frau in einem Schlafanzug, die auf einer Pritsche saß. »Du. Komm zu mir.«
    Sie stand auf, ging auf den jungen Mann zu und blieb vor ihm stehen. Ihr Mund bewegte sich, doch es kamen keine Worte heraus.
    Er deutete auf einen großen Mann in Boxershorts und einem T-Shirt. »Du. Komm zu mir.«
    Der Mann kam der Aufforderung nach. Er zitterte von Kopf bis Fuß.
    Der junge Mann sagte zu ihnen: »Ich bin euer Baumeister.«
    Dann passierte etwas Grauenhaftes, Beängstigendes und Wunderschönes.
    18.
    Erika folgte Victor von der Schnellstraße auf eine zweispurige Landstraße, die nach Westen hin durch goldene Wiesen bergauf in Wälder führte, die sogar im hellen Morgenlicht voller dichter Schatten waren. Die Asphaltstraße führte über eine Hügelreihe nach der anderen, auf und ab, immer weiter und nach jedem Gefälle höher hinauf. Dort, wo die Topografie Kurven erforderlich machte, waren sie breit und weit geschwungen, so viel Fels war beim Straßenbau entfernt worden, ja, diese zweispurige Straße wurde durch die landschaftlichen Gegebenheiten weniger eingeengt als die meisten anderen Landstraßen und schien ohne jede Rücksicht auf die Kosten gebaut worden zu sein.
    Der GL 550 verschwand mit etwa fünfzig Meilen in der Stunde über die Kuppe eines Hügels, und als Erika eine halbe Minute später dieselbe Hügelkuppe erreichte, war von dem Mercedes nirgendwo etwas zu sehen. Vor ihr lag eine lange, schnurgerade Strecke, die bis zur nächsten Kurve mindestens eine Meile weit sanft abfiel. Selbst wenn Victor das Gaspedal durchgedrückt hätte, sobald er außer Sichtweite war, hätte er eine solche Strecke nicht so rasch zurücklegen können.
    Sie fuhr langsamer, um den Straßenrand auf ihrer Seite nach einem Feldweg, einer Schotterstraße oder einer Stelle abzusuchen, wo der GL 550 mit seinem Vierradantrieb über die Böschung gefahren und zwischen den Bäumen verschwunden sein könnte. Als sie das untere Ende des Hangs erreichte, hatte sie nichts dergleichen gefunden.
    Sie kehrte um, fuhr denselben Hang wieder hinauf und suchte die andere Straßenseite ab. Hundert Meter vor der Hügelkuppe entdeckte sie abgeknicktes Grün und plattgewalztes Gras: ein häufig befahrener, wenn auch nicht von Wildwuchs befreiter Pfad, der im Wald verschwand.
    Sie blieb auf der Straße und fuhr weiter. Kurz nach der Kuppe des Hügels parkte sie am Straßenrand. Sie ließ den Motor laufen, nahm den Gang nicht heraus und ließ einen Fuß auf dem Bremspedal, während sie über die Situation nachdachte.
    Es war gut möglich, dass sie stärker war als Victor. Sie war eine robuste Konstruktion. Er hatte ihr zwei Herzen gegeben und sie mit praktisch unzerbrechlichen Knochen ausgestattet. Aber wie alle Angehörigen der Neuen Rasse,

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