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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Pfades versperrten dicht beieinanderstehende Bäume, Felsformationen und Totholz, das langsam versteinerte, jede Abzweigemöglichkeit.
    Die Stille des Waldes hätte ganz natürlich sein können, doch Erika erschien sie unheimlich. Von Zeit zu Zeit blieb sie stehen und drehte sich langsam im Kreis, lauschte auf einen Vogelruf, ein davonhuschendes Nagetier, das Surren der letzten Insekten, die kurz vor Anbruch des Winters noch hier waren. Manchmal hörte sie nichts und andere Male nur das Knacken von Rinde, die Sprünge bekam, um dem Wachstum des darunterliegenden Holzes Platz zu machen, oder das Knirschen schwerer Äste, die es müde waren, ihr eigenes Gewicht zu tragen, und mehr als einmal fühlte sie sich beobachtet.
    Schließlich endete der Weg am Rande einer Schlucht, in die Tageslicht herabströmte. Der Steilhang fiel vor ihr vielleicht fünfzehn Meter tief ab und war oben sechs Meter breit, an seinem unteren Ende jedoch nicht einmal halb so breit.
    Wenn der Mercedes diesem Pfad durch den Wald gefolgt war – und er hatte keine Ausweichmöglichkeiten gehabt – , wo war er dann jetzt?
    Noch einmal suchte sie mit den Augen den Boden der Schlucht ab, doch das Ergebnis war unbefriedigend. Die verkümmerten Bäume und herabgestürzten Steinbrocken dort unten reichten nicht aus, um das Wrack eines Geländewagens zu verbergen.
    Sie kehrte auf dem Pfad um und sah sich gründlicher als auf dem Hinweg rechts und links des Pfades um. Wieder bot der Wald keine Lücke, die auch nur halbwegs breit genug für ein Fahrzeug mit Vierradantrieb gewesen wäre.
    Als sie wieder auf der asphaltierten Landstraße angekommen war und sich der Hügelkuppe näherte, rechnete sie plötzlich fest damit, dass Victor sie bei dem Explorer erwarten würde. Sie zögerte … und setzte dann ihren Weg zur Kuppe fort.
    Das Fahrzeug stand noch genauso da, wie sie es zurückgelassen hatte, verriegelt, und niemand saß darin.
    Hoch oben in der Luft: kein Adler. Der Himmel wirkte kalt und unwirtlich.
    Die Rückfahrt nach Rainbow Falls dauerte länger als die Herfahrt, denn Erika ließ sich von ihrer Ratlosigkeit ablenken. Eine Zeit lang galt ihre Aufmerksamkeit zu gleichen Teilen der Erinnerung an den Waldweg und der Straße vor ihr.
    Immer wieder warf sie prüfende Blicke in den Rückspiegel. Nichts folgte ihr. Nichts, was sie sehen konnte.

19.
    Nummy glaubte, Zeuge eines Wunders zu werden, als sich der junge Mann vor seinen Augen in einen Engel verwandelte, silbern und funkelnd. Von seinem Gesicht stieg eine kleine Wolke Feenstaub auf und legte sich wie ein Heiligenschein um seinen Kopf. Der Feenstaub drang auch aus seinen Kleidungsstücken und plusterte sich zu einer Art von Flügeln auf, durch die man hindurchsehen konnte. Der Staub schien seine Kleidungsstücke zu verzehren, denn plötzlich waren sie verschwunden, aber der junge Mann war nicht nackt, und es brauchte einem nicht peinlich zu sein, ihn anzusehen. Er war nicht nackt, weil er funkelte und silbern war und an den Rändern verschwamm und nicht mehr viel von dem Mann hatte, der er noch vor ein paar Sekunden gewesen war. Einen Moment lang war er ein wunderschönes Mann-und-doch-nicht-Mann-Wesen.
    Das Schöne daran verflog schnell, und man konnte ihn nicht mehr für einen Engel halten. Der Nicht-Engel packte die Frau im Schlafanzug und riss ihr den Kopf ab, und aus dem offenen Mund des Nicht-Engels kam ein Strom von silbrig glitzerndem Zeug, der sich in den offenen Hals der Frau und bis ganz unten in sie hinein ergoss, als sei sie hohl und er füllte sie mit seinem silbernen Speichel. Nummy sah nicht, was mit ihrem Kopf passierte, er war einfach nicht mehr da; und er sah auch nicht, wie der Nicht-Engel und die Frau eins miteinander wurden und nicht mehr zwei waren. Aus dem Zwei-in-Einem kam ein gewundenes silbernes Ding heraus, das wie ein Korkenzieher aussah und sich in den großen Mann in Boxershorts bohrte, und er schwoll an, als würde er platzen. Dann schien sich der Korkenzieher in die umgekehrte Richtung zu drehen, und der Mann schrumpfte, als das, woraus er bestand, in das Zwei-in-Einem hineingezogen wurde, das daraufhin ein Drei-in-Einem war.
    Das Drei-in-Einem war nicht mehr silbern und funkelnd wie vorher, sondern eher grau und hässlich und wies leuchtend rote Schlieren auf. Man konnte Teile dreier Menschen sehen, auf eine Art zusammengesetzt, für die sie nie bestimmt gewesen waren, aber man konnte sich kein klares Bild davon machen, weil sie nicht stillhielten, sondern ständig

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