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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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schloss, sagte Addison Hawk: »Es dauert mindestens zwanzig Jahre, bis die Einheimischen einen Neuankömmling als einen von ihnen ansehen. Falls es jemals nützlich für Sie sein sollte, mehr darüber zu erfahren, wie die Dinge hier ablaufen – ich stehe im Telefonbuch.«
    »Ich schließe daraus, dass Sie nicht neu hier sind.«
    »Ich lebe seit neun Monaten vor meiner Geburt hier. Ich war in Great Falls, Billings, Bozeman, ich war in Helena und Missuola, aber ich habe nie einen Grund gesehen, anderswo als hier zu sein.«
    »Da stimme ich Ihnen zu«, sagte sie, als sie um den Explorer herum zur Fahrertür ging. »Es ist eine wunderbare Stadt – das Land, der weite Himmel, einfach alles.«
    Als sie fortfuhr, warf Erika einen Blick in den Rückspiegel und stellte fest, dass Addison Hawk ihr nachsah.
    Es war etwas vorgefallen, was sie nicht ganz verstand, mehr als eine Begegnung mit einem freundlichen Ortsansässigen. Sie dachte auf der Heimfahrt darüber nach, doch der Subtext des Gesprächs entzog sich ihr.
    21.
    Als er hinter Mr Lyss die Treppe hinaufrannte, wusste Nummy, dass er jetzt ein entflohener Sträfling war, wie im Film. Für Leute, die aus dem Gefängnis ausbrachen, ging es nicht immer – beziehungsweise meist nicht – gut aus.
    Die Tür am oberen Ende der Treppe hatte ein kleines Fenster. Die Scheibe bestand aus Drahtglas, und Mr Lyss warf einen Blick durch das Glas und den Draht, bevor er die Tür zu öffnen versuchte, doch sie war abgeschlossen. Der alte Mann stieß einen Schwall von Flüchen aus, auf den hin ihn ein Blitz hätte treffen sollen, doch er war noch nicht verbrutzelt, als er sich mit seinem Werkzeug an der Tür zu schaffen machte, um das Schloss zu knacken.
    Von unten, wo die Leute getötet wurden, drangen grässliche Geräusche herauf, die Nummy abzublocken versuchte. Er wollte sich in seinem Kopf ein fröhliches Lied vorsingen, um die entsetzlichen Schreie zu übertönen, aber wirklich nur in seinem Kopf, weil Mr Lyss ihm bestimmt die Nase abbeißen würde, wenn er tatsächlich sang. Aber ihm fiel absolut kein anderes fröhliches Lied ein als »Happy Feet«, und wenn man »Happy Feet« sang, musste man tanzen, es ging gar nicht anders, und da er ein ungeschickter Mensch war, sollte er besser nicht versuchen, auf der Treppe zu tanzen.
    Mr Lyss stocherte endlos lange in dem Schloss herum. Plötzlich sagte er das schmutzigste Wort, das Nummy kannte, sah noch einmal durch das kleine Fenster, öffnete die Tür und verließ die Treppe.
    Nummy folgte dem alten Mann in den Korridor und dann nach rechts zu einem Schild, auf dem AUSGANG stand. Sie kamen an geschlossenen Türen vorbei, und hinter manchen Türen waren Stimmen zu hören.
    Im Laufen packte Nummy Mr Lyss, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und flüsterte: »Wir sollten jemandem Bescheid sagen.«
    Mr Lyss schüttelte Nummys Hand ab und lief durch die Tür am Ende des Flurs, doch sie gelangten nicht ins Freie, wie Nummy erwartet hatte. Sie befanden sich in einem Vorraum, in dem schmutzige Schuhe abgestellt und nasse Mäntel und Jacken aufgehängt werden konnten.
    »Wir sollten jemandem Bescheid sagen«, beharrte Nummy.
    Mr Lyss sah sich die Steppjacken an, die an den Wandhaken hingen, und sagte: »Wem sollen wir was sagen?«
    »Der Polizei, dass im Keller Leute getötet werden.«
    »Das wissen die doch längst, du Schwachkopf. Sie sind doch diejenigen, die sie töten lassen.«
    Mr Lyss nahm eine Jacke von der Wand und schlüpfte hinein. Auf dem Ärmel war ein Polizeiabzeichen aufgenäht. Die Jacke war dem alten Mann viel zu groß, aber er zog den Reißverschluss trotzdem hoch und eilte zur Tür.
    »Das ist Diebstahl«, sagte Nummy.
    »Und du bist ein hirnloser Quatschkopf«, sagte Mr Lyss, während er auf die Straße hinaustrat.
    Nummy O’Bannon wollte dem alten Mann mit dem Körpergeruch, den schlechten Zähnen, dem schlechten Atem, den schlimmen Wörtern und der negativen Einstellung nicht folgen, aber er hatte immer noch Angst, und er wusste nicht, was er stattdessen hätte tun können. Also folgte er ihm und war jetzt ein ausgebrochener Sträfling, der sich mit einem Jackendieb herumtrieb.
    Während er an der Seite des Jackendiebs durch die menschenleere Straße eilte, sagte Nummy: »Wohin gehen wir?«
    » Wir gehen nirgendwohin. Ich verlasse die Stadt. Allein.«
    »Nicht ganz in Orange, das wird nichts.«
    »Ich bin nicht ganz in Orange. Ich habe die Jacke.«
    »Aber Ihre Hose ist orange. Die Leute wissen, dass orange

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