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Der Schoepfer

Der Schoepfer

Titel: Der Schoepfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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die Sachen in den Kissenbezug. Er ging rasch zu Werk, weil er befürchtete, jemand könnte das Zimmer betreten und ihn beim Packen ertappen. Den improvisierten Beutel ließ er im Kleiderschrank und kehrte in sein Bett zurück.
    Fünfzehn Minuten lang hatte er nichts anderes zu tun, als zu warten. Er legte sich auf die rechte Seite und stellte sich schlafend. Wenn er ein Auge einen kleinen Spalt weit öffnete, konnte er die Uhr auf dem Nachttisch sehen.
    Falls ihm eine Krankenschwester Tabletten bringen und darauf bestehen sollte, dass er sie in ihrem Beisein nahm, würde er so tun, als schluckte er sie runter, aber in Wirklichkeit würde er sie in die Backentasche schieben oder sie unter seiner Zunge festhalten und sie ausspucken, sobald die Krankenschwester fort war. Mr Walker hatte gesagt, er habe ungewöhnlich viele ihrer Mitpatienten jetzt tagsüber schon schlafen sehen. Vielleicht war es gut, dass sie beide ihr Mittagessen kaum angerührt hatten.
    Falls Dr. Flynn oder jemand anderes kam, um Travis für eine Untersuchung oder aus irgendeinem anderen Grund nach unten zu bringen, würde es ihm wahrscheinlich nichts nutzen, wenn er sich schlafend stellte. Sie würden nicht unbedingt fortgehen. Sie könnten ihn an einem Rollstuhl festschnallen und ihn in den Keller bringen, ganz gleich, ob er wach war oder schlief.
    Als er am Fenster stand, hatte er gesehen, was mit jemandem geschah, der sich ihnen widersetzte, und er kam sich sehr klein vor. So weit er zurückdenken konnte, hatte er es immer eilig damit gehabt, erwachsen zu werden. Nicht nur, um groß und stark zu sein, sondern auch, um das zu lernen, was Männer wussten und was sie in die Lage versetzte, mit allen Arten von Pech und Schwierigkeiten umzugehen. Manche Männer schienen gelassen durchs Leben zu gehen und auf das, was ihnen zustieß, anders als die großspurigen Aufschneider in der Schule, die andere schikanierten, mit ruhiger Selbstsicherheit zu reagieren, so wie Bryce Walker.
    Travis’ Vater hatte nicht zu diesen Männern gezählt. Mace Ahern hatte ihn und seine Mutter vor acht Jahren im Stich gelassen. Travis hatte keine Erinnerungen an seinen Vater, nur Fotos von ihm. Vor einem Jahr hatte er beschlossen, sie nie mehr anzusehen. Es tat zu weh.
    Er wollte schnell erwachsen werden, weil er für seine Mutter sorgen musste. Ihr Leben war armseliger, als sie es verdient hatte. Mace hatte ihr eine Menge Rechnungen hinterlassen, von denen sie erst erfuhr, nachdem er weg war; und sie hatte getan, was sich gegenüber den Menschen gehörte, denen er etwas schuldig war. Aber sie arbeitete Tag und Nacht, und Travis konnte ihr ansehen, dass sie erschöpft war, obwohl sie niemals klagte. Sie kochte in der Meriwether-Lewis-Grundschule, sie putzte vier private Häuser, sie verkaufte ihre selbst gebackenen Plätzchen über Mr Heggenhagels Geschäft, und zu Hause übernahm sie Näharbeiten. Travis wollte ein verantwortungsbewusster Mann sein, wie sein Vater es nicht gewesen war. Er wollte nicht zusehen müssen, wie das Leben seine Mom ermüdete und sie altern ließ, obgleich sie noch jung war.
    Jetzt machte sich Travis aus einem noch grässlicheren Grund Sorgen um sie. Wenn außerirdische Parasiten oder dämonische Körperfresser – oder was auch immer sie waren – sich des Gehirns der Menschen hier bemächtigten und das Krankenhauspersonal bereits unter ihre Kontrolle gebracht hatten, dann könnten sie durchaus auch in anderen Einrichtungen aktiv sein. Zum Beispiel in der Meriwether-Lewis-Grundschule. Sie könnten sich bereits überall in Rainbow Falls eingenistet haben, und vielleicht gab es von Stunde zu Stunde weniger echte Menschen in der Stadt. Er musste aus dem Krankenhaus fliehen und sie warnen.
    Als fünfzehn Minuten vergangen waren, stand Travis aus dem Bett auf und ging zur Zimmertür, die offen stand. Er streckte seinen Kopf vorsichtig durch den Türrahmen und warf einen Blick nach Norden, wo Schwester Makepeace wieder im Stationszimmer saß. Durch den Flur kam, auf die Minute pünktlich, Mr Walker aus seinem Zimmer. Er hielt sein Pillenschälchen in der Hand und machte eine so saure Miene, als hätte er gerade ein Glas verdorbene Milch getrunken.
    Travis eilte zum Kleiderschrank, schnappte sich den Kissenbezug und kehrte zur Zimmertür zurück.
    Im Stationszimmer beschwerte sich Bryce Walker, die Tablette, die man ihm gegeben habe, sei nicht die gleiche wie die, die er letzte Nacht eingenommen habe, doch auf seinem Krankenblatt stünde nichts davon,

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