Der Schoepfer
sich immer lächerlich machen. Entschuldigt Jocko. Er geht jetzt und bringt sich um.«
Jocko schlug Räder aus der Küche hinaus. Durch den Flur. In die Diele.
Jocko sah in den Spiegel in der Diele. Hakte zwei Finger in seine Nasenlöcher. Zog seine Nase zu seiner Stirn zurück. So weit es ging. Das tat so weh, dass Jocko Tränen in die Augen traten.
Jocko spuckte auf seinen linken Fuß. Spuckte auf seinen rechten Fuß. Spuckte noch ein paarmal drauf.
Das war das Ende. Tod durch Selbstverbrennung, ein Feueropfer. Jocko warf sich in den Kamin. Kein Feuer. Schiefgegangen.
Jocko konnte ihnen nie mehr ins Gesicht sehen. Er würde eine Tüte über seinem Kopf tragen. Für alle Zeiten.
Nach einer Weile kehrte Jocko in die Küche zurück.
Erika hatte einen zusätzlichen Stuhl an den Tisch gestellt. Neben ihren. Sie hatte ein Kissen auf den Stuhl gelegt. Um Jocko größer zu machen. Sie lächelte und klopfte auf das Kissen.
Jocko setzte sich neben Erika. Seine drei neuen Bekannten lächelten ihn an. So nett. Jocko war auch nett. Er lächelte nicht .
»Darf Jocko sich ein Plätzchen nehmen?«, fragte er Erika.
»Ja, das darfst du.«
»Darf Jocko sich neun Plätzchen nehmen?«
»Ein Plätzchen nach dem anderen.«
»Okay«, sagte Jocko und nahm ein Plätzchen von der Platte.
Erika sagte: »Ich wollte unseren Gästen gerade erzählen, wie es sein kann, dass Victor auf der Mülldeponie gestorben ist – und trotzdem hier in Montana lebendig herumläuft.«
Jocko starrte seine brillante Mutter voller Erstaunen an, ohne in das Plätzchen zu beißen. »Du weißt, wie das sein kann?«
»Ja«, sagte Erika. »Und du weißt es auch.« Zu den anderen sagte sie: »In Victors Villa im Garden District gab es in der Bibliothek einen verborgenen Schalter. Wenn man draufgedrückt hat, schwang ein Teil der Regalwand an Drehscharnieren auf und gab einen Geheimgang frei.«
»Geheimgang«, bestätigte Jocko.
»Am Ende eines zweiten Gangs mit diversen Hindernissen befand sich hinter einer beeindruckenden Stahltür ein Raum.«
»Raum«, stimmte Jocko ihr zu.
»In diesem Raum stand unter anderem ein großer Glasbehälter, zwei Meter siebzig lang, einen Meter fünfzig breit und knapp einen Meter hoch. Er stand auf einer Reihe von verschnörkelten Bronzefüßen.«
»Füßen«, versicherte ihnen Jocko.
»Die an den Kanten facettierten Glasscheiben waren sehr kalt und steckten in einem kunstvoll verzierten Rahmen aus herrlich getriebener vergoldeter Bronze. Es wirkte wie ein riesiger Schmuckkasten. Das Gefäß war mit einer halb transparenten rötlich goldenen Substanz gefüllt, die manchmal eine Flüssigkeit und manchmal ein Gas zu sein schien.«
»Gas«, sagte Jocko und erschauerte.
»Und in diese Substanz war ein undeutlich umrissenes Etwas gehüllt, das am Leben, aber scheintot zu sein schien. Aus einer Laune heraus – ich weiß selbst nicht, warum – habe ich mit dem Ding in dem Behälter gesprochen. Es hat mir geantwortet. Seine Stimme war gesenkt und bedrohlich. Es hat gesagt: ›Du bist Erika fünf und du gehörst mir.‹«
»Bedrohlich.« Jocko hatte immer noch nicht in sein Plätzchen gebissen. Er wollte es nicht mehr. Jocko war übel.
»Ich habe nie gesehen, was in dem Behälter war«, sagte Erika, »aber jetzt glaube ich, es muss ein weiterer Victor gewesen sein. Sein Klon.«
Das Plätzchen auf die Platte zurücklegen? Nein. Ungehörig. Jocko hatte es angefasst. Mit seiner ekligen Hand. Mit einer seiner ekligen Hände. Beide waren eklig.
»Und vielleicht«, fuhr Erika fort, »hat das via Satellit übertragene Signal von diesen Zellen in seinem Körper, das allen Angehörigen der Neuen Rasse ein Ende bereitet hat, auch seinen Klon aus diesem Glasbehälter befreit.«
Jocko setzte seinen Hut ab. Er legte das Plätzchen auf seinen Hut. Dann setzte er den Hut wieder auf.
45.
Travis Ahern hatte Jeans, einen Pullover und eine Jacke getragen, als er in aller Eile ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Die Jacke hatte mehrere Taschen, vollgestopft mit all den Utensilien und Kuriositäten, die einem neunjährigen Jungen lebensnotwendig erschienen, um die Welt spielend zu erkunden. Unter diesen Gegenständen befand sich auch ein Taschenmesser mit einem Perlmuttgriff, das sich Bryce Walker von ihm borgte, ehe er in sein Zimmer zurückkehrte.
Sowie er allein war, zog Travis von einem seiner Kissen den Bezug ab. Er stellte sich vor den kleinen Kleiderschrank, zog seine Straßenkleidung von den Kleiderbügeln und packte
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