Der schottische Seelengefährte (German Edition)
Vater vor nun fast zwei Monaten bei einem Unfall in England gestorben.“
Mairi drückte ihre Hand für einen Moment noch fester. „Gott sei ihrer Seele gnädig“ murmelte sie mit geschlossenen Augen und bekreuzigte sich, während ihr Gesicht mit einem Ausdruck von Trauer und Resignation in sich zusammen fiel. Einige Minuten herrschte beklommenes Schweigen, in dem nur das Knistern der Holzscheite im Kaminfeuer zu hören war, während beide in ihre eigenen Gedanken versunken waren.
„Ein Sassenach also. War sie glücklich?“ fragte Mairi ganz leise. Mary schaute ihr direkt in die tränennassen Augen und lächelte leicht. „Sehr. Sie hat immer gesagt, sie hätte sich ihren Seelengefährten gewünscht und ihn auch bekommen. Meine Eltern haben sich sehr geliebt und eine sehr harmonische Ehe geführt. Sie haben sich gegenseitig respektiert und ergänzt. Ich kann mich an kein böses Wort zwischen den Beiden erinnern, auch wenn viele das für unmöglich oder sogar langweilig halten. Ihre Gegensätze haben sie als Vorteil zu nutzen gewusst. Meine Mom war sehr musikalisch, sie konnte wunderbar singen, während Dad nie auch nur eine einzige Note traf, genau wie ich, leider. Dafür hat er es umso mehr genossen, ihren Liedern einfach nur zuzuhören, wenn sie mir etwas vorgesungen hat. Dad dagegen war sehr sportlich und hat viel mit mir unternommen. Und während wir beide uns auf dem Sportplatz ausgetobt haben, hat sie am Rand gestanden und uns angefeuert.“ Mary musste schlucken und drehte aus Gewohnheit wieder am Siegelring. „Sie haben sich einfach perfekt ergänzt.“ „Danke“ vernahm Mary leise von Mairi, die ihr kurz die Hand drückte und wieder in Schweigen verfiel. „Dann hat sich ja alle Mühe gelohnt.“
Mary war so mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, dass sie erst einen Moment brauchte, bis der seltsame Satz wirklich zu ihr durchgesickert war. Verwirrt schaute sie zu Mairi, die aufgestanden war, um Holz nachzulegen, und stützte sich auf ihre Ellenbogen, obwohl ihr Kopf bei dieser Bewegung heftig protestierte und ihr leicht schwindelig wurde.
„Was meinst du damit?“ Mary hatte entschieden, dass man eine Verwandte nicht siezen musste und folgte angestrengt Mairis Bewegungen.
Mairi schaute sie abschätzend an, als ob sie etwas Wichtiges abwägen müsste. „Was hat Euch Eure Mutter von ihrer Familie erzählt?“
„Das war ein schwieriges Thema“ erwiderte Mary leise. „Sie hat nicht viel erzählt, aber allein der Gedanke an ihre Familie hat sie immer sehr traurig gemacht, so dass ich das Thema gemieden habe. Einmal, zu Weihnachten, als wir spät am Abend noch zusammen saßen und etwas getrunken hatten, habe ich sie mal gefragt, wie sie denn früher mit ihrer Familie Weihnachten gefeiert hat. Sie hat so lange schwiegen, dass ich schon dachte, sie würde gar nicht antworten. Aber dann hat sie mir von den großen Festen erzählt, bei denen die ganze Verwandtschaft zusammenkam und tagelang vorbereitet und gefeiert wurde. Es hörte sich sehr schön an, Teil so einer großen Familie zu sein. Und als ich sie dann fragte, warum sie uns nicht mal besuchen kommen oder wir in die Highlands fahren würden, hat sie nur traurig geantwortet, dass es nicht möglich sei, da sie sich mit ihrer Familie zerstritten habe.“ Vorwurfsvoll schaute sie Mairi an. „Aber warum hast du sie denn nicht besucht?“
„Weil ich nicht wusste, wo sie war“ beantwortete Mairi ruhig den Vorwurf.
„Sie hat dir nie eine Nachricht geschickt? Das ist aber sehr untypisch für Mom. Wo sie dich doch so vermisst hat.“
Mairi wanderte unruhig im Zimmer auf und ab und schien plötzlich einen Entschluss gefasst zu haben, als sie sich wieder zu Mary ans Bett setzte.
„Deine Mutter war ein wunderbarer Mensch und hatte es nicht immer leicht.“ Sie holte tief Luft. „Sie war Ewan, dem ältesten Sohn vom Clan der Fergussons versprochen. Das Gebiet der Fergussons und der McKinnon grenzen aneinander, wobei das der McKinnons südlich ans Meer grenzt und das der Fergussons ganz landeinwärts liegt. Es sollte ein starkes und wehrhaftes Bündnis geschlossen werden. Außerdem würden die Fergussons dadurch endlich direkten Zugang zum Meer bekommen, worauf sie es schon immer abgesehen hatten. Doch Megan fand Ewan einfach nur abstoßend, ein kalter brutaler Mensch, der ihr das Leben zur Hölle gemacht hätte.“
Entschuldigend blickte sie Mary an. „Deine Mutter war schon immer sehr romantisch veranlagt, sie war in einem glücklichen Heim
Weitere Kostenlose Bücher