Der schottische Seelengefährte (German Edition)
wofür sie Gottjeden Tag danken würde. Sie wünschte sich für ihre Tochter eben dieses große Glück hatte sie Mary im Krankenhaus zugeflüsterte, und sich von ihr diesen Wunsch erbeten, den sie nun gerade erfüllte. Hier an diesem Ort, in der Nacht von Beltane zu sitzen und sich ihren Seelengefährten zu wünschen, damit sie nicht allein durchs Leben gehen sollte. Gedankenverloren drehte Mary aus Gewohnheit am Siegelring an ihrem Finger während die Worte ihrer Mutter in ihrem Kopf herumspukten.
Wieder diese für sie so typische Art und Weise sich auszudrücken. Den Partner fürs Leben zu finden als Seelengefährten zu beschreiben. Aber passend zu ihrer auch sonst eher altmodischen Lebenshaltung erinnerte sich Mary schwermütig.
Ach Ma, wenn das mal so einfach wäre! Mary kramte ein Stück Schokolade aus ihrer Tasche und ließ sich trotz der Nässe auf den Rücken sinken. Während die herbe Süße langsam in ihrem Mund schmolz, starrte sie hoch in den funkelnden Sternenhimmel.
Ob es überhaupt einen für sie gab? Wie sollte er denn überhaupt sein? Gab es jemanden, der ihre Macken ertrug und ihr die Freiheiten ließ, die sie brauchte? Ihre bisherigen Erfahrungen waren eher ernüchternd gewesen und nicht dazu angetan, dieses Thema zu vertiefen. Vielleicht war nun der richtige Augenblick, sich genauer damit zu befassen. Schließlich hatte sie ja sowieso nichts Besseres zu tun, als hier im Dunkeln im nassen Gras zu liegen und auf Mitternacht zu warten!
Langsam wurde Mary von einem Tropfen, der von ihrer rechten Wange weiter hinunter bis zum Hals lief, geweckt. Noch ganz benommen öffnete sie die Augen und sah - nichts! Verwirrt setzte sie sich auf und zwinkerte mehrfach mit den Augen. Nebelschleier lagen über der Lichtung und verbreiteten den anheimelnden Charme eines Friedhofs in einem Edgar Wallace Krimi. Das dämmrige Licht machte es unmöglich zu erkennen, zu welcher Tageszeit sie gerade aufgewacht war.
Ich bin wohl eingeschlafen, fröstelt sie und rieb sich die klammen Arme. Angestrengt lauschte sie, ob sie irgendetwas hören konnte. Doch das Einzige, was sie vernahm, war ihr schneller Herzschlag, der laut in ihren Ohren dröhnte.
Na prima, das kann ja ein gemütlicher Heimweg werden!
Sie rappelte sich mühsam auf, schüttelte ihr Kleid und den Mantel aus und wollte nach ihrer Tasche greifen. Doch ihre Hand griff ins Leere!
Ich hatte sie doch hier neben mich gelegt, als ich den Rest des Lunchpaketes von Susan gegessen habe. Verwundert suchte Mary die Umgebung um den kleinen Hügel ab, fand aber nichts. Verzweifelt dreht sie noch eine Runde und suchte Schritt für Schritt das feuchte Gras ab.
Ich muss sie finden, in der Tasche ist mein halbes Leben, und nicht zu vergessen meine Nervennahrung. Ihr Vater hatte sie immer damit aufgezogen, dass sie mit dem Inhalt ihrer Tasche mindestens eine Woche in der Wildnis überleben und nur sie sich in diesem Paralleluniversum zurechtfinden könnte. Aber auch nach der dritten Runde intensiver Suche blieb ihre Tasche verschwunden. Der Nebel schien sich beharrlich zu halten, deshalb entschied Mary, sich trotz der schlechten Sicht und der fehlenden Tasche auf den Rückweg zu machen. Noch einmal stellte sie sich ganz ruhig hin, schloss die Augen und versuchte sich zu orientieren - nichts. Oder doch? Sie meinte vage, Stimmen vernommen zu haben. Sie konzentrierte sich wieder, und da, eindeutig menschliche Stimmen. Sie atmete noch einmal tief durch und suchte nochmals den Boden ab in der Hoffnung, ihre Tasche doch noch zu entdecken. Fehlanzeige.
„Na dann mal los“ versuchte sie sich selber laut Mut zu machen und ging vorsichtig den kleinen Hügel hinunter und folgte der Richtung, aus der sie meinte, die Stimmen gehört zu haben. Schrittfür Schritt tastete sie sich langsam durch den undurchdringlichen Nebel.
Wie gut, dass ich meine Jeans unter dem Kleid anbehalten habe, sonst würde ich jetzt richtig frieren, dachte Mary und stieg vorsichtig über einen umgefallenen Baumstumpf. Angestrengt starrte sie in den Nebel und konnte auf einmal das kleines Wäldchen direkt vor ihr ausmachen. Gott sei Dank, das schien der richtige Weg zu sein. Langsam schritt sie weiter vor und musste sich immer wieder aus Dornenzweigen befreien.
Kommt mir irgendwie bekannt vor, ging ihr trotz Kratzern an den Händen beruhigend durch den Kopf. Erleichterung über den anscheinend richtigen Weg ließ ihren Humor wieder erwachen. Wie man sich über so etwas eigentlich Nervendes, wie an Dornen
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