Der schottische Seelengefährte (German Edition)
einheiraten. Schweden ist da das beste Beispiel. Wieso haben ihre Eltern sie zu so etwas Abscheulichem gezwungen? Kein Wunder, dass sie weggelaufen ist.“ Mary redete sich richtig in Rage während Mairi sie nur mit offenem Mund völlig verwundert anstarrte. Plötzlich erschien ein Schmunzeln auf Mairis Gesicht, was Mary völlig aus dem Konzept brachte.
„Was?“ fauchte sie Mairi an, die versuchte ihre Heiterkeit zu unterdrücken.
„Ich verstehe zwar nicht alles, was Ihr da sagt, aber wie ich sehe, habt Ihr auch das Temperament Eurer Mutter geerbt.“ Mairi strich Mary eine Strähne ihres lockigen Haares zurück, die sich während ihrer empörten Rede aus ihrem Zopf gelöst hatte und ging zum Fenster, hob den Vorhang beiseite und schaute hinaus. Sie ist kleiner als Mom, und rundlicher, bemerkte Mary unbewusst, während sie Mairi mit den Augen folgte. Doch Marys Geduldsfaden wareindeutig zu Ende, sie schwang ihre Beine über die Bettkante. „Ich muss wieder zurück zum Gasthaus. Susan wird sich schon Sorgen machen und sich fragen, wo ich bleibe. In ein paar Tagen, wenn ich ausgeschlafen bin und alles einigermaßen verdaut habe, können wir uns gerne noch einmal treffen. Ich würde liebend gerne noch mehr von dir über Mom erfahren, aber für heute ist mein Bedarf eindeutig gedeckt. Außerdem muss ich noch meine Tasche suchen, da sind alle meine wichtigen Papiere drin und ich brauche meine Kreditkarte, um mein Zimmer zahlen zu können. Und meine Schlüssel fürs Auto brauche ich auch, sonst sitze ich hier fest. Wer weiß, wo der nächste Autoservice ist, um mir einen Schlüssel nachzumachen.“
Und wo war Schokolade, wenn man sie so dringend brauchte?
Während sie so vor sich hin lamentierte, beobachtete Mairi sie nur wortlos und verfolgte jede ihrer Bewegungen. Als Mary schwankend von dem Bett aufstand, trat sie schnell hinzu, hielt sie fest und drückte sie wieder auf die Bettkante zurück. Stirnrunzelnd betrachtete sie Mary, die mit geschlossenen Augen versuchte, die Achterbahn in ihrem Kopf zu stoppen. Gedankenverloren ließ sie ihren Blick über Marys Jeans schweifen, die unter dem Kleid hervorlugte. Ganz vorsichtig befühlte sie den Stoff.
„Sagt, wo habt Ihr diese Beinkleider her?“
Irritiert über den plötzlichen Themenwechsel öffnete Mary vorsichtig ein Auge.
„Was hat das denn mit der ganzen Geschichte zu tun?“ Mary war nun mehr denn je davon überzeugt, dass Mairi nicht ganz richtig im Kopf war.
„Bitte, es ist wichtig“.
„Die habe ich mir kurz vor meiner Abreise nach Schottland noch in Manchester gekauft.“
„Das liegt in England, richtig?“
„Hm hm“ brummelte Mary nur kurz zustimmend.
Mairi wanderte unruhig hin und her und flüsterte unverständliche Dinge vor sich hin. „Ist es denn doch möglich“ konnte Mary nur zwischendurch mal verstehen. Direkt vor Mary blieb sie wieder stehen. „Warum seid Ihr hier?“
Mary versuchte den wilden Gedankensprüngen zu folgen. Sie holte tief Luft, um sich zu fassen bevor sie erwiderte: „Ich erfülle den letzten Wunsch von Mom. Ich sollte an Beltane zu diesem Hügel gehen und mir meinen Lebenspartner wünschen, Seelengefährten wie sie es ausgedrückt hat.“
Noch während sie sprach, vielen ihr auf einmal die Parallelen zu der Geschichte auf, die Mairi ihr kurz vorher von ihrer Muttererzählt hatte und blickte sie ungläubig an. „Das kann doch nicht sein. So etwas funktioniert doch gar nicht. Alles nur Zufall“ wehrte sie entschieden ab, während sie sich ihre schmerzende Schläfe massierte.
Mairi ging zum Tisch, nahm einen Becher und goss etwas Flüssigkeit hinein. „Hier, trinkt das, es wird Eure Kopfschmerzen etwas lindern.“
Mary betrachtete den Inhalt mit so viel Vertrauen wie den berühmten Schierlingsbecher. Skeptisch schnupperte sie daran, konnte aber nur Gewürze und Kräuter ausmachen. Vorsichtig nahm sie einen kleinen Schluck. Das Getränk erinnerte sie an Kräutertee, den sie manchmal getrunken hatte, wenn sie erkältet gewesen war. Während Mary den Becher Schlückchen weise leerte, ließ Mairi sie nicht aus den Augen und nahm ihr am Ende den leeren Becher aus der Hand.
„Ich muss jetzt wirklich gehen, und bis zum Gasthof an der Straße ist es ja auch nicht weit. Ich hoffe nur, Susan hat noch kein Suchkommando losgeschickt.“ Mary versuchte sich wieder aufzustellen, wobei sie zufrieden feststellte, dass ihr Kopf schon weniger pochte. Doch nun ließen sie ihre Beine im Stich! Schlapp sank sie wieder auf die
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